Schiffsanleger in Kleinwittenberg Schiffsanleger in Kleinwittenberg: Auf zu neuen Ufern

Wittenberg - Alles im Fluss am Fluss: Einen Tag nach Bekanntwerden der Hotelschiff-Pläne von Kapitän Jan Harnisch am Anleger Rheinstraße wurde am Freitag nur wenige hundert Meter stromabwärts in Kleinwittenberg ein weiteres Projekt vorgestellt, das Elbe und Stadt ebenfalls weiter miteinander verzahnen dürfte: Südlich der Straße An der Elbe, wo bereits seit vielen Jahren die Kreuzfahrtschiffe der Viking-Reederei festmachen, wird der gesamte Bereich zum Fluss hin neu gestaltet.
Beteiligt sind an dem „Gemeinschaftsprojekt“ (Bürgermeister Jochen Kirchner) Reederei, Stadt, Stadtwerke und Entwässerungsbetrieb. Das Terrain gleicht derzeit einer einzigen Baustelle, riesige Mengen an Material werden bewegt, doch die Umrisse des Neuen sind bereits deutlich sichtbar. Finanziell und räumlich dickster Brocken ist die Maßnahme der Viking River Cruises AG.
Das Unternehmen mit Sitz in Basel baut einen zweiten Anleger, damit dort künftig zwei Schiffe gleichzeitig hintereinander liegen können. Die „Beyla“ (die sich am Freitag vor Ort befand) und die „Astrild“ sind jeweils 110 Meter lang.
Als einen „extrem wichtigen Standort“ für Viking hat Vize-Präsident Bogler die Lutherstadt bezeichnet, und zwar nicht nur 2017. Viking ist seit 1991 auf der Elbe unterwegs, 2015 legte man sich für die hiesigen Flusskreuzfarten die neuen Schiffe „Beyla“ und „Astrild“ zu. 136 Abfahrten gab es 2016 bisher auf der Route Magdeburg - Melnik („Berlin-Prag“), bis Jahresende werde man damit 12 500 Gäste (auch) nach Wittenberg gebracht haben. 85 Prozent sind US-Bürger, zehn Prozent Briten. 2017 werde man, ein Novum, auch einige Kreuzfahrten direkt ab Wittenberg anbieten, so Bogler.
Neu angelegt wird auch die Zu- und Abfahrt für die Busse, die die Kreuzfahrer zum Schiff bringen bzw. abholen. Thomas Bogler, bei Viking Vize-Präsident „Nautic Technic“, bezifferte den Gesamtumfang der eigenen Baumaßnahmen bei einem Rundgang mit der Presse auf 850.000 Euro allein in diesem Jahr. Neu bzw. offenbar erstmals ordentlich geregelt wird die Versorgung der Kreuzfahrtschiffe mit Strom - der Betrieb von Dieselgeneratoren hatte auch und vor allem die Anwohner genervt. Künftig gibt es also Landstrom, von der Bundesstraße her.
Neu geschaffen wird vor den Schiffen ein gepflasterter Aufenthaltsbereich mit Sitzgelegenheiten für die Passagiere, der sich in der Materialauswahl - neben Naturstein roter Ziegel - auch an den historischen Häusern der Elbpromenade orientiert. Auch die Pumpstation des Entwässerungsbetriebs, die mitten auf der Fläche thront, wird bei der Gelegenheit neu gestaltet: Sie soll zur - überdachten - Aussichtsplattform werden.
Nach Auskunft von Christoph Menn vom zuständigen Planungsbüro Bankert & Menn (Halle) soll das gesamte Terrain bis zum Jahresende fertiggestellt sein. Menn lobte bei dieser Gelegenheit sowohl die Zusammenarbeit mit der Stadt und weiteren Behörden als auch mit der bauausführenden Firma Kramer aus Wittenberg.
Ein Stück Land am Fluss ist nämlich ein sehr sensibler Bereich, allein an Naturschutz gab es allerlei zu beachten, unter anderem die beiden Biberkolonien östlich und westlich der Baustelle. Sechs Bäume werden als Ersatz für Fällungen an der Dessauer Straße neu gepflanzt, weitere Bäume am Anleger selbst, sagte Landschaftsplanerin Ulrike Beetz vom städtischen Fachbereich „Stadtentwicklung“.
Beetz stellte am Freitag ein weiteres Projekt vor, die Hochwasserschutzmauer, die sich die Anwohner nach der Elbeflut 2013 gewünscht hatten. (Zunächst) 100 Meter lang und 50 Zentimeter hoch soll sie die Menschen nicht nur vor dem Wasser schützen, sondern an schönen Tagen auch zum Sitzen einladen. Die Mauer wird ebenfalls aus rotem Ziegel sein. Der 150 000 Euro teure Bau soll laut Kirchner 2017 beginnen und im Mai abgeschlossen sein. 80 Prozent der Summe erwartet die Stadt noch aus dem Förderprogramm für kommunale Maßnahmen des Hochwasserschutzes, seit Donnerstag hat sie es schriftlich, dass sie beginnen darf. (mz)