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Seyithan Delikanli muss raus

Von Markus Wagner 29.03.2007, 16:48

Wittenberg/MZ. - "Die genauen Gründe kennen wir nicht", sagt Christine Golly, die sich als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt um das Bleiberecht für Delikanli bemüht hat. Die Kommission sei nicht verpflichtet, ihre Entscheidung zu begründen. Nicht einmal das genaue Abstimmungsergebnis wird bekannt gemacht. Fest steht indes: Bis auf das Hauptverfahren um eine Aufenthaltsgenehmigung für Delikanli sind nun alle Möglichkeiten erschöpft, dass er in Wittenberg bleiben darf.

Für Volker Werner ein Umstand, den er nicht verstehen will. "Wir hatten das Gefühl, alle eventuellen Angriffspunkte gegen ihn ausgeräumt zu haben", sagt Werner, der sich für Delikanli eingesetzt hat. Das aktuelle Führungszeugnis des Kurden enthalte keinen Eintrag, sein Freundeskreis in Wittenberg sei groß und gefestigt und halte auch jetzt noch zu ihm. "Für mich galt er immer als Musterbeispiel für eine gelungene Integration", sagt Werner. Der Freundeskreis sei es auch gewesen, der Delikanli in den vergangenen Monaten sehr geholfen habe, berichtet Christine Golly. Die psychische Belastung sei groß gewesen. Seit November 2006 drohte ihm immer wieder die Abschiebung in die Türkei. Der Vorwurf der Ausländerbehörde: Er sei vor 17 Jahren illegal eingereist und als Asylbewerber abgelehnt worden. Nach seiner Scheidung sei das Aufenthaltsrecht erloschen.

Versäumnisse von Vertretern Delikanlis zu Beginn des komplizierten Verfahrens räumt Werner ein. "Das ist ihm jetzt auf die Füße gefallen", sagt er. Denn - und das wirft er dem Verfahren grundsätzlich vor - von Verhandlung zu Verhandlung sei immer nur nach einseitiger Aktenlage entschieden worden. "Bis auf ein dreistündiges Gespräch mit der Berichterstatterin für die Härtefallkommission ist Seyithan kein einziges Mal persönlich angehört worden", klagt Volker Werner. Dann aber hätten sich einige Akteneinträge relativiert. Dass das durchaus möglich sei, beweise das Gespräch mit der Berichterstatterin, die sei voller Überzeugung ins Verfahren gegangen.

Gefruchtet hat das nichts. Delikanli selbst hat nun erklärt, dass er freiwillig ausreisen werde. Bis dahin darf er sich laut Gerichtsbeschluss offiziell in der Stadt aufhalten. "Wir wollen versuchen, weiterhin in Kontakt mit ihm zu bleiben", verspricht Werner. Denn ein einziger letzter Hoffnungsschimmer bleibt: das Hauptverfahren.

Wo Delikanli dieses Urteil jedoch erfahren wird, ist ungewiss. "Dass er noch einmal nach Deutschland einreisen kann, ist fraglich", sagt Christine Golly.