Schülertreffen in Wittennberg Schülertreffen in Wittennberg: Ballons mit Ideen für eine bessere Zukunft

Wittenberg - Für Lennard, 16 Jahre alt, und den 17-jährigen John hat das Reformationsjubiläum einen tollen Nebeneffekt. Der Schüler des Martin-Luther-Gymnasiums aus Eisenach und der Student der Vox Dei Academy aus Manila haben sich erstmals persönlich treffen können. Vor zwei Wochen haben sie erstmals E-Mails getauscht und auch schon ein gemeinsames Interesse gefunden: den Sport.
Gemeinsam mit 180 Schülern und Lehrern aus der ganzen Welt machen sich Lennard und John derzeit in der ehemaligen Karl-Marx-Schule in Wittenberg Gedanken darüber, wie globales Lernen und friedliche interkulturelle Begegnungen funktionieren. Die Jugendlichen aus sieben deutschen und sieben internationalen Schulen sind Teil des internationalen Bildungsprojektes „schools500reformation“, das 2013 gestartete Projekt vernetzt inzwischen über 670 evangelische Schulen auf fast allen Kontinenten der Welt. Organisiert wird das Projekt unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Auswärtigen Amt.
Luftballons mit Thesen für bessere Zukunft steigen in den Himmel
Im Rahmen der Weltausstellung Reformation wird am Freitag ab 12.30 Uhr der „Global schools500reformation Day“ (Weltschülertag) im Torraum Globalisierung gefeiert. Dabei wird nicht nur das schon bestehende Netzwerk auf längerfristige Zeit angelegt (GPENreformation). Nach einem Festakt werden zudem um 16 Uhr vor der Schlosskirche Luftballons in den Himmel mit Thesen für eine bessere Zukunft steigen.
Diese zu erarbeiten, haben sich die Jugendlichen gestern zu Workshops zusammengefunden, mit Namen wie „Color your world“ (deiner Welt Farbe geben), „a room for me“ oder auch „from sports to prayers“, bei dem die Turnhalle zu einem Raum für Gebete umgestaltet wird. Nach einer Woche Kennenlernen in den deutschen Partnerschulen sind alle Schüler am Mittwoch in Wittenberg eingetroffen.
Aus Eisenach sind sieben Schüler und drei Pädagogen vom Martin-Luther-Gymnasium angereist, darunter Schulleiter Thomas Giesa. Fünf Jugendliche und drei Lehrer sind von den Philippinen gekommen, wobei die Namen der Jugendlichen aus insgesamt 32 Schülern der Klasse gelost wurden. Sie hatten, erzählt John, nicht nur das Glück, nach Europa fliegen zu dürfen, die Reisekosten sind von den Organisatoren übernommen worden.
Sonnabend Fußballturnier auf dem Schulgelände in Wittenberg
Während die jungen Gäste aus Manila das erste Mal ihr Land verlassen haben, „sind wir sehr international aufgestellt“, berichtet Thomas Giesa nach Kontakten zu China und anderswo. In Wittenberg habe sich jede der 14 teilnehmenden Schulen vorgestellt, dann geht es an gemeinsame Projekte. Mit den Aktionen am Freitag endet das Erlebnis Reformation nicht. Das Camp hat unter anderem am Sonnabend ein Fußballturnier auf dem Schulgelände in Wittenberg West im Programm, am Sonntag gibt es ab 15 Uhr im Torraum 6 am talents’tent ein Musical, erarbeitet von zwei der Schulen.
Der Beginn des Camps lässt sich sehr locker an. Für John und Lennard gibt es einiges zu entdecken. John findet das deutsche Essen neu, aber köstlich. Beide sind sehr interessiert an anderen Kulturen, die es hier hautnah zu erleben gibt. Selbst Schulleiter Giesa nimmt es sportlich und nennt es „eine Grenzerfahrung, nach 20 Jahren mal wieder in einer Schule zu übernachten“.
Über die Thesen für eine bessere Zukunft, die Freitag mit den Ballons aufsteigen werden, hatten sich John und Lennard bis gestern Mittag übrigens noch keine Gedanken gemacht. Selbst auf die Frage nach ihrem Berufswunsch zögern die beiden. Lennard könnte sich ein Studium der Betriebswirtschaft oder der Sportwissenschaften vorstellen. Für John wäre derzeit der Einstieg in die IT-Branche interessant. Mit einem Studium in Deutschland? Der junge Mann lächelt. „Wenn sich die Möglichkeit ergibt, warum nicht“, meint er. (mz)