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Teichmann-Gruppe übernimmt Krafotec Teichmann-Gruppe übernimmt Krafotec: Kranbau hat doch Zukunft

Von Marcel Duclaud 13.06.2018, 09:43
Blick in die Krafotec-Werkhalle
Blick in die Krafotec-Werkhalle Archiv/Klitzsch

Wittenberg - Kranbau hat in Wittenberg eine Zukunft: Nach der langen Hängepartie durch die Insolvenz, die die Krafotec Pannier GmbH bereits im April 2016 anmelden musste, ist jetzt überraschend eine Lösung gefunden worden, wie es weiter gehen kann. Die Teichmann-Gruppe mit Sitz in Essen übernimmt das Wittenberger Traditionsunternehmen.

Am vergangenen Freitag sind nach Auskunft von Ralf Teichmann, geschäftsführender Gesellschafter der Gruppe, die Unterschriften geleistet worden: Die Firma in Wittenberg, einst Gresse Kranbau und vor über 100 Jahren gegründet, ist „mit allen Mitarbeitern und Fertigungsstandorten“ übernommen worden, teilt das Unternehmen aus Essen mit.

Dass ein Verkauf nach so langer Zeit noch über die Bühne geht, sei ungewöhnlich, betont Teichmann: „Ich bin sehr überrascht, dass der Insolvenzverwalter es geschafft hat, das Unternehmen über zwei Jahre aktiv zu halten.“ Dirk Herzig von der Kanzlei Schultze und Braun, der Insolvenzverwalter, bekräftigt das: Kaum einer habe damit gerechnet, dass die Krafotec Pannier GmbH überhaupt weitergeführt werden kann. Schon allein deshalb, weil ein Großauftrag noch am Tag der Verfahrenseröffnung von dem Auftraggeber aus Österreich gekündigt worden sei. „Ich bin mehr als erleichtert und erfreut“, sagt Herzig heute. Es habe sich offenkundig gelohnt, nicht aufzugeben.

Der Teichmann-Gruppe ist Krafotec 2017 angeboten worden, berichtet der Geschäftsführer, der auch bemerkt, dass ihm das Traditions-Unternehmen lange bekannt sei. „Ich bin schon als kleiner Kran-Junge in den Hallen gewesen und hätte mir damals nicht träumen lassen, die Firma mal zu übernehmen.“

Nach der Offerte des Insolvenzverwalters reiste Teichmann nach Wittenberg, sah sich das Werk an, führte Gespräche und traf auf „eine sehr motivierte, loyale, engagierte“ Mannschaft.

„Das hat uns dazu gebracht, uns das alles näher anzusehen.“ Nach der Vergabe erster Aufträge als eine Art Test ist die Entscheidung gefallen: „Krafotec passt als Ergänzung sehr gut“, sagt der Chef. Das vorhandene Know How in Konstruktion, Fertigung und Service soll genutzt und ausgebaut werden.

Teichmann hofft auf Synergieeffekte mit den anderen Standorten der Gruppe. Im Übrigen agiere das Wittenberger Unternehmen, das jetzt unter dem Namen Krafotec GmbH Kranbau Wittenberg firmiert, völlig selbstständig.

Arbeit wird allerdings nicht zuletzt aus Essen kommen. Teichmann: „Wir haben zurzeit eine extrem gute Auftragslage.“ Davon soll Krafotec profitieren, aber auch einstige Kunden wieder zurück gewinnen. In der Phase der Restrukturierung wird Teichmann die Geschäfte in Wittenberg führen, später ist vorgesehen, Dirk Pannier, den Chef der Krafotec Pannier GmbH, in die Geschäftsführung zu holen.

Pannier und der Insolvenzverwalter „haben eine herausragende Leistung vollbracht“, lobt Teichmann. Übernommen werde das komplette Personal, rund 30 Mitarbeiter also, für die solle sich „nichts verschlechtern“. Der Mann aus Essen ist optimistisch, dass Krafotec sich künftig am Markt behaupten kann: „Hier gibt es eine gute Basis.“

Froh ist selbstredend auch Dirk Pannier. Die Rettung sei nicht zuletzt den Kunden zu verdanken, die trotz Risiken in schwieriger Zeit zum Unternehmen standen. Und, so der Insolvenzverwalter, eben auch Pannier selbst samt der Mannschaft, die trotz Unsicherheit bei der Stange blieb. Die fachliche Kompetenz werde im Markt geschätzt.

Die Teichmann-Gruppe ist eine mittelständische Unternehmensgruppe, die aus Kranbau- und Kran-Service-Firmen besteht. Sie beschäftigt mit Krafotec jetzt mehr als 400 Mitarbeiter an zehn Standorten in Deutschland und der Schweiz, so unter anderem in Berlin, Rostock, Erfurt, Eisenhüttenstadt, Basel oder Augsburg. Krafotec soll auch weiter das Kran-Komplett-Paket liefern - von der Auslieferung bis zum Ersatzteilservice. (mz)