Schifffahrt auf der Elbe Schifffahrt auf der Elbe: Niedrigwasser bringt Pläne durcheinander

Wittenberg - Mit Dessau hat Jan Harnisch einfach kein Glück. Nach dem gescheiterten Versuch, ein Schiff am Kornhaus zu stationieren, um von dort Touren nach Wittenberger Muster anzubieten, fällt nun auch die Variante ins Wasser, für einen begrenzten Zeitraum mit der „Lutherstadt Wittenberg“ in Dessau Präsenz zu zeigen. Eigentlich sollte das Schiff ab Montag eine Woche lang vom Kornhaus aus starten, zehn (so gut wie ausverkaufte) Elbe-Fahrten standen auf dem Programm. Diesmal macht nicht mangelndes Interesse, sondern extremes Niedrigwasser dem Unternehmer und Kapitän einen Strich durch die Rechnung.
Zwar kann Harnisch von Wittenberg aus noch zu Panorama-Fahrten aufbrechen - zumindest ab nächstem Dienstag wieder. Bis Dessau kommt er angesichts der prognostizierten Pegelstände nicht mehr. Die sind nach Harnischs Worten ziemlich beispiellos. Einen Meter hatte Wittenberg gestern, am Wochenende soll der Pegel unter 90 Zentimeter fallen. „Wir hatten 2003 mal 91 Zentimeter, aber dass Wittenberg unter 90 Zentimetern liegt“, das sei in der Tat außergewöhnlich.
Das Limit des Motorschiffs „Lutherstadt Wittenberg“ setzt Harnisch bei 95 Zentimetern an, der Tiefgang liegt bei 85 Zentimetern. „Wir sind zwar noch nirgends aufgesetzt, das soll aber auch so bleiben. Wir werden unser Arbeitsmittel nicht aufs Spiel setzen.“ Dass ab nächstem Dienstag wieder „Panorama“ gefahren werden kann, hängt damit zusammen, dass in Tschechien „ein bisschen Wasser abgelassen“ worden ist.
Auch wenn die Verluste für die Wittenberger Passagierschifffahrt erheblich sind - allein das entgangene Dessau-Geschäft beziffert Harnisch mit rund 10 000 Euro - sein Schiff kann noch fahren, allerdings nicht weit, schon Elster oder Coswig sind derzeit nicht drin. Andere liegen hingegen schon seit Wochen fest, insbesondere Güterschiffe, aber auch Kreuzfahrtschiffe. In Wittenberg haben gegenwärtig drei von ihnen Anker geworfen, um auf bessere Zeiten zu warten - die „Theodor Fontane“, die „River Allegro“ und die „Viking Beyla“. Etliche Gäste von letzterem Schiff sind gestern kurzerhand umgestiegen - in die „Lutherstadt Wittenberg“, um überhaupt mal auf der Elbe schippern zu können. Die Gäste der Flusskreuzfahrtschiffe werden ansonsten mit Bussen zu den touristischen Zielen transportiert.
Das Niedrigwasser wirft nicht nur allerlei Pläne durcheinander, es zerrt auch an den Nerven. Die Kundschaft ist verunsichert, die Anbieter sind es ebenso. Zumal nicht absehbar ist, wann sich die Situation ändert. Es bräuchte kräftigen Regen in Tschechien, damit sich die Pegelstände wieder erholen. Zu kräftig sollte der freilich auch nicht ausfallen, denn dass Hochwasser ebenfalls für ruhende Schifffahrt auf der Elbe sorgt, weiß Jan Harnisch nur zu genau. 2013 musste die „Lutherstadt Wittenberg“ vier Wochen pausieren. (mz)