Renaissance-Musikfestival Renaissance-Musikfestival: Das Who is Who der Szene

Wittenberg - Eine Woche voller Renaissancemusik - das hat Seltenheitswert und schmückt eine Stadt. Wittenberg erlebt in Kürze bereits die elfte Auflage eines Festival, das sich in Konzerten und Workshops mit eben dieser Musik beschäftigt, an Originalschauplätzen der Reformation. Das Festival, das mal in einer Scheune in Bad Schmiedeberg seinen Ursprung hatte, ist längst etabliert und besitzt einen guten Ruf in der Szene. „Die Zahl der Besucher ist kontinuierlich gestiegen“, rechnet Johannes Winkelmann, Geschäftsführer des Vereins Wittenberg-Kultur, vor.
Das Wittenberger Renaissancemusikfestival präsentiert sich vom 22. bis 31. Oktober an sechs Spielstätten im Zentrum der Lutherstadt: mit zwölf Konzerten, elf Workshops, einem Tanzball und einer Instrumentenausstellung.
Bereits zum zweiten Mal wird das Festival von dem international renommierten Ensemble Oni Wytars eröffnet - diesmal begleitet von der römischen Sängerin Gabriella Aiello, im Gepäck Liebeslieder der italienischen Renaissance. Auch Ausnahmetenor Marco Beasley, der vor zwei Jahren begeistert gefeiert wurde, ist wieder mit dabei. Am Reformationstag offeriert er sein aktuelles Programm und beendet das Festival. Für Konzerte gewonnen werden konnten weitere interessante Künstler: etwa das Ensemble Santenay mit der Sopranistin Julla von Landsberg (23.10.) sowie die außergewöhnliche Mezzosopranistin Luciana Mancini (24.10.). Die mitreisende Sängerin dürfte manchen noch in Erinnerung sein, zuletzt gastierte sie an der Seite von Christina Pluhar in Wittenberg. Nun ist sie in kleiner Besetzung zu erleben und präsentiert, begleitet von Laute und Harfe, Liebeslieder des italienischen Frühbarock. Zu den Höhepunkten zählen die Veranstalter zudem den Auftritt des Lautenisten Rolf Lislevand (27.10.). Weitere Künstler des Festivals sind der Gambist Lorenz Duftschmid (27.10.), das Ensemble Nusmido (25.10.), das Geschwisterduo 33Zwo (28.10.) sowie die Wittenberger Hofkapelle (30. und 31.10.).
Traditionell hält das Festival an der Förderung des musikalischen Nachwuchses fest und präsentiert die Jugendmusiziergruppe Michael Praetorius Leipzig, den Chor des Nowodworsky Gymnasiums Krakau (29.10.) sowie das Wittenberger Praetorius Consort (22.10.).
Aufgrund großer Nachfrage offeriert das Festival drei Kurse zur Vorbereitung auf den Tanzball. Zudem gibt es mehrere Workshops für Viola da Gamba. Im Angebot sind überdies Workshops für Harfe, Perkussion, Blockflöte, Renaissancelaute, historische Blasinstrumente und, zum nunmehr zweiten Mal, für Hackbrett.
Weitere Informationen über alle Veranstaltungen sind auf www.wittenberger-renaissancemusik.de, Karten unter Tel. 03491/41 92 60 oder www.reservix.de erhältlich.
Im vergangenen Jahr waren es rund 2.500 - „einer klar definierten Zielgruppe in ganz Deutschland“. Ähnlich viele Gäste werden in der letzten Oktoberwoche erwartet.
Dass damit eine Grenze erreicht sei, sagt der, der das Festival einst aus der Taufe hob und jetzt sein künstlerischer Leiter ist: Thomas Höhne. „Viel mehr geht nicht.“ Schließlich seien die Konzerte nicht zuletzt deshalb besonders, weil sie größtenteils in kleinen Räumen stattfinden und durch diese Intimität an Qualität gewinnen
Das Motto des diesjährigen Renaissance-Musikfestivals heißt „Von Wittenberg in die eine Welt“ und lehnt sich an das Themenjahr der Lutherdekade an. Auswirkungen der Reformation auf die europäische Musik sollen hörbar gemacht werden. Höhne liegen allerdings auch aktuelle Bezüge am Herzen: Er möchte mit „der durchdringenden Wirkung der Musik auf die eine Gemeinschaft in dieser einen Welt“ hinweisen. Musik kenne keine Grenzen und keine Ausgrenzung, sondern nur ein Wachsen und Reicherwerden.
Höhne betont, dass in diesem Jahr erstmals mehr als zweihundert Kinder aus Wittenberg einbezogen sind: unter anderem aus Gymnasium und Evangelischer Gesamtschule. Er weist zudem auf einige Höhepunkte des üppigen Programms hin. Auf den „weltweit besten Lautenisten“ zum Beispiel: den aus Norwegen stammenden Rolf Lislevand. Er sei eigens zu dem Musiker gefahren, um ihn für das Festival zu gewinnen, für ein Konzert und außerdem als Work-shopdozent, so Höhne. Er nennt Kulttenor Marco Beaslay, der mit eigenem Ensemble anreise. Erstmals wird es zudem eine Lesung mit Musik geben, Christian Lehnert widmet sich Martin Luthers Tischreden, Lautenmusik aus der Renaissance erklingt dazu. Der Tanzball im Alten Rathaus sei im Übrigen inzwischen ein Selbstläufer und schon so gut wie ausverkauft. „Wir haben mal mit einem Tanzmeister angefangen, jetzt sind wir bei dreien.“ Höhne, der sehr viel Arbeit investiert, um das Ereignis vorzubereiten, freut sich jedenfalls auf ein schönes Festival.
Das macht auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos), der Höhne und seine Mitstreiter beglückwünscht, es geschafft zu haben, solch ein Festival auf die Beine zu stellen: „Es ist kein leichter Weg, sich da durchzusetzen.“ Inzwischen komme das „Who is Who“ dieser Musikszene nach Wittenberg, das Ereignis habe längst über die Grenzen Deutschlands hinaus einen Namen. (mz)