Tourismus Tourismus: "Der Grieche" in Wittenberg ist jetzt evangelisch

Wittenberg - Zehn Zimmer mit je zwei Betten, zwei Tagungsräume, ein Salon und ein Kaminzimmer bieten reichlich Raum - für Ruhezeiten und Begegnungen, für Dialoge und Denkanstöße. Am ersten Septembertag wurde das „Johanniterhaus“ in Wittenberg offiziell eingeweiht. Auf dem Turmdach der denkmalgeschützten Wimpelbergvilla leuchtet weithin sichtbar der achtzackige Stern des Johanniterordens und kündet von der neuen Nutzung des lange verwaisten alten Hauses. Vielen ist das am Rande der Innenstadt gelegene Gebäude noch als griechisches Restaurant in Erinnerung, jetzt ist „der Grieche“ evangelisch geworden.
Die Johanniter-Unfallhilfe (JUH) hat das Haus erworben und renoviert, um „sich beim Reformationsjubiläum einen Platz in der ersten Reihe zu sichern“, wie Wolf-Ingo Kunze vom JUH-Bundesvorstand es augenzwinkernd formuliert - und das nicht nur als Zuschauer beim im Sommer der Reformation mit seinen vielfältigen Angeboten und vielen Gästen, sondern als aktiv beteiligter Gastgeber.
Rund 1,1 Millionen Euro wurden investiert für eine Herberge, die „Gästen aller Konfessionen und Weltanschauungen offen steht“, so Arnold von Rümker Präsident der JUH. Herbergsvater dieses Ortes der Gastfreundschaft ist von nun an Marcus Blanck. Der verheiratete Vater zweier Kinder hat Sozialpädagogik studiert, und verfügt über langjährige Erfahrungen bei seinem Arbeitgeber.
Er hat in der Vergangenheit unter anderem zehn Evangelische Kirchentage begleitet sowie neun Jugendpfingstlager organisiert. Beste Vorbereitungen mithin für die Herausforderungen, die der Sommer der Reformation auch logistisch mit sich bringt. Bei der Einweihung „seines“ Hauses wurde er im Anschluss an eine Andacht offiziell in Dienst genommen.
Zu den Gratulanten gehörte, neben zahlreichen Vertretern der Johanniter auch Jan von Campenhausen. Der Direktor der Evangelischen Wittenbergstiftung war Impulsgeber des Vorhabens, als er 2013 vor Führungskräften der Johanniter über die Vorbereitungen für 2017 in Wittenberg sprach.
Damit aus der Vision vom „Johanniterhaus“ Wirklichkeit werden konnte, war dreierlei nötig, unterstrich Andreas Weigel vom Landesvorstand der JUH in Sachsen-Anhalt/Thüringen. Mut und Risikobereitschaft, Menschen, die die Ideen tatkräftig umsetzten „und so etwas, wie der Blick auf die Realität“.
Dem haben die Johanniter Rechnung getragen, indem sie bereits bei der Planung der Herberge eine Nachnutzung ins Auge gefasst haben. Denn der Arbeitsvertrag von Marcus Blanck ist zeitlich begrenzt, 2018 wird die Herberge ihre Pforten wieder schließen. In das Gebäude wird dann - unter anderem - eine Rettungswache einziehen. Es sei das Kunststück gelungen, eine Genehmigung für zwei Nutzungen zugleich zu bekommen, so Weigel.
Oberbürgermeister Torsten Zugehör gratulierte zu einem mit Sachverstand gepaarten Mut, wie ihn auch die Organisatoren des Reformationsjubiläums insgesamt an den Tag legten - von Martin Luther vor 500 Jahren ganz zu schweigen. „Mut ist manchmal auch ansteckend“, freute sich Wittenbergs Stadtoberhaupt. (mz)