Reformationstag Reformationstag: 25.000 Besucher feiern Fest in Wittenberg

Wittenberg/Halle (Saale)/dapd/dpa. - Rund 25 000 Menschen haben am Montag das Reformationsfest in der Lutherstadt Wittenberg besucht. «Die Stadt ist voll. Mehr können wir gar nicht vertragen», sagte der Vorsitzendedes Vereins WittenbergKultur, Johannes Winkelmann, der das Festorganisiert hatte. Bereits in den beiden Vorjahren waren rund 25 000 Besucher gezählt worden.
Ein Höhepunkt waren die beiden Festgottesdienste in der Schloß-und in der Stadtkirche. «Die Kirchen waren so voll wie sonst nur am Heiligabend», sagte Winkelmann. Neben Menschen aus der Stadt und der Region seien auch viele Gäste aus der ganzen Welt angereist, um zum Jahrestag des Thesenanschlags von Martin Luther in Wittenberg dabeizu sein.
Auf dem Marktplatz gab es ein Mittelalter-Spektakel mit Gauklern, Musikern, historischem Handwerk und Kaufleuten. Einige Besucher fühlten sich bereits an einen Weihnachtsmarkt erinnert. Vor den Gaststätten bildeten sich lange Schlangen, auch auf dem Platz wurden kulinarische Köstlichkeiten aus der Region angeboten. Das Wetter spielte bei noch angenehmen Herbsttemperaturen gut mit, die Sonne war allerdings meist vom Hochnebel verdeckt.
Das Fest habe nicht nur evangelische Christen, sondern auch viele andere Menschen aus der Stadt angezogen, sagte Winkelmann. «Die Wittenberger sind stolz auf ihren Luther.»
Anlass des Festes war der Thesenanschlag von Martin Luther vorknapp 500 Jahren. Der Überlieferung nach schlug er am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg und leitete damit die Reformation ein.
Auch in anderen Teilen Sachsen-Anhalts wurde an den Beginn derReformation erinnert. In Magdeburg war ein zentraler Gottesdienst aller Kirchengemeinden der Stadt unter dem Motto «Die Freiheit nehm` ich mir» in der Johanneskirche geplant. In Halle stand ein ökumenischer Gottesdienst in der Lutherkirche auf dem Programm. Der Reformationstag ist in Sachsen-Anhalt ein gesetzlicher Feiertag.
In Eisenach eröffnete die Evangelische Kirche ihr bundesweitesThemenjahr 2012 «Reformation und Musik». Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, verwies dabei auf die enge Bande zwischen Musik und Reformation. Die Reformation sei die «erste Singbewegung» überhaupt gewesen. Das Themenjahr ist Teil der Reformationsdekade 2017.
In Halle wird mit einem Theaterstück über den Streit zwischendem Reformator Luther und seinem Kontrahenten KardinalAlbrecht der Reformationstag gefeiert. Die einstündige Inszenierung «Aus Liebe zur Wahrheit - amore et studio» hat um 18 Uhr Premiere in der Marktkirche. Die Produktion soll der offizielle Beitrag der Stadt Halle zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im Jahr 2017 werden. Die Autoren des Stückes, Kurt Wünsch und Erhard Preuk, stützensich auf Briefwechsel zwischen Luther und Albrecht aus dem Jahr1527.
Vor dem Reformationsjubiläum 2017 wollen der Lutherische Weltbund (LWB) und das Land Sachsen-Anhalt stärker zusammenarbeiten. Das verabredeten der LWB-Generalsekretär, Pastor Martin Junge, und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), wie die Staatskanzlei mitteilte. Laut Junge plant der Weltbund im Oktober 2012 eine internationale Tagung in Wittenberg. Er wolle auf diese Weise die internationale Bedeutung Wittenbergs hervorheben, sagte Junge.
Seit 2009 unterhält der Lutherische Weltbund das LWB-Zentrum inWittenberg. Ein Arbeitsschwerpunkt des Zentrums sind internationale Studienseminare zur lutherischen Theologie. Der Lutherische Weltbund mit Sitz in Genf repräsentiert eigenen Angaben zufolge mehr als 70 Millionen Gläubige in weltweit 145 Mitgliedskirchen aus 79 Ländern. Präsident des LWB ist Bischof Munib A. Younan. Junge ist seit 2010 LWB-Generalsekretär.
Haseloff erklärte, die Lutherdekade soll international wirken.Sie sei nicht auf Sachsen-Anhalt oder Deutschland beschränkt,sondern stehe auch für die Weltoffenheit des Landes. «Ich wünsche mir von ihr neue spirituelle Impulse, aber natürlich auch eine weitere Belebung des Tourismus in der Region», sagte der Ministerpräsident.
Er verwies darauf, dass sich das Land Sachsen-Anhalt mit 70Millionen Euro im Rahmen des Reformationsjubiläums engagiere,insbesondere bei der Sanierung der Lutherstätten. Vor drei Jahren war in der Wittenberger Schlosskirche die Lutherdekade (2008-2017) zum 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 eröffnet worden. Die evangelische Kirche will mit dem Luther-Jahrzehnt an die Bedeutung der Reformation erinnern.

