Sonderschau in Wittenberg Spott über Luther
Im Augusteum werden wichtige Stücke der Luther-Sammlung präsentiert. Und im nahen Melanchthonhaus zeigt man Arbeiten der Cranachs.
Wittenberg/MZ - Wenn es schon so ist, wie es ist, soll man aus der Not wenigstens eine Tugend machen. So verfahren die Luthermuseen Wittenberg während der sanierungsbedingten Schließung ihres Herzstücks, des Lutherhauses.
Im benachbarten Augusteum werden bis zum Januar wichtige Stücke der Sammlung in der Sonderausstellung „Buchstäblich Luther. Facetten eines Reformators“ präsentiert. Und im nahen Melanchthonhaus zeigt man Arbeiten der Cranachs.
Spott über Luther
Im Augusteum kann Luthers Predigtkanzel bewundert werden. Auch ein dem bekennenden Biertrinker Luther zugeschriebener Humpen sowie ein zeitgenössisches Spottbild sind zu sehen. Letzteres zeigt ihn als fetten Mann, der seinen riesigen Bauch auf einer Karre schiebt.
Nur 200 Meter vom Lutherhof entfernt, in Richtung des Marktplatzes gehend, wo die Denkmäler Martin Luthers und seines Freundes Philipp Melanchthon stehen, findet man das Melanchthonhaus. Über den modernen Anbau neben dem Renaissancegebäude könne man unterschiedlicher Meinung sein, erklärt vor dem Haus ein Stadtführer gerade generös einer kleinen Reisegruppe. In der Tat gab es um diesen Erweiterungsbau seinerzeit einige Entrüstung – praktisch ist er jedenfalls. So gelangt man nämlich ins Innere, jetzt auch zu der kleinen Sonderschau „Cranach zu Gast bei Melanchthon“.
Dort werden Schätze aus der Cranach-Werkstatt in Wittenberg gezeigt. Vater (Lucas der Ältere) und Sohn (Lucas der Jüngere) hatten sich in den Dienst der Reformation gestellt. Mit ihrer bildnerischen Arbeit verschafften sie den vielen Leseunkundigen zu Beginn des 16. Jahrhunderts einen Zugang zu den reformatorischen Ideen.
Die zehn Gebote im Bild
Die Schau begrüßt mit der Zehn-Gebote-Tafel – einer ebenso kunstvollen wie anschaulichen Darstellung dessen, was ein Christenmensch keinesfalls tun soll: Töten etwa, stehlen oder die Ehe brechen. Auch Porträts der Reformatoren werden gezeigt und die von Cranach dem Älteren illustrierte erste Bibel in Luthers deutscher Übersetzung. Sie wurde 1522 in Wittenberg gedruckt.
Dazu gibt es spöttische Illustrationen wie „Der Papstesel“ zu Texten, in denen Luther und Melanchthon die Römische Kirche angriffen. Sehenswert alles.
Melanchthonhaus, Collegienstraße 60, Lutherstadt Wittenberg, Apr.-Okt.: tägl. 10-18, Nov.-März: Di-So., 10 - 17 Uhr, Eintr. (inkl. Sonderschau) 5, erm. 2,50 Euro