1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Schlendern unter Auflagen in Wittenberg

Bestandsaufnahme Schlendern unter Auflagen in Wittenberg

Einzelhandel, Kulturstätten und Gastronomie haben endlich wieder geöffnet. Wie sich ein fast normaler Stadtbesuch in Wittenberg anfühlt.

Von Anika Würz Aktualisiert: 31.05.2021, 08:29
Christiane Uhmann (links) und Justine Gerloff, Kellnerinnen im „Kartoffelhaus", freuen sich, wieder Gäste bewirten zu dürfen.
Christiane Uhmann (links) und Justine Gerloff, Kellnerinnen im „Kartoffelhaus", freuen sich, wieder Gäste bewirten zu dürfen. (Fotos: Anika Würz)

Wittenberg - Wir haben es geschafft: Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt unter der Hunderter-Marke. Aus dem Amtsblatt leuchtet uns eine „gelb-grüne“ Ampel entgegen und verkündet unter anderem offene Gastronomien, nutzbare Kultur- und Freizeitangebote sowie die Möglichkeit, Einkäufe zu verrichten, die den täglichen Bedarf übersteigen. Letzteres sogar spontan - ohne Click-und-Meet. Zeit für eine Bestandsaufnahme beim Innenstadtbummel.

Vorbereitung ist das A und O

Ganz ohne Auflagen lässt sich das verspätete Frühlingserwachen der Lutherstadt zwar nicht zu genießen. Deshalb empfiehlt es sich, insbesondere sofern ein Besuch der Innen- oder Außengastronomie geplant ist, vorab einen Schnelltest machen zu lassen.

Beispielsweise im „Corona Testzentrum Wittenberg“ an der Amtsgerichtskreuzung. Besucher ohne Termin sollten etwa 45 Minuten für den kostenlosen Bürgertest und die anschließende Wartezeit einplanen. Wer negativ getestet wird, erhält einen Nachweis, der als Eintrittskarte in ein Land aus Konsum, Kultur und Kulinarik fungiert.

Und wie gestaltet sich das Post-Lockdown-Shoppingerlebnis? Ehrlich gesagt: etwas ernüchternd. Am Samstagnachmittag hat nur rund die Hälfte der Geschäfte im Arsenal überhaupt geöffnet. Die Kontaktlisten, die unter anderem vor Betreten der besuchbaren Schmuckhändler oder Schuhläden ausgefüllt werden müssen, lassen einige Flaneure wieder auf dem Absatz kehrtmachen. Wirklich voll ist es lediglich bei Expert. Decken sich die Wittenberger mit Heimelektronik für den nächsten Lockdown ein?

Ähnlich verhalten zeigt sich die Collegienstraße. Weder Parfum noch Kleidung - nicht einmal eine Pizza - lässt sich ergattern. Andererseits: Es sind viele Menschen unterwegs. Sie sitzen auf Bänken oder dem Gehsteig, viele schlecken ein Eis, auch die Cafés sind gut besucht. Der Holzmarkt mit Eiscafé und Italiener lässt die Pandemie kurz vergessen, so viele haben sich eingefunden. Nur der Einzelhandel ist wie leer gefegt, weil eben großteils geschlossen an jenem Samstagnachmittag.

Spätes Erwachen

Erst gegen 17 Uhr kommt die Stadt richtig in Schwung. Die Zeit der Einkaufsbummel ist vorbei, nun avancieren kulinarische Angebote zu Besuchers Liebling. Die Lokale haben fast alle geöffnet - nur noch nicht für alle.

Wer unter die „drei Gs“ fällt - also geimpft, genesen oder getestet ist - darf sich im Innen- und Außenbereich der Restaurants, Kneipen und Cafés vergnügen. So erklärt es Justine Gerloff, Kellnerin im „Kartoffelhaus“. „Viele wissen leider noch nicht, dass wir wieder geöffnet haben. Aber heute klappt es ganz gut mit den Gästen“, resümiert sie am Samstag.

Auch „Die Niederlassung“ habe am ersten Tag der Wiederöffnung - dem Donnerstag - noch wenig Gäste verzeichnen können. Mittlerweile, vor allem ab den frühen Abendstunden, laufe das Geschäft aber wieder an. Wer die Spargelkarte sowie gute regionale Küche, von der Koch Oliver Ott schwärmt, genießen möchte, könne sich sogar vor Ort testen lassen und „negativ niederlassen“, verkündet eine Tafel vor dem Lokal.

Selbst testen können Andy Straube und sein Team ihre Gäste nicht, erklärt der Inhaber des Cafés „Bittersuess“: „Wir haben das Personal und die Räumlichkeiten nicht - und das würde auch nicht zu unserer Atmosphäre passen. Aber ein paar Meter weiter, bei der Alten Canzley, gibt es eine Teststation.“

Straube ist sichtlich froh darüber, sein Lokal öffnen zu können - nicht allein der Gäste wegen: „Als ich erzählt habe, dass wir wieder öffnen, waren alle Mitarbeiter Feuer und Flamme!“ Ebenso gelöst scheinen die Kunden, mit Kaffee und Torte, Aperol Spritz oder Bierchen in der Sonne. (mz)

Testzentrum nahe Amtsgericht
Testzentrum nahe Amtsgericht
(Foto: Würz)