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Radwanderweg entlang der Elbe Radwanderweg entlang der Elbe: Vockerode ist sauer

Von andreas Behling 09.01.2015, 10:19
Es ist nicht einfach, sich sicher mit dem Fahrrad auf dem Elberadweg fortzubewegen.
Es ist nicht einfach, sich sicher mit dem Fahrrad auf dem Elberadweg fortzubewegen. behling Lizenz

Oranienbaum-Wörlitz - Die Weigerung des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie (LDA), insbesondere den Abschnitt „Fliederwall“ des beliebten Radwanderwegs entlang der Elbe mit einer glatten Asphaltdecke auszustatten und stattdessen weiterhin die wassergebundene Decke zu bevorzugen, stößt hauptsächlich im Oranienbaum-Wörlitzer Ortsteil Vockerode auf Widerspruch. Ortsbürgermeisterin Renate Luckmann (SPD) sagte, es sei „jammerschade“, wenn man es nicht hinbekomme, den „hochgelobten“ Elberadweg so herzurichten, dass im Gegenzug sogar die Hinterlassenschaften der einstigen Gewächshausanlagen (GWA) verschwinden würden.

Immerhin hatte der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft angeboten, den Weg auf der Deichkrone des Fliederwalls mit einer Bitumendecke zu versehen. Dafür hätte der Betrieb Ausgleichsflächen benötigt. Dieser Flächenausgleich sollte durch den Abriss von GWA-Altgebäuden wie zum Beispiel Lehrlingswohnheim und Sozialgebäude gewährleistet werden.

Landesstraße ist nicht sicher

Die maroden Gebäude am westlichen Ortseingang seien doch „ein Schock für die Leute“. Man habe „nichts gekonnt, wenn alles zerfällt“, so Renate Luckmann. Und der Fliederwall selbst sei ja fast die einzige Etappe, die weite Ausblicke in die Elbaue gestatte. Generell dauere ihr der Prozess des Ausbaus, schob die 63-Jährige nach, „viel, viel zu lange“. Mittlerweile seien etliche Radfahrer zwischen Waldersee und Vockerode auf der kurvenreichen Landesstraße unterwegs. Das sei nicht sicher.

Ihr Stellvertreter Rüdiger Schmidt, wie Renate Luckmann auch im Stadtrat aktiv, griff das LDA wegen dessen abwiegelnder Haltung scharf an. „Man muss schon sehr was an den Augen haben, um nicht zu erkennen, dass der Eindruck vom Dessau-Wörlitzer Gartenreich durch Ruinen mehr geschädigt wird als durch gut befestigte Radwege. Man darf sich nicht wundern, wenn so weitere Ressentiments gegen den Denkmalschutz aufgebaut werden, weil man ständig vor den Kopf gestoßen wird. Manche Leute scheinen in einem völlig luftleeren Raum zu leben“, redete der Sozialdemokrat im jüngsten Vockeroder Ortschaftsrat Klartext.

Axel Bauer, der in Vockerode eine Fassadenbau-Firma führt, spekulierte, dass wahrscheinlich erst ein wirklich schlimmer Unfall passieren müsse, bis es zu einem Einlenken kommt. „Gerade, wenn viel los ist, zum Beispiel am Himmelfahrtstag, ist es fast schon lebensgefährlich auf den Radwegen“, sagte er. Er wisse aus einigen Gesprächen, dass der Zustand der regionalen Radwege allgemein als „gewisse Zumutung“ empfunden werde. Im Verbund mit den Gemäuern der früheren GWA sorge das für ein schlechtes Bild der Gemeinde, so Bauer.

Warum der Frust von Ortschaftsrat Lothar Eichler immer größer wird, lesen Sie auf Seite 2.

„Es sind dauerhaft gute Wege nötig, sonst bleiben irgendwann die Touristen weg“, meinte Angelika Kleindt, in Vockerode zu den Mitorganisatoren der Blutspenden gehörend. Eigentlich, fand sie, sollte man doch die Bürger entscheiden lassen, welche Ausbauart sie bevorzugen würden. Stadtwehrleiter und Ortschaftsratsmitglied Jan Wieczorek, nannte es „prinzipiell nicht in Ordnung“, wenn die Denkmalpfleger zur Begründung ihrer Positionen auf die Situation zu Zeiten von Fürst Franz verweisen würden. Er halte das doch für „weit hergeholt“. Denn Anhalts Landesvater hätte, über die Mittel und das heutige Wissen verfügend, die Radwege wohl akkurat hergerichtet. Wieczorek ging zudem davon aus, dass in der Angelegenheit der Stadtrat aktiv werden müsste. „Der sollte sagen: Hört mal zu, das gefällt uns nicht.“

Günstige Lösung ausgeschlagen

Reinhard Kuhnt, ehrenamtlicher Überwacher des ruhenden Verkehrs in der Stadt Oranienbaum-Wörlitz, wies ebenfalls auf manche Gefahrenstelle auf dem Radwanderweg hin. „Freilich kann man sich da den Hals brechen“, schätzte der Mann ein, der nach eigenen Angaben „fast ausschließlich mit dem Rad unterwegs“ ist. Deswegen würde er begrüßen, die Trasse ordentlich auszubauen. Ein Radweg, ein bisschen vernünftig hergerichtet, stünde in keinem Verhältnis zu den GWA-Ruinen, die Vockerode „wahrlich nicht zuträglich“ seien.

„Mein Frust wurde immer größer, als ich von der Weigerung des Landesamts erfahren habe. Ich weiß nicht, was das soll, so eine günstige Lösung auszuschlagen, für einen ordentlichen Wegeausbau - und bei schlechtem Wetter stehen nun mal jede Menge Pfützen auf dem Fliederwall - zugleich die Altlasten der GWA abreißen zu können. Ich bin sehr erbost“, berichtete Ortschaftsrat Lothar Eichler (SPD). Er sprach sich eindeutig dafür aus, sich zur Wehr zu setzen und „nicht wie treue Schafe alles hinzunehmen“. Nach seinem Dafürhalten sollte man zur Vorbereitung entsprechender Aktionen „nicht so viel Zeit verstreichen lassen“. (mz)