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Stadtfest Wittenberg Stadtfest Wittenberg: Zum zweiten Mal auf ganz großer Bühne

Von Marcel Duclaud 19.05.2016, 17:34
Die Paare beim 22. Stadtfest „Luthers Hochzeit“ werden Anja Glöckner und Fred Göde sowie Anna Lena Bröse (Kinder-Katharina) und Anton Wildgrube (Kinder-Luther) darstellen.
Die Paare beim 22. Stadtfest „Luthers Hochzeit“ werden Anja Glöckner und Fred Göde sowie Anna Lena Bröse (Kinder-Katharina) und Anton Wildgrube (Kinder-Luther) darstellen. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Heiraten ist nicht nur vergnüglich. Einen kleinen Vorgeschmack auf die Strapazen einer Hochzeit unter großer öffentlicher Anteilnahme erhalten Anja Glöckner, 37 Jahre alt, in Straach beheimatet, und ihr künftiger „Gatte“, der allseits bekannte Wittenberger Fred Göde (Met-Fred) am Donnerstag auf dem Marktplatz. Die Fotografen haben ihre Extrawünsche an das aktuelle Lutherpaar: Lächelt doch mal, bitte hier Platz nehmen, dorthin schauen, lauft bitte, macht mal eine Geste.

Seit etlichen Jahren gibt es auch ein Kinderhochzeitspaar, das beim Kinderfestumzug am Sonntag eine zentrale Rolle spielt. Das übernehmen diesmal ein Mädchen und ein Junge aus der Diesterwegschule: Anna Lena Bröse und Anton Wildgrube. „Wir sind stolz, ausgewählt worden zu sein, um das Lutherpaar darzustellen“, sagten die beiden, die neben dem „großen Lutherpaar“ von den Fotografen abgelichtet wurden.

Die Plaketten für „Luthers Hochzeit“ können an zahlreichen Vorverkaufsstellen erworben werden, darunter Tourist-Information und Sparkassen-Filialen. Genauere Informationen gibt es auch unter www.lutherhochzeit.de. Der Oberbürgermeister bittet die Wittenberger ausdrücklich, wenn irgend möglich mit Rad zum Fest zu kommen. Auswärtige sollten den Sonderparkplatz an der Kuhlache samt Shuttleverkehr nutzen. (mz/mac)

Das dauert eine knappe halbe Stunde. Was Fred Göde souverän und mit stoischer Miene über sich ergehen lässt, kostet seine Partnerin einige Anstrengung: Im Mittelpunkt zu stehen will gelernt sein. Göde kennt sich da aus. Der 54-jährige Sozialpädagoge, der als gerichtlich bestellter Betreuer arbeitet, gab den Luther bereits im vergangenen Jahr. Mit sichtlicher Freude. Neben Bernhard „Luther“ Naumann ist Göde damit der zweite Mann, der mehrfach auf die ganz große Wittenberger Bühne darf - ein Auftritt vor Zehntausenden jubelnden Hochzeitsgästen.

Was auch damit zu tun hat, dass sich die Zahl der Bewerber für diese zweifellos große Ehre in engen Grenzen hält - insbesondere bei den Männern. Die Frauen sind offenkundig mutiger, weshalb die Darstellerinnen stetig wechseln.

Neue Frau an Luthers Seite

Göde hat also eine „neue Katharina“ an seiner Seite, eben Anja Glöckner, Mutter zweier Kinder, die als Teammanagerin bei Sitel arbeitet, gerne kocht, gerne liest, Zumba mag - und sich mit der Präsentation der Katharina jetzt einen Traum erfüllt, den sie schon lange hegt. „Ich habe mich intensiv vorbereitet, mich mit Stadtgeschichte befasst“, sagt sie vor der Presse. Und auf die Frage, wie sie ihren Luther findet, kommt ohne Zögern der Satz: „Ich bin begeistert.“

Anja Glöckner hofft überdies, von ihrem hochzeitserfahrenen Partner profitieren zu können. Der lässt sich nicht lange bitten: „Steh auf, wenn du zum Volke sprichst“, rät er seiner Künftigen. Was er flugs selber beherzigt und in Abwandlung eines Luther-Zitates spricht: „Hier stehe ich und will nicht anders.“ Man glaubt das unbenommen. Für die Ehe mit seiner Katharina hat der baldige Bräutigam „ein gutes Gefühl“. Und was die historischen Kenntnisse betrifft, so sind die aufpoliert. Göde ist frisch zertifizierter Stadtführer. Das Stadtfest, bekennt der Wittenberger noch, „ist das Highlight des Jahres“.

Und das lässt nicht mehr lange auf sich warten. Mit Jubel und Trubel, Gaukelei und Musik, Festumzug und Hochzeitstafel, prächtigen Gewändern, Saus und Schmaus. Die 22. Auflage von „Luthers Hochzeit“ findet in diesem Jahr vom 10. bis 12. Juni statt, Wittenberg erwartet wiederum 100.000 Hochzeitsgäste. Dass „jedes Fest ein neues und eigenes ist“, betont Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos).

Schon allein der umfangreichen Bauarbeiten wegen, die die Organisation nicht eben leichter machen. Zugehör dankt denn auch ausdrücklich den Organisatoren, die mit Ruhe, Bedacht und „maßvollen Veränderungen“ agieren und ihre Arbeit mit viel Herzblut verrichten. Wittenbergs Stadtfest lebe überdies von Vereinen und Bürgern, die „es zu unserem Fest machen“.

Johannes Winkelmann, von Anfang an dabei, streicht ebenfalls das Besondere heraus, spricht von einem „Fest mit Anspruch“, einem „thematischen Fest“, das lebendig werde durch die Beteiligung tausender Bürger. „Das sieht der Gast. Wir spielen nicht Mittelalter, wir leben Mittelalter. Das macht die Atmosphäre aus“, so der Geschäftsführer der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH.

Flyer in arabischer Sprache

Im Übrigen sei „Luthers Hochzeit“ ein Wirtschaftsfaktor, der Umsatz und Attraktivität ankurbelt und sich wesentlich selbst finanziert: überwiegend durch Plakettenverkauf (deren Preis in diesem Jahr um 50 Cent auf jetzt 8,50 Euro im Vorverkauf gestiegen ist), durch Standgelder und Sponsoren.

Johannes Winkelmann kündigt eine Fest-App an, die in Kürze zur Verfügung stehen soll, verweist auf die Internetseite, die das Programm auch in Englisch auflistet und überdies auf eine Zusammenfassung auf einem Flyer in arabischer Sprache und 1000 Exemplaren. Damit auch die Flüchtlinge wissen, was es mit dem Riesenspektakel auf sich hat. Dass die gerne gesehen sind, betont der Oberbürgermeister: „Die Flüchtlinge sind Teil unserer Stadtgesellschaft, sie sind ausdrücklich eingeladen zum Wittenberger Stadtfest.“ (mz)