Schulen im Kreis Wittenberg Schulen im Kreis Wittenberg: Lehrer gesucht

wittenberg - Harry Pfeifer hofft auf einen Anruf: von einem jungen Lehrer, einem Absolventen vielleicht, einem jedenfalls, der gerne an der Grundschule von Bad Schmiedeberg unterrichten möchte. Pfeifer ist dort Schulleiter - und spricht von einer „knapp bemessenen“ Ausstattung mit Pädagogen. „Bei 152 Kindern und acht Klassen haben wir sieben Stammlehrkräfte und mich als Schulleiter.“ Die Schule, sagt er, sei mit 97 Prozent versorgt: „Die Stundentafel wird erfüllt.“ Trotzdem: Angeboten werden könne nur „das Minimum“. Wenn jemand krank wird, „dann stehe ich auf dem Schlauch“. Der Schulleiter hat nach 25 Jahren wieder selbst eine Klasse übernommen, es geht nicht anders. Nun ist es nicht so, dass keine Stelle zur Verfügung stünde, eine Ausschreibung, sagt Pfeifer, existierte. Nur hat sich keiner gemeldet, junge Lehrer, glaubt Pfeifer, zieht es eher in die Städte: „Dabei haben wir hier liebe Kinder und ein harmonisches Verhältnis“, wirbt er.
Lehrermangel ist auch im neuen Schuljahr ein Problem - längst nicht nur in Bad Schmiedeberg, längst nicht nur an Grundschulen. Das bestätigt neben anderen Vera Zech, Vorsitzende des Kreiselternrates. Mit konkreten Zahlen kann sie noch nicht aufwarten, ebenso wie das Landesschulamt. „Aber fest steht, Lehrer fehlen.“ Im Frühjahr bereits hatte der Wittenberger Elternrat mehrere Briefe geschrieben in dieser Sache, etwa an das Kultusministerium und den Ministerpräsidenten. Man suche nach Lösungen, hieß es. Vera Zech verspricht: „Wir bleiben dran.“
Die Sprecherin des Landesschulamtes erklärt, dass etliche Ausschreibungen erfolgten. Nur: „Es gibt einige Regionen in Sachsen-Anhalt, in denen es besonders schwierig ist, freie Lehrerstellen zu besetzen.“ Der Landkreis Wittenberg gehöre dazu. Von insgesamt 34 zu besetzenden Stellen konnten bislang für 24 neue Lehrkräfte im Landkreis Wittenberg gewonnen werden, hieß es gestern. Eine Nachausschreibung läuft, das Amt hofft, dass sich noch der eine oder andere Bewerber findet.
Offenkundig ist es aber nicht nur im ländlichen Raum schwierig, neue Lehrer zu finden. Gisela Weh- ner, sie leitet die Piesteritzer Grundschule Friedrich Engels, spricht von zwei Ausschreibungen für ihr Haus, besetzt werden konnte lediglich eine Stelle. Dass sie inzwischen trotzdem wieder guter Dinge ist, hängt mit Abordnungen zusammen. Das Team der Schule wird verstärkt durch Lehrer aus den Sekundarschulen Elster und Kemberg: „Ich bin sehr glücklich darüber, sonst hätten wir aus drei Klassen zwei machen müssen.“ Die Abordnung gilt für ein Jahr: Was dann passiert, steht dahin.
In Klieken liegt der Fall etwas anders. Dort fehlt eine Musiklehrerin - weil die im Erziehungsurlaub ist und erst 2017 zurückkehrt. Zwar soll zeitweise Hilfe aus Dessau kommen, die lässt allerdings auf sich warten. Das Team der Grundschule behilft sich, indem Nichtfachlehrer den Unterricht übernehmen. Rosemarie Drobig: „Wir verbreiten trotzdem Freude am Singen und lassen uns nicht von unserem Weg abbringen. Musik ist einfach wichtig.“ (mz)