Spatenstich am Lerchenberg: Spatenstich am Lerchenberg: Heim für Demenzkranke wird errichtet

Wittenberg - Vor den Toren des Senioren- und Pflegezentrums am Lerchenberg (SPZ) entsteht ein kleines Demenzdorf. Am Dienstag wurde auf der etwa 5000 Quadratmeter großen Fläche an der Schulstraße im Norden der Stadt der erste Spatenstich vollzogen, während drumherum bereits die Bagger wühlten. Vor nicht allzu langer Zeit standen hier noch die jüngsten DDR-Neubauten, längst Geschichte ist auch die Kinderkombi im Flachbau gegenüber, dort hat heute die SPZ-Dienstleistungstochter HDV ihren Sitz.

Nun also Demenz-Kranke. Mit der immer älter werdenden Gesellschaft steigt auch der Anteil jener Menschen, die, womöglich körperlich noch recht fit, gleichwohl höchste Schwierigkeiten haben, sich im Alltag zurechtzufinden, ein Lebensverlauf zumal, der nur eine Richtung kennt: Besser wird’s nicht mehr. Den Betroffenen gleichwohl noch eine „Zeit zu gewähren, die schön ist“, ist laut Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) die Absicht des kommunalen Unternehmens SPZ mit diesem Bauprojekt.

In drei zusammenstehenden Häusern, barrierefreien Flachbauten, entstehen laut SPZ-Geschäftsführer Matthias Henschel Räume für zwei Wohngruppen à jeweils zwölf Menschen, „Gäste“ nennt er sie, sowie eine Tagespflege ebenfalls für Demenzerkrankte mit 40 Plätzen. 2021, allerallerspätestens zum beliebten Tag der offenen Tür des SPZ im Juli, sollen die Gebäude samt Umfeld fertig sein. Auf Zäune wolle man „nach Möglichkeit verzichten“, sagte Henschel, erwogen werde, Abgrenzungen alternativ durch die Gartengestaltung, etwa Obstspaliere, zu erreichen. „Die Bewohner sollen sich frei bewegen“ können, so der SPZ-Geschäftsführer, wohl wissend um den „schwierigen Spagat“ (Zugehör) zwischen Freiheit und Sicherheit bei derartigen Erkrankungen.

In den beiden Wohngruppen, die im hinteren Teil des dreiteiligen Ensembles angesiedelt werden, gruppieren sich Einzelzimmer direkt um einen Gemeinschaftsbereich; Flure, so Henschel, wird es also nicht geben. Man darf sich das als eine Art betreuter WG vorstellen, mit gemeinsamen Mahlzeiten aber auch der Möglichkeit, sich selbst mal Essen zuzubereiten, wenn gewünscht. Und wie es im benachbarten Pflegezentrum schon seit einigen Jahren der Fall ist, könnten eigene Möbel mitgebracht werden. Bad und Toilette würden sich jeweils zwei Parteien teilen.

Anders als die bisherige Tagespflege wird die Tagsüber-Betreuung der Demenzkranken Henschel zufolge an allen sieben Wochentagen angeboten werden. Ein dementer Mensch könne schließlich nicht damit umgehen, „dass an zwei Tagen etwas anders ist“ - und auch für die Angehörigen dürften die freien Wochenenden wohl eine große Entlastung sein.

5,3 Millionen Euro wird das SPZ Henschel zufolge in sein kleine neues Demenzzentrum investieren, das, wie auch Planer Jörg Göde unterstrich, eng an die Infrastruktur des bestehenden Senioren- und Pflegezentrums angebunden sein wird. Den Auftrag für die Errichtung des „erweiterten Rohbaus“ hat die heimische „Bauunion“ bekommen. Göde zufolge könnte das Richtfest des ersten der drei Häuser im März 2020 gefeiert werden, dicht gefolgt von den beiden anderen. Freilich hofft auch Matthias Henschel jetzt erst einmal auf einen milden Winter.

Mit dem Demenz-Dorf beginnt für das SPZ, wie Oberbürgermeister Zugehör beim Spatenstechen hervorhob, nun wieder einmal ein „neuer Abschnitt“. Bereits 1984 gegründet und seit 1992 als gemeinnützige GmbH firmierend, hat sich das SPZ mit heute 280 Plätzen über die Jahrzehnte kontinuierlich gewandelt. Ein ganzer Neubau entstand und Doppelzimmer gibt es heute nur noch wenige. Der neueste Streich: Internet. Ab Dezember soll in allen Zimmern Wlan verfügbar sein, verspricht Matthias Henschel.

(mz)