Ungewöhnliches Backwerk Ungewöhnliches Backwerk: Projekt Riesentorte zum Reformationstag

Wittenberg - Frank Jäger ist der Mann für alle Fälle. Der namhafte Bäcker und Konditor aus Wittenberg wird oft angerufen, wenn es etwas Außergewöhnliches sein soll. Er hat schon für königlichen Besuch gearbeitet - „Luthers Stolpersteine“ gab es da, handgefertigte Pralinen, gefüllt mit einer Kräuterlikör-Creme.
Drei Erklärungen hat er parat, was den Namen betrifft: Luther war ein Stolperstein in der Geschichte, Wittenbergs Pflaster auf dem Markt lädt zum Stolpern ein - und wer zu viele von den Pralinen vertilgt, der kann leicht ins Stolpern geraten.
Jetzt gibt es wieder einen besonderen Anlass, einen absolut außergewöhnlichen - 500 Jahre Thesenanschlag. Diesmal kam der Anruf von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), ob Jägers nicht etwas beisteuern könnten zum Reformationstag, wenn - unter anderem - die deutsche Staatsspitze nach Wittenberg reist. In der Bäcker- und Konditorei ist länger überlegt worden.
Es sollte schon, erklärt Frank Jäger, ein historischer Bezug da sein bei dem Backwerk: „Denn was wären wir ohne das, was hier vor 500 Jahren passiert ist? In der Wirtschaft, in der Sprache, wer ein bisschen um die Ecke denkt, findet unzählige Beispiele. Man muss sich auch als Bäcker vor Augen halten, was für ein wichtiger Tag das ist.“
Frank Jäger und sein Team haben sich für eine Riesentorte entschieden, die am Reformationstag an öffentlichem Ort präsentiert werden soll. Also nicht vor den geladenen Gästen in Schlosskirche oder Stadthaus, sondern in der Exerzierhalle, wohin die Ereignisse wie Gottesdienst oder Kanzlerinnenrede übertragen werden.
Ganz genau möchte der Wittenberger Konditor noch nicht verraten, was es für ein Kuchen werden wird, es soll sich um eine Überraschung handeln. Allerdings spielen 30 Kilo Obst eine Rolle und es sollen nur Zutaten Verwendung finden, die es auch damals bereits gegeben hat.
Und eben die Dimensionen, die sind außergewöhnlich: „Noch größer ginge nicht, weil sonst der Transport nicht funktionieren würde“, bemerkt Jäger. Er erklärt auch, dass der Riesenkuchen zusammengesetzt wird.
Die Vorbereitungen laufen natürlich längst, es geht etwa um das Zusammentragen der Zutaten. Dass der Aufwand beträchtlich ist, zeigt schon allein der Fakt, dass an zwei Tagen in der Backstube probiert und getüftelt worden ist, eine Generalprobe ging ebenfalls über die Bühne.
Ein weiterer Test bezog sich zudem auf den Transport in die Exerzierhalle. Und klar, alle müssen anpacken, das bezieht sich nicht nur auf das Team der Bäckerei und Konditorei, sondern auch auf die große Jäger-Familie und auf Freunde.
Gebacken wird die Riesentorte für das Reformationsjubiläum am Montag, vorsichtshalber, damit ja nichts schief geht. Angeschnitten werden soll sie nach dem nachmittäglichen Gottesdienst in der Schlosskirche.
Frank Jäger, der schon etliche außergewöhnliche Backwaren produziert hat - zum Beispiel zu Spendenzwecken ein süßes Abbild der Stadtkirche - freut sich auf die Arbeit: „Das ist spannend, das ist eine Herausforderung. Wir kommen raus aus dem Alltagstrott.“
Übrigens: Spenden sind gerne gesehen in der Exerzierhalle, wenn der Kuchen geschmeckt hat. Sie sollen dem CVJM, dem Christlichen Verein junger Menschen zugute kommen und da insbesondere dem Projekt Refo-Beach, das bekanntermaßen fortgeführt wird. (mz)