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1,1 Millionen Euro für Solarpark-Repowering Mit Bürgerbeteiligung: Stadtwerke Wittenberg wollen Solarpark erneuern

Die Stadtwerke Wittenberg involvieren Bürger aktiv an der Energiewende und starten das erste Projekt mit finanzieller Beteiligung von Bürgern für das Repowering eines Solarparks. Wovon sie profitieren können und was sich die Stadtwerke davon versprechen.

Von Paul Damm 28.11.2023, 18:54
Die Stadtwerke Wittenberg haben am Dienstag die Pläne zum Bürgerbeteiligungsprojekt einer PV-Anlage bei Reinsdorf vorgestellt.
Die Stadtwerke Wittenberg haben am Dienstag die Pläne zum Bürgerbeteiligungsprojekt einer PV-Anlage bei Reinsdorf vorgestellt. (Foto: Thomas Klitzsch)

Wittenberg/MZ. - Die Wittenberger Stadtwerke gehen erste wegweisende Schritte– und beteiligen die Bürger aktiv an der Energiewende. Bereits an diesem Donnerstag startet der Energiedienstleister das erste Projekt mit finanzieller Bürgerbeteiligung für das sogenannte „Repowering“ eines Solarparks in der Nähe von Reinsdorf.

Energiewende: Stadtwerke Wittenberg planen Repowering von Solarpark

Auf einem 7.000 Quadratmeter großen Deponiegelände sind zuletzt die im Jahr 2008 errichteten Photovoltaikanlagen gegen neue, deutlich leistungsstärkere Module ersetzt worden, informiert Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Reinhardt. Als Investitionssumme benennt er am Dienstag 1,1 Millionen Euro; der Eigenanteil der Stadtwerke liegt bei 400.000 Euro. Wodurch aber profitieren die Bürger mit dem Projekt?

„Wir sind weit vorn – und für den weiteren, notwendigen Ausbau von erneuerbaren Energien gut aufgestellt“, erklärt der Stadtwerkechef in einer Pressekonferenz. Bürger nicht nur argumentativ, sondern auch finanziell in Ausbauprojekte mit Alternativenergie einzubeziehen, das „ist in der Region ein Novum“. Die Stadtwerke Wittenberg gehen beispielgebend voran, und „wir haben die große Hoffnung, dass es ein Erfolgsmodell sein wird“, fügt Andreas Reinhardt hinzu.

Dies unterstreicht Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos). Es sei maßgebend, die Zukunft in Hinblick auf erneuerbare Energien aktiv mitzugestalten und dann in solche Prozesse auch die Anwohner mit einzubeziehen. Und diese, vorausgesetzt sie sind Stadtwerkekunden, können gleich doppelt profitieren: Zum einen über den Grünstrom-Tarif, zum anderen indem sie sich finanziell am Ausbauprojekt mit attraktiver Rendite beteiligen.

Erweiterung von Solarpark bei Reinsdorf denkbar

Im Juni dieses Jahres wurde damit begonnen, führt Reinhardt aus, die rund 9.300 Module des Solarparks in der Teucheler Straße zu ersetzen. „Heutzutage gibt es deutlich bessere Technologien.“ Zudem ist Anfang des Jahres auch eine entsprechende Gesetzgebung in Kraft getreten, die es ermöglicht, diese PV-Freiflächenanlage zu repowern.

Beim Repowering verdoppelt sich die Leistung neuer Anlagen bei gleichbleibender Fläche. Von den ursprünglich mehr als 9.000 Modulen sind nun 3.900 neue, leistungsstarke Anlagen auf dem Deponiegelände verbaut worden.

„Wir haben noch Luft. Es gibt theoretisch auch noch Möglichkeiten der Erweiterung“, merkt der Geschäftsführer an. Aktuell fehlen noch zwei von insgesamt vier Trafostationen, damit die Anlage ihre volle Leistung von rund 1,6 Megawatt-Peak generieren kann.

