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Seegrehna  Seegrehna : Ältestes Gestüt Deutschlands braucht noch viel Förderung

Von Andreas Benedix 28.08.2016, 04:00
Mitglieder des Gräfenhainichener Wirtschaftsstammtisches der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung sahen sich auf dem Gestüt Bleesen um.
Mitglieder des Gräfenhainichener Wirtschaftsstammtisches der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung sahen sich auf dem Gestüt Bleesen um. Benedix

Seegrehna - Einen Hauch von Romantik vermitteln die ins rote Licht der Abendsonne getauchten, halb verfallenen Mauern des ehemaligen Hofgestütes Bleesern am Rande von Seegrehna. Sie bilden die Kulisse einer Zusammenkunft von Mitgliedern des Gräfenhainichener Wirtschaftsstammtisches der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung.

Dessen stellvertretender Vorsitzender, Harald Müller, kennt den Grund für die Wahl dieses Ortes. „Wir führen jedes Jahr einen Auswärtsstammtisch durch. Dabei besuchen wir gern historisch interessante Stätten und möchten gleichzeitig die Umgebung etwas näher kennenlernen. Außerdem geht es uns darum, Kontakte mit den dort tätigen Vereinen und Personen zu knüpfen“, so Müller.

Herzlich begrüßt werden die Gäste von Christiane Hennen, stellvertretende Vorsitzende des „Fördervereins Hofgestüt Bleesern“. Sie ist erfreut, ein weiteres Mal Interessenten durch die alt-ehrwürdigen Mauern führen zu können sowie über die Arbeit „ihres“ Vereins berichten zu dürfen.

Als promovierte Kunsthistorikerin ist sie dazu prädestiniert, den Besuchern die lange und wechselvolle Geschichte des Hofgestütes nahezubringen. Während eines Rundganges durch die sanierungsbedürftigen Gebäude erläutert sie anschaulich die durch wechselnde Besitzverhältnisse, Kriege sowie Naturkatastrophen gekennzeichnete Historie des Gebäudekomplexes von den Anfängen bis zur Gegenwart.

Schon Friedrich der Weise nutzte ältestes Gestüt Deutschlands

„Wir befinden uns im ältesten Gestüt Deutschlands. Um das zu behaupten, muss man es beweisen können. Und wir verfügen über entsprechende Dokumente, die das belegen“, erklärt Hennen. In diesem Zusammenhang verweist sie auf alte Urkunden aus dem 15. Jahrhundert, durch die in Bleesern eine Stuterei nachgewiesen wird.

Während des Exkurses in die Vergangenheit tauchen viele bekannte Namen auf, die mit dem Anwesen und dessen Funktion in Verbindung standen. So war schon Friedrich der Weise, der eine seiner Residenzen während der Zeit des Thesenanschlages durch Martin Luther in Wittenberg hatte, Nutzer des kurfürstlichen Hofgestütes.

Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung von CDU und CSU (MIT) ist mit zirka 30.000 Mitgliedern der stärkste und zugleich einflussreichste parteipolitische Wirtschaftsverband in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der Mittelständler und setzt sich für mehr Unternehmergeist in der Politik ein. Die Mittelstandsvereinigung ist getragen von der Idee der sozialen Marktwirtschaft, wobei sie deren Prinzipien auf der Grundlage von Eigeninitiative und Eigenverantwortung systematisch weiterentwickelt. Die MIT fordert den Verzicht auf übermäßige staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsleben und die Sicherung des Leistungswettbewerbs. Ihre Mitglieder treten dafür ein, dass der Mittelstand auch in Zukunft des Rückgrat der deutschen Wirtschaft bleibt. (mz/abx)

Eine Blüte erlebte die Anlage in der Regierungszeit von Kurfürst August von Sachsen, der 1578 ein herrschaftliche Gebäudeensemble errichten ließ. Nach 1945 diente das ehemalige Gestüt unter anderem als Domizil für eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Wie Christiane Hennen weiter berichtet, erfolgte nach 1990 die Privatisierung des Anwesens durch die Treuhandanstalt.

Die Fehlplanungen durch den neuen Besitzer hatten eine grobe Vernachlässigung der Bausubstanz sowie deren zunehmenden Verfall zur Folge. Dem angestrebten Abbruch kam der 2012 gegründete „Förderverein Hofgestüt Bleesern“ zuvor, indem er zunächst Teile der Gebäude erwarb. Es begann eine Zeit der umfangreichen Sicherung der Bauten sowie der Beginn des Wiederaufbaus.

„Wir wollen erreichen, dass mit der Sanierung hier wieder Leben einkehrt“, so die Kunsthistorikerin. Geplant seien unter anderem ein Mehrzwecksaal, Unterkünfte für Rad- und Reittouristen nebst Stallungen sowie Veranstaltungsorte für Konzerte, Feste und Kunstausstellungen.

Fördermittel werden für Gestüt Bleesern dringend benötigt

Hennen verhehlt nicht, dass es mitunter hohe bürokratische Hürden zu überwinden gilt, um an die dringend benötigten Fördermittel und Baugenehmigungen zu gelangen. „Leute zu finden, die auch bei den schmutzigsten Arbeiten mit anpacken, ist nicht das Problem. Die Hemmnisse kommen eher aus den Verwaltungen“, verdeutlicht sie ihre Erfahrungen und findet damit die uneingeschränkte Zustimmung ihrer Gäste.

Angesprochen auf die kürzlich durch die Medien verbreitete Nachricht über die Bereitstellung von Geldern für den Förderverein aus der Europäischen Union kann sie vorerst nur mit den Schultern zucken. „Wir haben noch keinen offiziellen Fördermittelbescheid erhalten“, sagt sie.

Harald Müllers Fazit nach dem Rundgang ist positiv: „Die Vielfalt der Fakten und Probleme wurde anschaulich dargestellt. Es war für uns alle ein Gewinn. Das Ziel unserer Exkursion ist erreicht“. (mz)