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Rassegeflügelverein Gräfenhainichen Rassegeflügelverein Gräfenhainichen: Traditionelle Ausstellung seit 121 Jahren

Von Ulf Rostalsky 22.11.2015, 17:47
Erfolg im Griff: Hans-Joachim Zschiesche und seine vorzügliche Münsterländer Feldtaube
Erfolg im Griff: Hans-Joachim Zschiesche und seine vorzügliche Münsterländer Feldtaube Thomas Klitzsch Lizenz

Gräfenhainichen - Geflügelzucht macht glücklich. „Man muss aber sicher auch etwas verrückt sein“, erklärt Hans-Joachim Zschiesche. Er ist Finanzchef der Rassegeflügelvereins Gräfenhainichen, der am Wochenende zur traditionellen Ausstellung geladen hatte. Zschiesche saß an der Kasse, notierte Einnahmen und Besucherzahlen. „Es könnten deutlich mehr Leute sein.“

Neun Mitglieder hat der Rassegeflügelverein Gräfenhainichen. Man trifft sich jeden dritten Freitag im Monat ab 19.30 Uhr in „Melittas Bistro“ auf dem Boulevard (außer Juli und August). Die Treffen sind offen für jeden. Der Verein sucht händeringend neue Mitstreiter. Spaß an Geflügelzucht ist einzige Bedingung. „Sie müssen auch nicht unbedingt in Gräfenhainichen zu Hause sein“, so Vereinschef Gerd Pohle.

Dennoch lassen sich die Züchter nicht entmutigen. Sie machen weiter mit ihrem Hobby. Obwohl sie wissen, dass neue Leute nur schwer für die Zucht zu begeistern sind. „Aber wenn wir nichts machen, ist es aus.“ Vereinschef Gerd Pohle springt seinem Finanzer zur Seite. Beide wollen eine große Tradition in Gräfenhainichen am Leben erhalten.

Seit mehr als 120 Jahren

Organisierte Geflügelzucht gibt es in der Heidestadt seit 121 Jahren. Am 27. Februar 1894 wurde im Ratskeller die Gründung des Vereins vollzogen. In alten Dokumenten ist von Dutzenden Züchtern die Rede. Heute stehen Pohle und Zschiesche an der Spitze einer eher kleinen Truppe. Neun Leute halten zur Stange. Nach der großen Jubiläumsschau im letzten Jahr wollten sie sich nicht zur Ruhe setzen.

„Na klar schlaucht das hier ganz schön“, erklären die Züchter unumwunden. Zwar haben sie mit 204 Tieren eher wenig Federvieh für die Ausstellung zusammenbekommen. „Aber vorbereitet werden muss ja auch alles.“ Zschiesche spricht von einem Kraftakt. Vom Transport der Käfige aus dem Lager in den Ausstellungsraum. Von der Annahme der Tiere, von deren Bewertung und dem Schreiben des Ausstellungskataloges.

Zucht braucht Erfahrung. Das haben die Heidestädter bewiesen. Gerhard Bauermeister ist ein Urgestein im Verein. Er schwört auf Australorps. Die richtigen Großen mit tiefschwarzem Federkleid und strahlend rotem Kamm. Dem Strohwalder machen wenige Leute etwas vor. Auch die Preisrichter hatten nichts auszusetzen. Sie hoben Bauermeister und die Australorps auf den Thron. Der Landesverbandsehrenpreis macht sich gut in der Erfolgsliste des Züchters.

Vielfalt wichtig

Preise und Anerkennungen sind indes nur die eine Seite der Medaille. „Wir legen immer besonderen Wert auf die Vielfalt“, erklärt Gerd Pohle. Selbst hat er Zwerg-Australorps ins Rennen geschickt. In den Käfigen finden sich allerdings auch jede Menge andere Tiere. Thomas König aus Oranienbaum kam mit Streicherenten nach Gräfenhainichen. Ein Hingucker waren außerdem die Kraienköppe. Die Hühner sind groß, ihr Federkleid besticht mit schwarzer und leuchtend brauner Farbe.

„Für die Zucht brauchst du den Austausch“, meint Hans-Joachim Zschiesche. Man muss mit anderen Kollegen reden. „Nur die eigene Suppe kochen geht nicht.“ Zschiesche hat deshalb neben seinen Münsterländer Tauben ein weiteres Steckenpferd für sich entdeckt. Rotbraun sind die Beneschauer Tauben. „Da habe ich einen Züchter in der Nachbarschaft. Da können wir fachsimpeln.“ Zufall ist nicht in der Zucht. Das ist die klare Aussage.

Die Ausstellung könnte unter Umständen zum großen Erfolg werden. „Wir haben ein paar Leute an der Angel“, erklären die Gräfenhainichener mit reichlich Vorsicht. Ein Wassergeflügelzüchter könnte sich mit dem Verein anfreunden. Ein anderer will durchstarten, schwankt aber noch zwischen Enten und Tauben. Die Heidestädter hoffen und wissen, dass Ungeduld jetzt völlig fehl am Platz ist. (mz)

Stolze Hähne wie dieser Angeber waren ein Magnet der Schau.
Stolze Hähne wie dieser Angeber waren ein Magnet der Schau.
Thomas Klitzsch Lizenz