Schwimmsport in Wittenberg Schwimmsport in Wittenberg: Bitte ein Bier für Startblock 6!

Wittenberg - Seit 20 Jahren ist das ehemalige Filter- und Pumpenhaus des alten Freibads in Piesteritz das Vereinshaus der Abteilung Schwimmen des SV Grün Weiß Wittenberg. Trainer Uwe Stephan hat dort eine bunte Vielfalt an Erinnerungsstücken aus gut einem Jahrhundert Wittenberger Schwimmgeschichte zusammengetragen. Im September soll das Jubiläum des Vereinshauses mit einem großen Fest gefeiert werden.
Uwe Stephan ist in dem Verein großgeworden, der heute 120 Mitglieder zählt. Seit 1969 ist er dabei, seit 1984 Trainer. Von 1990 bis 2010 war er außerdem Vereinsleiter. Als einziger noch verbliebener Trainer startete er damals „mit neuen Menschen neu durch“, weil er „den Verein nicht sterben lassen“ wollte.
Fischteiche vor der Tür
Das Vereinshaus liegt etwas versteckt im Wald hinter dem Freibad. Es ist schön hergerichtet, vor der Tür ein gepflegtes Beach-Volleyballfeld, kleine Fischteiche und schon hier draußen überall Relikte aus alten Zeiten - von Sprungbrettern bis zu ausrangierten Startblöcken. Alte Blöcke dienen auch drinnen als Barhocker. „Da heißt es dann immer: „Bitte ein Bier für Startblock Nummer 6“, Uwe Stephan schmunzelt.
Nachdem 1998 beim Umbau des Bades die Tribüne abgerissen worden war, unter der sich zuvor die Vereinsräume befanden, übergab der damalige Bürgermeister Hartmut Dammer Uwe Stephan per Handschlag das nicht mehr benötigte Filter- und Pumpenhaus als neues Vereinshaus.
Zusammen mit vielen Helfern renovierten es die Vereinsmitglieder selbst. Im einst bis oben hin mit Sand gefüllten Filterraum befinden sich heute all die Utensilien, die für die großen Wettkämpfe zu Luthers Hochzeit benötigt werden. Im ehemaligen Schafstall - die Schafe dienten einmal als lebende Rasenmäher für die Liegewiesen des Freibads - ist heute die Küche zu finden und im früher mit Rohren und Pumpen gefüllten Vorraum befindet sich die gemütliche „Kneipe“. An den Wänden überall Urkunden, Fotos, Medaillen und eine Sammlung von 400 Pokalen.
„Die habe ich nach 1990 mit meinen Sportlern deutschlandweit gewonnen“, erklärt Uwe Stephan. Auch zu all den anderen Erinnerungsstücken hat er einiges zu erzählen. Zum Beispiel zu den Urkunden und Pokale aus den 1920er Jahren, als noch in der Elbe geschwommen wurde und der Verein „Wittenberger Schwimmverein 1912“ heiß. Sogar ein Protokollbuch aus dieser Zeit ist noch erhalten.
„Hier hat praktisch alles ’ne Geschichte“, meint Uwe Stephan. Und einen Großteil davon hat er selbst miterlebt. Da findet sich etwa die Kopie einer Urkunde von Sybille Schönrock, die 1980 bei Olympia in Moskau eine Silbermedaille gewann.
„Mit ihr habe ich selber noch trainiert“, erinnert sich der heute 60-Jährige und erzählt von Henry Schönfelder, der 1980 Jugendeuropameister wurde, dann aber „aus politischen Gründen“ aussteigen musste, oder vom Ecosia-Gründer Christian Kroll, der bei Uwe Stephan trainierte und bis zu den deutschen Meisterschaften kam.
Medaillen der Tochter
Und natürlich von seiner Tochter Katharina, die unter anderem bei vier Weltmeisterschaften Medaillen im Rettungsschwimmen gewann. Auch ihre Medaillen zieren die Vereinsräume, daneben russische und westdeutsche Stoppuhren sowie die ersten elektronischen aus Ruhla in Thüringen.
Neben alten, grün-weißen Schwimmanzügen hängt auch noch eine Tube „Viatlon“. „Das war das Doping der Amateursportler“, meint Uwe Stephan lachend, „ein malzhaltiges Nahrungsergänzungsmittel der DDR.“
In all den Jahren seien „Leute hinzugekommen und gegangen“, fasst er zusammen: „Das Schöne ist, dass ich geblieben bin und dass ich meine Erfolge habe. Da ist was bei rausgekommen bei den Sportlern - und hier das Gebäude. Jeden Tag friemel ich hier was. Ich habe es nicht umsonst gemacht - es muss natürlich jemand erben, so wie ich es geerbt habe.“ Erst einmal freut er sich aber auf das Vereinsfest zum 20-jährigen Bestehen des Vereinshauses, das am 6. September stattfinden soll. (mz)