Ausgehend von rund 1.000 Sonnenstunden in einem Jahr können durch diese Anlage unweit von Dobien 1,6 Millionen Kilowattstunden Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien erzeugt werden, führt Reinhardt aus. Mit dem gewonnenen Strom, der übrigens direkt in das örtliche Stromnetz eingespeist wird, können 600 bis zu 800 Haushalte versorgt werden.

An diesem Donnerstag haben Stadtwerke-Kunden die Chance, sich mit Eigenkapital zu beteiligen und dafür lukrative Renditen zu erhalten.
An diesem Donnerstag haben Stadtwerke-Kunden die Chance, sich mit Eigenkapital zu beteiligen und dafür lukrative Renditen zu erhalten.
(Foto: Th. Klitzsch)

Solarpark: Untergrund erschwert Montage

Wie Thomas Grabe, Technischer Leiter der Stadtwerke, berichtet, erstreckte sich die Montagezeit der neuen PV-Anlage von Juli bis Oktober. „Schon am 13. November erfolgte dann die erste Einspeisung ins Stromnetz.“ Eine Herausforderung beim Repoweringprojekt stellte den Angaben von Grabe zufolge die Standortbeschaffenheit dar. Ein Deponiegelände dürfe nicht schweren Baufahrzeugen befahren werden.

Die Mitarbeiter der Stadtwerke brachten daraufhin ihren „grünen Frosch“ zum Einsatz, ein kettenbetriebenes Gefährt, das den Untergrund nicht beschädigt und das Transportieren der Solarmodule deutlich erleichtert. „Alle anderen Handgriffe, sowohl das Auflegen der Module als auch das Herunterschrauben, erfolgte ausschließlich von Hand und durch regional ansässige Unternehmen“.

Zu den technischen Details: Jedes Panel hat eine Leistung von 400 Watt. Diese sind untereinander in Reihe verbunden. Innerhalb eines sogenannten Strings kann dann eine Gleichspannung in einer Größenordnung von rund 900 Volt erzielt werden. „Insgesamt 14 Wechselrichter sammeln die Vielzahl an Strings ein. I

nnerhalb der Wechselrichter wird dann aus der Gleichspannung eine Wechselspannung erzeugt“, berichtet Thomas Grabe. So weit ist der Ablauf nahezu identisch mit einer privaten Photovoltaikanlage auf dem Hausdach. Hinzu kommen auf dem Solarpark noch die Trafostationen, von denen zwei jedoch noch fehlen, ergänzt Grabe.

Bei finanzieller Beteiligung an Repowering: Verzinsung von 3,75 Prozent

Exklusiv für Stadtwerkekunden besteht ab Donnerstag, 30. November die Möglichkeit, sich auf der Webseite der Stadtwerke für das Projekt zu registrieren; und über eine Laufzeit von fünf Jahren einen Betrag zwischen 1.000 und 5.000 Euro fest anzulegen. Darauf zahlen die Stadtwerke dann eine jährliche Verzinsung von 3,75 Prozent. „Wir gehen davon aus, dass wir 350 bis 400 Bürger beteiligen können“, sagt Stadtwerke-Chef Reinhardt.

Er erwartet eine hohe Nachfrage. Ob man sich die attraktive Rendite sichern kann, entscheidet sich im sogenannten Windhundprinzip, sprich: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Bereithalten sollten Strom- und Gaskunden ihre Stadtwerke-Kundennummer und den Personalausweis, um den Antrag digital vollständig einreichen zu können.

Wie Reinhardt abschließend mitteilt, hat das Projekt auch noch einen weiteren Anreiz: „Mit dem Solarpark ,Reinsdorf Cranach Höfe’ möchten wir nicht nur die Energiewende hier vor Ort voranbringen, sondern zugleich einen Teil der eigenen Überschüsse aus dem Solarpark für den Erhalt der Cranach-Höfe einsetzen.“ 2.500 Euro pro Jahr.