Tourismus in Wittenberg Tourismus in Wittenberg: Erfolg bei guter Führung
Wittenberg - Jetzt bevölkern sie wieder in Scharen die Altstadt, geführte Touristengruppen findet man vor jeder nur erdenklichen Sehenswürdigkeit, die die Lutherstadt zu bieten hat. Dass es Stadtführungen in Wittenberg längst in vielen Zungen gibt - geschenkt, das ist inzwischen selbstverständlich. Und ebenso, dass es neben den allgemeinen Touren in die Stadthistorie auch Themenführungen gibt, diese füllen eine eigene Broschüre.
Kein Wunder, dass der Tourist-Info die Zahl der Stadtführungen und deren Teilnehmer seit Jahr und Tag ein Gradmesser für Erfolg oder Misserfolg eines Touristenjahres ist. Folgt man diesen Zahlen, so geht es stets bergauf. „Mit einer Rekordsteigerung von 83,3 Prozent und 6.332 geführten Gruppen mit insgesamt 125.222 Personen, zählten die Stadtführungen im vergangenen Jahr zum gefragtesten Angebot der Tourist-Information“, bilanziert deren Leiterin Kristin Ruske für 2017.
Brave Bürger und Kriminelle
An einem Mangel an Abwechslung, den es zu beheben gälte, kann es also nicht liegen, wenn die Touristiker der Lutherstadt für die gerade angelaufene Saison 2018 gleich mehrere neue Themenführungen bewerben. Man wolle damit vielmehr den „positiven Trend verstärken“, so Ruske.
In den Fokus rücken in diesem Jahr demnach erstmals die Bewohner der Stadtkirchentürme („Der Türmer erzählt...“), das kriminelle Nachtleben im Schutz der Stadtwache („Wittenberger Nachtgeschichten mit dem Hauptmann Johann“), eine Variante einer bereits eingeführten Tour, sowie Wittenbergs Historie als militärisch genutzte Stadt („Festungsstadt Wittenberg erobern“).
Eine Übersicht über sämtliche (Event-)Führungen in der Lutherstadt Wittenberg finden Interessierte auf der Homepage der Tourismus-Info (www.lutherstadt-wittenberg.de) sowie auf Papier in der handlichen Broschüre „Stadtführungen 2018“, die auch Informationen in englischer Sprache enthält.
Letztgenannte Führung ist in dem Sinne nicht öffentlich, dass sie anders als die anderen beiden nicht zu festen Terminen stattfindet und damit nicht spontan besucht werden kann. Buchungsanfragen zu dieser Tour kann man aber ebenfalls über die Homepage der Touristen-Info vornehmen (oder via allgemeiner Hotline, 03491/49 86 10).
Als erste der neuen Führungen starten an diesem Samstag um 21 Uhr die „Nachtgeschichten“ mit Hauptmann Johann und „seinen Mannen der Stadtwache“: „Auf der Jagd nach Dieben, Räubern und Beutelabschneidern wird für den Schutz der edlen Bürger von Wittenberg gesorgt“ - und hoffentlich, möchte man hinzufügen, auch der edlen Fremden. Weitere Termine sind im Mai, August und September vorgesehen. In die Rolle des Hauptmanns schlüpft Jürgen Donde.
Unterwegs mit dem Türmer
„Geschichte und skandalöse Anekdoten aus dem Munde eines Insiders“, in diesem Fall: Christian Neichel, verspricht die Türmer-Führung, die erstmals am 27. April (20 Uhr) angeboten wird und binnen 75 Minuten von der Schlosskirche durch die Fußgängerzone zur, wohin sonst?, Stadtkirche führt. Kleiner Wermutstropfen: „Ohne Turmbesteigung“ steht in Klammern hinter sämtlichen Terminen, so auch denen im Juni und August.
Wittenberg als Festungsstadt schließlich könnte 2018 die Führung werden, die auch Einheimischen die meisten Neuigkeiten vermittelt. Zweieinhalb Stunden lang begibt man sich mit „Festungsbaumeister Matthias C. von Pollwerck“ auf Spurensuche einer Vergangenheit, die aus dem Stadtbild weitgehend verschwunden ist, Wittenberg aber über Jahrhunderte, vom Befestigungsrecht 1293 bis zur Entfestigung 1873 mit prägte. Klüger werden kann man in dieser Angelegenheit mit Stadtführer Frank Beyer.
Zu den All-Time-Favorites unter den Führungen gehört nach Auskunft von Franka Rosin, die in der Tourist-Information speziell für die Touren zuständig ist, übrigens „Erotisches zur Nacht“, sehr gut gebucht würden seit Jahren auch die anderen Nachtgeschichten.
DDR kehrt vielleicht wieder
Ob es unterdessen eine Neuauflage der im März erstmals angebotenen DDR-Tour als öffentliche Führung geben wird, ist laut Rosin ungewiss. In diesem Jahr sicher nicht mehr, sagte sie, auf Wunsch stünde einer Wiederaufnahme 2019 aber sicher nichts entgegen. Sie räumte ein, dass sich die Touristiker davon „etwas mehr erwartet hätten“, freilich sei es an dem Tag „eisekalt“ gewesen, was einige abgeschreckt haben dürfte, mehr über die Erlebnisse eines Christen in der DDR zu erfahren, Stasi inklusive. Die Teilnehmer seien aber sehr interessiert gewesen, so Rosin, „das hat bei vielen Erinnerungen geweckt“.
Die Veranstaltung war in Kooperation mit dem „Brauhaus“ angeboten worden, das bis Ende März ein passendes DDR-Menü auf der Karte hatte. (mz)