Selbständigkeit mit Pferdefuß
SCHMILKENDORF/MZ. - "Unsere Pferde sind allesamt Barhufer", erzählt Kathrin Ahlers. Und doch nehmen sie für die über 30 Pferde, Ahlers' züchten Oldenburger und haben zudem noch einige Pensionspferde in ihrer Obhut, alle sechs bis acht Wochen regelmäßig die Dienste von Sebastian Seifert in Anspruch. Der 25-Jährige aus Pratau hat sich im vergangenen Jahr als Hufbeschlagschmied selbständig gemacht. Einen ganz wesentlichen Teil seiner Arbeit macht neben dem Hufbeschlag die Hufpflege aus.
Wie beim Menschen die Fußgesundheit, sind für die Pferde gepflegte Hufe wichtig zur Vorbeugung von Schäden an Gelenken und Stellungsfehlern. "Das Horn wächst, nutzt sich aber auch zugleich ab", erklärt Seifert. Überlasse man das sich selbst, kann das zu einem unregelmäßigen Gang führen. Das Auskratzen und Bearbeiten der Hufe geht auch jedem Neubeschlag voraus. Turnusmäßig kommt Seifert meist an einem Samstag zu Ahlers. Bei straffer Arbeit über den ganzen Tag kommen bis zu 25 Pferde an die Reihe. Dass er in seinem Beruf keine Fünf-Tage-Woche haben wird, war sich Seifert von Anfang bewusst. Es gehöre ja auch Turnierbetreuung dazu, und die Wettkämpfe finden nun mal an Wochenenden statt.
Sein Handwerk hat der Pratauer beim Wittenberger Schmiedemeister Andreas Mühlner gelernt. "Es ist zunächst eine klassische Metallbauausbildung", erzählt Seifert, Die dann verknüpft wird mit Hufbeschlag und -pflege. Nach der Lehre hat Seifert noch einige Jahre bei Mühlner gearbeitet und Erfahrungen gesammelt. Mit Pferden kannte er sich längst aus, "sie sind schon immer mein Hobby". Hufbeschlagschmied sei sein Traumberuf gewesen, und dass er sich damit selbständig machen will, war von vornherein sein Ziel. "Staatlich anerkannt und geprüft" - das Prädikat darf Seifert in seiner Berufsbezeichnung führen. Mindestens zwei Jahre Berufspraxis und ein sechsmonatiger Lehrgang mit Examen an einer staatlichen Einrichtung sind dafür die Voraussetzungen. Den Lehrgang hat Seifert an der Tierklinik der Freien Universität in Berlin absolviert.
An diesem Dienstagnachmittag widmet sich Sebastian Seifert in Schmilkendorf allein einem Pensionspferd. "Man sieht, dass er Schmerzen hat", erklärt Seifert, warum das Pferd wechselnd die Vorderläufe hebt. Der zehnjährige Angelo leidet an Arthrose an den Hintergliedmaßen und an Hufrollen-Entzündung an den Vorderbeinen. Deshalb trägt er dort bereits orthopädische Beschläge, die nun erneuert werden müssen.
Seifert verwendet dafür spezielle Rohlinge. Sein Transporter birgt eine rollende Metallwerkstatt: Schleifvorrichtung, Bohrer, Schraubstock, Schweißmaschine und Trenngerät, Container mit Schubladen voller Kleinteile und Material - alles ist an Bord, natürlich auch der obligatorische Amboss. Das Schmiedefeuer wird in einem Propangasbrenner erzeugt.
Seifert richtet die heißen Eisen nacheinander in Form und gleicht sie dabei immer wieder mit Angelos Hufen ab. Dann schweißt der Schmied noch jeweils einen Quersteg über den hinteren Teil des Hufeisens. "Das entlastet die Sehnen der Gliedmaßen", erklärt er. Angelos Ungeduld muss noch ein letztes Mal bezähmt werden, als es ans Beschlagen geht.
Jeweils vier bis sechs Nägel braucht der Schmied pro Huf, auch hier gibt es zwischendurch einen kleinen Probelauf. "Es ist wie mit Schuhen bei uns Menschen: Sind sie zu groß, stolpern wir, sind sie zu klein, drückt es." Es gebe auch Hufschuhe, die alternativ als Hufschutz verwendet werden. "Diese werden geklebt", erklärt Seifert. Solche Hufschuhe anzupassen, gehöre auch zu seinem Spektrum. Hufbeschlagschmied ist also weit mehr als Hufeisen, Hammer und Amboss.