Tierpark Wittenberg Tierpark Wittenberg: Der Zuspruch wächst

Wittenberg - Die großen Investitionen sind erst einmal Geschichte. Im kleinen Wittenberger Tierpark, dem gerade mal eine Fläche von 5.063 Quadratmeter in den Wallanlagen zur Verfügung steht, ist in den vergangenen Jahren erstaunlich viel erneuert oder ganz neu erbaut worden.
Erst das Kaltwasser-Aquarium, dann das Gehege für die Klippschliefer, schließlich das Affenhaus, für das es in diesem Jahr sogar den Tierschutzpreis des Landes gab.
„Eine schöne Entwicklung für eine Einrichtung unserer Größe“, bezeichnet Tierparkleiter Mario Lindemann die Investitionen, die nur dank der beträchtlichen Zuwendungen eines anonymen Spenders möglich waren.
Dass sie sich gelohnt haben, zeigt insbesondere der Zuspruch des Publikums: „Dieses Jahr ist das besucherstärkste“, ist Lindemann überzeugt. Weil nach wie vor kein Eintritt erhoben wird, ist die genaue Zahl der Gäste nicht klar. Wie viele kommen, merke man aber zum Beispiel an den Spendengeldern, die munter fließen.
Für erhebliches Aufsehen hatte die Flucht zweier Nasenbären aus ihrem Gehege im Tierpark Wittenberg im Mai dieses Jahres gesorgt. Die beiden „Rabauken“ konnten schließlich wieder eingefangen werden - auch wenn das nicht ganz einfach war. Eingebrockt haben sie sich mit ihrer Flucht allerdings einen Umbau ihres Freigeheges. Das ist jetzt nicht mehr offen wie ehedem. Zuvor musste schon das Nerz-Gehege ausbruchssicher gemacht werden, weil auch dort ein Tier zeitweise verschwunden war. Offen ist hingegen nach wie vor das Domizil der Erdmännchen. Wittenbergs Tierpark in den Wallanlagen hat im Winter in der Zeit von 9.30 bis 16 Uhr geöffnet, im Sommer von 9.30 bis 19 Uhr.
„Und man sieht es an den Tierpatenschaften, die so zahlreich sind wie nie zuvor.“ Rund 70 Paten, darunter welche aus Berlin oder Wiesbaden, haben sich eines der rund 150 Tiere im Außenbereich ausgesucht. Hochbegehrt sind die Eulen oder die Erdmännchen. Bei den Krallenäffchen, sagt Lindemann, ist die eine oder andere Patenschaft noch zu vergeben.
Dass der kleinste Tierpark weit und breit auf große Sympathie stößt, ist nach Lindemanns Worten nicht zuletzt an Zuschriften abzulesen, die öfter mal ankommen: „Wir waren bei Ihnen zu Besuch und möchten fragen, wie wir Sie unterstützen können“, sei in mancher E-Mail etwa zu lesen.
Umgestaltungen größerer Art stehen zwar nicht auf der Tagesordnung, Pläne gibt es gleichwohl. Denn „Stillstand ist Rückschritt“, wie Lindemann bemerkt: Die Pläne beziehen sich auf das Areal, wo gegenwärtig noch Pfau, Ente und Fasan zu Hause sind. Lindemann schwebt in kleinerem Maße vor, was in größeren Zoos oft schon anzutreffen ist: eine Art kontinentale Bündelung.
Die „Afrika-Ecke“ existiert ja bereits - mit den Klippschliefern, die inzwischen nicht mehr mit den Gundis, mit afrikanischen Nagetieren also zusammenleben, sondern mit Borstenhörnchen (eine Gattung bodenlebender Erdhörnchen).
Die „Vergesellschaftung“ von Gundis und Klippschliefern in Freilandhaltung sei weltweit einmalig gewesen, berichtet der Tierparkchef, allerdings hat sie nicht so funktioniert wie erhofft. „Die Gundis sind nach und nach gestorben. Woran das lag, wissen wir nicht.“ Nun also leben die Borstenhörnchen bei den Klippschliefern, die es sich derzeit bevorzugt auf der Heizung gemütlich machen.
Zur „Afrika-Connection“ zählen zudem noch Berber-Streifengrasmaus und Nilstachelmaus in den Gehegen gegenüber sowie die nahen Erdmännchen und die Brazza-Meerkatzen.
Ein ähnliches Modell - nur auf Asien bezogen - schwebt Mario Lindemann einige Meter weiter vor. „Die Schweinsaffen sind da schon, weitere Tiere aus Asien könnten hinzukommen. Das ist unsere nächste Baustelle.“ Der Tierparkleiter redet von einer optisch interessanten Gestaltung, von Modellierung und asiatischen Gehölzen, von Kranichen und einer Teichanlage mit Enten.
36 Arten präsentiert Wittenbergs Tierpark in den Gehegen, meist kleine Tiere, die größten sind die Zwergziegen. Hinzu kommen die Fische im Kaltwasser-Aquarium, noch einmal mehr als 40 Arten. Dass es bisweilen schwierig ist, Fische zu ersetzen - besonders im Nordseebecken - räumt Lindemann ein.
„Wir liegen zu weit weg von der Nordsee. Der Aufwand ist hoch, der Transport ein Problem.“ Wie auch die relativ geringe Größe des Beckens zu Komplikationen führt: „Der kleine Rochen ist zu schnell gewachsen.“ Er musste raus, ebenso wie Katzenhaie.
Die Fische sind dem Aquarium des Tierparks Berlin angeboten worden. Dass das Nordseebecken in Wittenberg allerdings leerer aussieht als es tatsächlich ist, liegt nach Lindemanns Worten zum einen am Winter und zum anderen an den Verstecken im Becken.
Apropos verstecken: Das möchten sich auch andere Tiere gern, wenn es auf Silvester zugeht. Lindemann: „Das Knallen bedeutet enormen Stress. Sie können das ja nicht zuordnen, es kommt so plötzlich.“ Er bittet um Rücksicht und darum, Silvester-Lärm rund um den Tierpark zu vermeiden. (mz)


