Renaissance Musikfestival Renaissance Musikfestival: Eine bunte Mischung in Wittenberg

Wittenberg - Am Sonntag fand das Abschlusskonzert des 15. Renaissance Musikfestivals in der Wittenberger Schlosskirche statt. Das „Renaissance Ensemble Süßato“ der Musikschule Teltow-Fläming unter der Leitung von Vladimir Ivachkovets und das „Praetorius Consort“ aus Wittenberg unter Thomas Höhne boten eine bunte Mischung von Musikstücken der Renaissance. Kompositionen des 16. Jahrhunderts spielten eine dominierende Rolle.
Lange Gästeliste
In den anderthalb Jahrzehnten erfolgreicher Festivalgeschichte gibt es eine ziemlich lange Gästeliste. Allein das „Praetorius Consort Wittenberg“, das Nachwuchsensemble der gastgebenden „Wittenberger Hofkapelle“, hat sich immer wieder befreundete und mehr oder weniger benachbarte Gleichgesinnte zum Musizieren und Konzertieren eingeladen.
Somit sind nicht nur die Kinder und Jugendlichen aus Wittenberg und Bad Schmiedeberg aus dem Festivalgeschehen nicht mehr wegzudenken, auch die Jugendmusiziergruppe „Michael Praetorius“ aus Leipzig und das Hamburger Alte-Musik-Ensemble „The Muses„ Fellows“ traten regelmäßig mit dem „Praetorius Consort Wittenberg“ auf.
Das Ensemble, das 2018 sein 20-jähriges Gründungsjubiläum feierte, ist inzwischen älter als die meisten seiner Mitglieder - und hat sich für das Abschlusskonzert zum 15. Festival mit dem Süßato-Ensemble einen neuen musikalischen Partner organisiert. Blockflöten, Krummhörner und Dudelsack treffen auf Harfe, Laute, Gambe und Hümmelchen. Das Ergebnis dieser ersten Zusammenarbeit erklang am Sonntag.
Spiel im Wechsel
Das Ensemble aus Luckenwalde/Jüterbog nahm sich an diesem Abend einige Stücke des Komponisten Tilman Susato (1510-1570) vor. Dieser Komponist ist auch der Namensgeber dieses Ensembles. Die 16 Musikerinnen und Musiker spielten im Wechsel mit dem „Praetorius Consort“, teils auf historischen Instrumenten, aber auch mit Unterstützung eines E-Pianos mit Cembaloregister.
Querflöten, Schlagwerk und Geigen vervollständigten das Ensemble. Der musikalische Leiter Ivachkovets musste vor einigen Stücken die empfindlichen Instrumente immer wieder nachstimmen lassen. Die besonderen klimatischen Bedingungen in der Kirche sind für die Intonation von Drehleier und Dudelsack eine Herausforderung.
Bewundernswert waren daher die Spielfreude und das Können der Jugendlichen. Souverän beherrschten sie die Instrumente. Besonders berührt wurde das Publikum vom klaren Sopran der Sängerin Johanna Schwark bei dem Stück „Ave Maria“ von Guilio Caccini (1551-1618). Das Reizvolle dieses Abends war, dass das Wittenberger Consort von den Emporen aus musizierte, während das Ensemble aus Luckenwalde im Altarraum spielte. Von Stück zu Stück wechselten sie sich ab.
Vladimir Ivachkovets kam 1994 aus Belarus nach Deutschland. Er war in der Sowjetunion Leiter mehrerer Militärorchester und komponierte auch Filmmusiken. Seit 1998 ist er in der Musikschule Teltow/Fläming angestellt. Dort leitet er das Schülerorchester, schreibt Musik für Filme und Theaterstücke und ist seit 2006 Arrangeur u.a. im historischen Orchester „Smedeberger Spielleut“. Man merkte Ivachkovets bei seinem exakten Dirigieren seine Erfahrungen als Leiter großer Ensembles an. Die Einsätze kamen immer genau und es gab keinerlei Unsicherheiten.
Thomas Höhne spielte mit seinen jungen Musikerinnen und Musikern auch Lieder mit Texten des Wittenbergers Paul Eber (Pfarrer an der Stadtkirche, 1511- 1569). Die Sopranistin Julla von Landsberg sang die Lieder, die alle bekannte Kirchenlieder sind, mit einer besonderen Innigkeit und Schlichtheit.
Begeistert und mit Freude
Beim neunten Titel der Wittenberger kam es mitten im Stück zu einer abrupten Unterbrechung und es entstand der Eindruck, dass man sich verspielt hatte. Nachdem aber elf Gongschläge erklangen und die Musik wieder einsetzte, wurde verständlich, dass es so gewollt war. Höhne erklärte nach dem Konzert, dass er damit auf die Gefahr hinweisen wollte, dass die Zukunft der Mitwirkung von Jugendmusiziergruppen im Festival in Frage steht. Dabei gehe es wieder einmal um die Fördermittelvergabe.
Es wäre sehr zu bedauern, wenn in den kommenden Jahren aus finanziellen Gründen Jugendliche nicht mehr an diese besondere Musik herangeführt werden könnten. Die in den letzten Jahren gastierenden Jugendgruppen aus Hamburg oder Leipzig und jetzt auch aus dem Nachbarkreis machen deutlich, mit welcher Freude die Jugend diese Musik erlebt und dann mit Begeisterung musiziert.
Mythen und Märchen
Das 15. Wittenberger Renaissance Musikfestival stand unter dem Motto „Aus den Schatzkammern eines Murmeltiers“. Es fand vom 23. Oktober bis 1. November unter erschwerten Bedingungen statt, denn die Corona-Pandemie erforderte nicht nur Programmänderungen, etwa konnten Künstler aus England nicht anreisen. Wegen der Abstands- und Hygieneregeln musste die Platzkapazität an den Spielstätten reduziert werden.
Die Auslastung wird vor diesem Hintergrund mit 83 Prozent angegeben.
Partner des von Thomas Höhne gegründeten und künstlerisch geleiteten Festivals und von Projektleiterin Gesine Friedrich ist der Verein „WittenbergKultur“. Finanzielle Mittel in Höhe von 10.000 Euro kommen von der Lutherstadt Wittenberg Marketing GmbH. Deren Chef Giorgos Kalaitzis beziffert auf eine Anfrage die vom Land zugesagten Mittel mit 35.000 Euro. Unterdessen steht das Motto für die 16. Auflage des Festivals bereits fest. Es lautet „Mythen und Märchen“. (mz)