Stadtrat Wittenberg Stadtrat Wittenberg: Die Judensau und der Dominoeffekt

Wittenberg - Die Wittenberger Stadträte tun sich im Gegensatz zum Gemeindekirchenrat offensichtlich schwer mit dem Relief an der Stadtkirche. Ein offizielles Bekenntnis zum Erhalt der so genannten Judensau gibt es nicht.
Dafür wollte auf der Sitzung am Mittwoch Dirk Hoffmann (AfD) sorgen. Doch das Thema steht nicht auf der Tagesordnung. „Ein AfD-Antrag findet keine Unterstützung“, sagt Hoffmann. Offensichtlich tun sich Kommunalpolitiker mit dem Umgang mit der Geschichte schwer.
Die MZ sprach darüber mit dem Stadtrat Rudolf Kaufhold (FDP).
Es ist der Eindruck entstanden, dass sich die Politik gern heraushalten würde.
Das ist falsch. Ich habe mich nicht abgeduckt, sondern das Gespräch mit der Evangelischen Marienschwesternschaft, die den Protest mittwochs organisiert hat, gesucht. Viele Stadträte sind kopfschüttelnd an der Mahnwache vorbei gegangen. Ich bin mir sicher, dass die Volksvertreter bei einer möglichen Abstimmung sich für den Erhalt aussprechen. Und das einstimmig.
Befürchten Sie bei Ihrem Standpunkt nicht den Applaus von der falschen Seite?
Die so genannte falsche Seite hat eben andere Gründe für ihre Zustimmung. Es geht um politischen Missbrauch. Ich plädiere für den Erhalt eines Zeugnisses der Geschichte. Im Übrigen zählen die Juden selbst nicht zu den Kritikern. Die können damit umgehen.
Das umstrittene Spottbild gibt es in Deutschland mehrfach. Warum konzentriert sich die Kritik vor allem auf Wittenberg?
Die Organisatoren des öffentlichen Protests hoffen auf den Dominoeffekt. Wenn Wittenberg fällt, fallen auch die anderen. Das wäre eine neue Bilderstürmerei, und die sollten wir verhindern. (mz)