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Schulen Schulen: Misstöne in Coswig

Von Ute Otto 23.08.2013, 19:54
Das Musikatelier der neuen Sekundarschule Coswig
Das Musikatelier der neuen Sekundarschule Coswig Klitzsch Lizenz

Coswig/MZ - „Ein gutes Tier Ist das Klavier, Still, friedlich und bescheiden, Und muß dabei Doch vielerlei Erdulden und erleiden.“ Vom Virtuosen gemartert, wie Wilhelm Busch in seinem Gedicht beschreibt, wurde das alte Klavier nicht, das da scheinbar herrenlos im noch unfertigen Musikzimmer der neuen Sekundarschule Coswig stand. Dafür aber vom Kreis großzügig verschenkt an die Evangelische Gesamtschule Wittenberg. Schließlich hat so ein Klavier auf einer Baustelle nichts zu suchen, so die Erklärung aus der Kreisverwaltung. Eine Inventarnummer hatte das gute Stück auch nicht. Angeblich hatte die Kreisverwaltung in der Schule herumgefragt, wie das Klavier dorthin kommt. Bloß der Richtige wurde nicht erwischt: Schulleiter Detlef Gutsche. Der hätte erklärt, dass jemand aus Klieken der Schule das seit Jahren ungenutzte Instrument überlassen hat. Der Schulleiter hat den Umzug des Instruments ins Musikzimmer organisiert, wo es wunderbar zwischen das alte Gebälk passte. „Und wir hatten es auch schon stimmen lassen“, berichtete Gutsche.

"Das ist starker Tobak"

So still, friedlich und bescheiden, wie sich das Klavier dann erneut abtransportieren ließ, will der Vorsitzende des Schulfördervereins Christian Tylsch den Transfer nicht erdulden. „Das ist starker Tobak“, schlug er jüngst im Kreisausschuss deswegen harsche Töne an. Nicht nur, dass der Kreis, der ja sonst auch nichts zu verschenken hat, etwas verschenke, was ihm nicht gehöre: „Er gibt es zudem noch einer fremden Einrichtung, die mit dem Kreis um Schüler konkurriert.“ Pressesprecher Ronald Gauert, um eine Stellungnahme gebeten, zeigte sich missgestimmt und erklärte kurz angebunden: „Die Coswiger können beruhigt sein, wo ein Klavier stand, kommt auch wieder eins hin.“

Wer jetzt ein Déjà-vu hat, den trügt der Geist nicht: 2008 war der Kreis schon einmal in einen Klavier-Raub verwickelt, allerdings zog er dabei den Kürzeren. Nach der Gebietsreform hatte der Kreis Anhalt-Bitterfeld ein Klavier aus Oranienbaum abholen lassen, weil es der Musikschule Anhalt-Zerbst mit Sitz in Zerbst gehörte. Ehe Ersatz geschaffen werden konnte, versäumten die Musikschüler aus dem Wörlitzer Winkel einige Unterrichtsstunden.

Nächsten Donnerstag will Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) Schüler und Lehrer in ihrem neuen Domizil begrüßen. Vielleicht bringt er ja etwas mit. „Ein Onkel, der Gutes mitbringt, ist besser als eine Tante, die nur Klavier spielt.“ Das ist auch von Wilhelm Busch.