Stipendiatin der Cranach-Stiftung Wittenberg Stipendiatin der Cranach-Stiftung Wittenberg: Carolin Israel schafft neue Kunst

wittenberg/MZ - Mal ehrlich: Einen besseren Start hätte es wohl kaum geben können. Gerade hat Carolin Israel ihr Diplom im Fachbereich Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden abgelegt - und schon ist sie Stipendiatin der Cranach-Stiftung Wittenberg. „Ab heute bis zum Monatsende! Direkt in der Innenstadt, in den Cranachhöfen hab ich viel Zeit und Ruhe für neue Bilder!“, teilte sie am 4. August bei Facebook der Öffentlichkeit mit.
Zweieinhalb Wochen später zeigt sich, dass sie diese Zeit gut nutzt: In der Werkstatt in der Schlossstraße 1 hängen Bilder an den Wänden, stehen auf Staffeleien sowie auf dem Boden und stapeln sich unter einem Tisch. Die gebürtige Chemnitzerin, Jahrgang 1990, muss am historischen Ort die schiere Arbeitswut gepackt haben, jedenfalls ist sie sehr produktiv.
Mit den Werkstattgesprächen möchte die Cranach-Stiftung ihre Stipendiaten in einen Dialog mit der Öffentlichkeit bringen. Das Gespräch mit Carolin Israel am 25. August im Sommeratelier in der Schlossstraße 1 beginnt 18 Uhr.
Israel studierte an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden u. a. bei Ralf Kerbach. Vergangenen Monat legte sie ihr Diplom im Fachbereich Malerei und Grafik ab. Bis Ende August sind ihre Werke auf der Diplomausstellung der HfBK am Dresdner Georg-Treu-Platz zu sehen. Eine Ausstellung mit Israels farbstarken, abstrakten Gemälden, die Landschaften und Aktionsräume suggerieren, sowie mit Porträts wird am Montag auch im Rahmen des Werkstattgesprächs in Wittenberg eröffnet. Der Titel dieser Schau lautet: „Tschüss, tschüss... Bis morgen!“
Raum für eigene Deutungen
Nebenbei hat Israel einen Porträt-Workshop für die Teilnehmer eines internationalen Workcamps der Janusz-Korczak-Stiftung gegeben, die wie berichtet vorige Woche in Wittenberg einen Kinderspielplatz verschönert haben. Und Israel nimmt sich auch jener Touristen an, die, getrieben von Neugier, tagsüber gelegentlich ins Atelier kommen. Dann passiert es schon mal, dass sie ihre Arbeit unterbrechen muss, doch sei sie ohnehin ein Nachtmensch. Manchmal, erzählt sie, arbeite sie bis drei Uhr morgens. Was sie noch sagt? „Ich bin bunter geworden in Wittenberg.“ Sie führt das ein wenig auch auf Cranachs Garten zurück, ein kleines Idyll, das sich hinter dem Haus zum Süden hin auftut.
Tatsächlich ist, sieht man einmal von den Kohlezeichnungen und Porträts ab (Israel: „Die brauche ich als Ausgleich“), die Mehrzahl ihrer Gemälde ausgesprochen farbstark - und abstrakt. Israel bildet nicht einfach ab, was sie sieht. Sie entwickelt eigene Ideen in ihren Bildern, die man auch Zustandsbeschreibungen nennen könnte. Mit manchem Bild verbinden sich konkrete persönliche Erinnerungen, die bis in Kindheitstage zurückreichen. Wichtig sei ihr bei allem stets, dem Betrachter Raum für eigene Deutungen zu lassen. Das soll auch beim Werkstattgespräch am Montag so sein. Dann wird auch eine Ausstellung mit Israels Arbeiten eröffnet, die unter dem Titel „Tschüss, tschüss... Bis morgen!“ firmiert. Ein freundlicher Gruß ist das, den ihr zum Abschied die kleine Tochter einer Freundin mitgegeben habe. Andererseits sei der Satz eine Anspielung auf die zeitliche Begrenzung ihres Arbeitsaufenthaltes in Wittenberg - verbunden jedoch mit der angenehmen Aussicht, dass man wiederkommen kann. Wie aber sind die sonstigen Aussichten für eine junge Künstlerin, die ganz am Anfang ihrer Laufbahn steht? Israel spricht von Hoffnungen. „Ich möchte von meiner Arbeit leben können“, sagt sie und dass sie bekannt, man könnte auch sagen, berühmt werden möchte.
Genau das Richtige
Zweifel an ihrer Berufswahl hatte Israel nie, auch wenn die wirtschaftliche Situation vieler Künstler im Land bekanntermaßen alles andere als rosig ist und einige Zeitgenossen „wenig Achtung“ vor dem Beruf des Künstlers haben. Ihr Kunststudium in Dresden hat Israel direkt nach dem Abitur aufgenommen und schnell gemerkt: „Das ist genau das Richtige.“ Einen Plan B habe sie insoweit nicht gebraucht, wobei sie dem Vernehmen nach auch gar keinen hatte. Wer so früh in seinem Leben alles auf eine Karte setzt, der muss sich seiner Sache also schon ziemlich sicher sein. Carolin Israel sagt (und das nimmt man ihr sofort ab), sie wolle ihre Zeit und ihre ganze Energie in die Kunst stecken. Was sie nicht glaubt, ist, dass man mit Kunst die Welt verändern kann. Andere Sichtweisen aufzeigen, aber schon.
