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Tiffany-Arbeiten werden bei der Premiere zum Hingucker

Von MICHAEL HÜBNER 02.12.2009, 18:21

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Die Gräfenhainichener Lokalprominenz - Stadtratschef Günter Schöley (CDU) eilt direkt vom Hauptausschuss in die sehr gut besuchte Paul-Gerhardt-Kapelle - spart nicht gerade mit Lob. Ganz im Gegenteil. Die Werke finden großen Zuspruch und Anerkennung. Und das ist gar nicht so selbstverständlich. Schließlich handelt es sich um etwas Neues.

Erstmals werden Glasarbeiten in einer Personalausstellung präsentiert. "Wir lassen uns doch immer etwas ganz Besonderes einfallen", sagt Alena Bebber, Kulturverantwortliche in der Verwaltung, und kündigt bei der Eröffnung "eine nette und stets hilfsbereite Kollegin" an: Gudrun Tietze. Die Gräfenhainichenerin arbeitet allerdings nicht im Rathaus. Beide Frauen sind aber Mitglied im Malzirkel von Helga Plötner.

"Ich war so aufgeregt", gesteht später Frau Tietze über diese Anfangsminuten im Rampenlicht. Immerhin ist es die erste eigene Ausstellung der Ex-Berlinerin, die seit 1995 in der Heidestadt lebt. Doch von Nervosität, Stress oder Hektik bemerken die zahlreichen Gäste nichts.

"Mein Mann hat mich schon gefragt, warum ich mir das antue", erzählt die 66-Jährige. Doch eigentlich geht sie doch kein Risiko ein. Als gelernte Pädagogin ist sie gewohnt vor Menschen zu sprechen und ihre Tiffany-Arbeiten - Einzelstücke dieser Kunst bereicherten auch schon das Tornauer Galeriecafé - sind laut Experten von "beachtlicher Qualität". Diese spezielle Kunst, die Frau Tietze bei einer Weiterbildung in Halle vertieft hat, wird auch in Gräfenhainichen zu einem echten Hingucker. Die Vielfalt des Glases begeistert.

Aber auch die Bilder finden großen Zuspruch. "Die Stillleben haben etwas Beruhigendes", sagt Stadträtin Wilma Deißner (CDU). Besonders begeistert zeigt sich die Chefin des Paul-Gerhardt-Freundeskreises von der "Kopie nach Chardin", weniger gefällt ihr die "Tulpe". "Zu unruhig", kommentiert Frau Deißner und freut sich, das beim Fachsimpeln mit der Künstlerin diese Einschätzung durchaus geteilt wird.

Die Natur der Region - hier findet Gudrun Tietze ihre Motive - ist eben mitunter wild, aber immer faszinierend, und liefert auch Ideen - zum Beispiel für den "Steinpilz". "Wie der sich aus der Erde herausbricht, das ist doch beeindruckend", sagt Frau Tietze, die mal Grafikerin werden wollte, vom Fund in der Nähe des ehemaligen Forsthauses Parnitz. Das Prachtexemplar ist jetzt in der Kapelle zu bewundern. Inspiration, so die Künstlerin weiter, für ihr Schaffen sei aber auch der Wörlitzer Park. "Da stehen einfach herrliche Bäume", schwärmt sie.

Und von der künstlerischen Umsetzung ist auch Hans-Lothar Schröder begeistert. Der SPD-Stadtrat sieht seine These - "Hobby-Künstler haben eine größere Breite" - wieder einmal bestätigt. "Die Profis verfolgen meist nur einen Stil", meint der Volksvertreter. "Wir haben in Gräfenhainichen eine kleine Kunstszene", sagt Schröder, und nutzt die Gunst der Stunde, um schon mal für die nächste Ausstellung wortgewandt zu werben. Der Sozialdemokrat wird zum zweiten Mal seine Werke präsentieren und hofft schon jetzt auf eine gute Resonanz.

Doch noch warten bis zum 17. Januar "Malerei & Tiffany" - Acryl, Aquarell, Öl- und Glasarbeiten - auf interessierte Besucher. Die Exponate können auch käuflich erworben werden. Geöffnet ist die Kapelle dienstags bis samstags sowie an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr.