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Sommerfest am Lerchenberg Sommerfest am Lerchenberg: Und plötzlich wohnt man im Pflegezentrum

Von Karina Blüthgen 08.07.2019, 11:53
Runde Sache. Angebote gab’s auch für Kinder.
Runde Sache. Angebote gab’s auch für Kinder. Sascha Graf

Wittenberg - Dass sie einmal in ein Heim ziehen würde, daran hat Rosemarie Kitzing früher nie einen Gedanken verschwendet. Sie wohnte in einer kleinen Wohnung in der zweiten Etage. Die Tochter im Nebenhaus kam, wenn Hilfe gebraucht wurde. Alles lief in schöner Gleichmäßigkeit, bis die alte Dame plötzlich für eine Rückenoperation ins Krankenhaus musste.

„Aus dem Krankenhaus bin ich dann direkt hierher gekommen“, erzählt sie. Hier, das ist das Senioren- und Pflegezentrum „Am Lerchenberg“, dessen Bewohnerin sie seit knapp vier Jahren ist. Es war für sie „ein Schock, ganz schlimm. Wir hatten früher nie darüber gesprochen. Und dann ging alles so schnell.“

Alles war fremd

Das Zweibettzimmer, in dem sie anfangs war, hatte ihr nicht behagt. Und was jemand empfindet, der außer der Tasche mit den persönlichen Dingen, die er im Krankenhaus hatte, plötzlich in ein fremden Haus zieht, mag ein Außenstehender kaum ermessen. Rosemarie Kitzing weiß, dass sie nach der Operation ohnehin hätte umziehen müssen. Die Treppen hätte sie nicht mehr geschafft, die Wohnung hätte kleiner werden müssen.

Sessel, Stehlampe, Fernseher und einige Bilder aus ihrer alten Wohnung sind dann ebenfalls mit ihr eingezogen. „Mittlerweile bin ich froh“, blickt sie am Rande des diesjährigen Sommerfestes versöhnlich auf die anfängliche nervenaufreibende Zeit zurück.

„Jetzt bin ich 85, wo soll ich denn noch hin? Ich habe mein Zimmer, ein Einzelzimmer. Das macht mir nichts, im Gegenteil. Ich schaue aus dem Fenster, oder ich gehe runter zum Basteln und Gehirnjogging. Ich glaube, es ist hier am schönsten. Da ist viel Platz draußen, es ist nicht so beengt.“

An diesem Wochenende ist der Platz gut gefüllt mit Besuchern. Das Seniorenzentrum öffnet seine Türen, lädt zum Besuchen und Verweilen ein. Während die Pallas Show-Band auf der Bühne die Gäste in Stimmung bringt und bei Laune hält, stellen sich die Bereiche der Einrichtung vor. Rosemarie Kitzing hilft am Bastelstand mit Schere und Papier.

Wenig gefragt sind an diesen Tagen Führungen durchs Haus. „Wir bieten es nicht mehr direkt an. Die Leute kommen zu uns, wenn der Bedarf da ist“, weiß Pflegedienstleiter Jens Böttcher, der als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Genau wie Matthias Henschel, Geschäftsführer seit 1992, der die Einrichtung auch nach 35 Jahren des Bestehens immer weiter entwickeln wird.

Ideen für neue Bereiche

Neue Pläne liegen bereits auf dem Tisch, auch die nordwestliche Ecke des Geländes zu bebauen. „Lebensräume für Menschen mit Demenz“ sollen dort entstehen, so Henschel, zwei Wohngruppen mit je zwölf Plätzen. Dazu kommt eine Tagespflege-Einrichtung mit 40 Plätzen, ebenfalls auf Demenzkranke ausgerichtet. „Das würde unser Angebot abrunden.“ Um den Übergang zur Lerchenbergsiedlung passend zu gestalten, soll ebenerdig im Bungalow-Stil gebaut werden.

„Wir beginnen jetzt mit der Ausschreibung. Wenn alles gut läuft, könnte noch in diesem Jahr Baubeginn sein“, hofft der Geschäftsführer. Auch sonst wird an den Häusern im kleineren Rahmen gebaut, erweitert, saniert. Photovoltaik soll auf das Haus 3 drauf, erklärt Jens Böttcher. Ein weiterer Aspekt ist WLAN, „das wird immer mehr nachgefragt“.

Über all der „Hardware“ werden die Menschen nicht vergessen. „Wir bilden ab diesem Jahr sieben neue Altenpfleger aus, darunter drei Vietnamesen“, sagt Henschel. „Die Mitarbeiter sind nett“, bestätigt Rosemarie Kitzing.

Und das Essen? „Das ist wie zu Hause. Mal schmeckt es, mal nicht“, meint sie lächelnd. Sie hofft, dass ihr kaputtes Sprunggelenk bald heilt und sie wieder mit dem Rollator statt Rollstuhl unterwegs sein kann. In einem Haus, das inzwischen ihr neues Zuhause geworden ist. (mz)

Ein unterhaltsames Konzert gehört zum Sommerfest unbedingt dazu.
Ein unterhaltsames Konzert gehört zum Sommerfest unbedingt dazu.
Graf