Verabschiedung in Kemberg Verabschiedung in Kemberg: Treue Seele geht in Ruhestand

KEMBERG/MZ - „Rita ist die Seele der Apotheke in den letzten 40 Jahren.“ Kein anderer Mitarbeiter habe solch ein Namensgedächtnis wie sie, lobt Frieder Jage seine langjährige Mitarbeiterin, die Anfang der Woche extra aus ihrem Urlaub zur Verabschiedung nach Kemberg gekommen ist. 48 Jahre, ihr ganzes Leben lang, hat Rita Ockert in der Löwenapotheke gearbeitet. Am jetzigen Sonntag, mit dem 65. Geburtstag, geht sie in den verdienten Ruhestand.
Durch Zufall zum Beruf
Es war Zufall, dass die Trebitzerin eine Lehre zur Apothekenfacharbeiterin aufnahm. „Horst Elbe war damals Apotheker in Kemberg, seine Schwiegertochter war Lehrerin. Und die sagte zu mir: Das wäre etwas für dich.“ Rita Ockert machte ein Jahr Praktikum, bevor sie die Lehre in Kemberg begann.
Die Kemberger Apotheke hat zwar im Laufe der Jahre den Standort gewechselt, Rita Ockert jedoch blieb. Nach einem einjährigen Praktikum 1966 absolvierte Rita Ockert eine Ausbildung zur Apothekenfacharbeiterin.
In den 70er Jahren machte sie ein Fernstudium zum Pharmazie-Ingenieur. Diese, so der Kemberger Apotheker Frieder Jage, dürfen Nachtdienst machen, für vier Wochen den Apotheker vertreten und auch eigenverantwortlich Medikamente abgeben. Das Studium zum Pharmazie-Ingenieur gab es nur bis zur Wende.
In den 70er Jahren kam ein Fernstudium in Halle zum Pharmazie-Ingenieur dazu. „Das gibt es heute nicht mehr“, weiß sie. Die wahre Leidenschaft der Trebitzerin befand sich in dem kleinen Raum der Rezeptur. Salben und Tinkturen mischen, Pillen und Zäpfchen herstellen war ihre Welt. „Ganz früher haben wir sogar Augentropfen gemacht und Tee gemischt“, erzählt Rita Ockert. „Ich war gern im Hintergrund. Nach der Wende gab es viele Fertigprodukte, inzwischen werden aber wieder mehr individuelle Rezepte von den Hausärzten verschrieben.“ Diese Akribie hat sich bis in die eigene Küche übertragen. Die Apothekenangestellte verrät, dass sie beim Backen die Zutaten genau abwiegt. Nie war ihr der Gedanke gekommen, wegzugehen oder etwas anderes zu machen. „Ich bin sehr bodenständig“, sagt sie über sich. „Ich hätte sicher Schwierigkeiten gehabt, irgendwo neu einzusteigen.“
Fotoalbum zum Geschenk
Ihre Beschäftigung in Kemberg habe nie in Frage gestanden, sagt auch Frieder Jage, der seit 15 Jahren die Apotheke leitet. Der Apotheker hat als Ersatz seit Jahresanfang eine Sechsstunden-Kraft neu angestellt. „Falls es hart auf hart kommt, hat Rita versprochen, dass sie auch mal aushilft.“ Alle zwölf Mitarbeiter und Frieder Jage als Chef haben ihr viel Glück und Gesundheit für die Zukunft gewünscht. Es gibt einen Präsentkorb und ein Fotoalbum mit vielen Aufnahmen bis in die 60er Jahre zurück. Natürlich hatte Frieder Jage sie gefragt, ob sie die 50 Jahre nicht doch komplett machen will. Rita Ockert hat abgelehnt. „Mein Mann hört jetzt ebenfalls auf“, freut sie sich auf die gemeinsame Zeit mit Ehemann Siegfried.