1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Prozess gegen Peter Fitzek: Prozess gegen Peter Fitzek: Gefolgsleute loben den "König von Deutschland" als Visionär

Prozess gegen Peter Fitzek Prozess gegen Peter Fitzek: Gefolgsleute loben den "König von Deutschland" als Visionär

Von Steffen Könau 01.11.2016, 18:29
Peter Fitzek im Gerichtssaal
Peter Fitzek im Gerichtssaal DPA

Halle (Saale) - Die Bundeswehr war eine Enttäuschung, Peter Fitzek kam dann wie ein Retter aus dem Nichts. Am dritten Tag des Untreue-Prozesses gegen Peter Fitzek lässt dessen Gefolgsmann Martin Schulz keinen Zweifel daran, dass der selbsternannte König von Deutschland für ihn immer noch eine Lichtgestalt ist.

Gefolgsmann lobt den König von Deutschland alias Peter Fitzek

„Peter steht für Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit“, lobt der 29-Jährige, der sich Fitzek anschloss, als der gebürtige Hallenser noch mit einem Verein samt angeschlossenem Esoterikladen versuchte, die Welt zu verändern. Peter sei das Vorbild gewesen, dass er bei der Bundeswehr gesucht habe, beschreibt Schulz im Zeugenstand. Und weil auch er für sich beschlossen habe, „alles zum Wohle des Ganzen“ zu geben, sei er nach seiner Entlassung beim Bund vor sieben Jahren kurzentschlossen nach Wittenberg gezogen. „Ja, das war ein Risiko“, sagt der junge Mann mit der modischen Dutt-Frisur, „aber ich wollte eben meine eigenen Erfahrungen machen, statt Teil eines Systems zu sein, das ich ablehne.“

In Prozess gegen Peter Fitzek ist Alltag eingezogen

Das hält sich bei der Bewachung des Verfahrens unterdessen zurück. Zwar sitzen noch Justizbeamte im Verhandlungssaal und Peter Fitzek muss auch immer noch eine Fußfessel tragen. Doch die Polizeiwagen vor der Tür des Landgerichts sind abgezogen. Alltag ist eingekehrt in einem Prozess, dessen Gegenstand so kompliziert ist, dass Zeugenvernehmungen häufig im Ungefähren kreisen. Martin Schulz etwa, heute Vorsitzender eines vom Fitzek-Imperium übriggebliebenen Vereins, weiß wenig über die Geldflüsse, die den Vorwurf der schweren Untreue in 28 Fällen und des Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz begründen, den ihm die Anklage macht. Woher hunderttausende, ja, Millionen Euro kamen und wohin sie gingen – der ausgebildete IT-Systemtechniker schüttelt den Kopf. „Wir haben Peter vertraut“, sagt er, „und wir haben ja auch gesehen, wie viel investiert worden ist.“

Das System Fitzek diente womöglich nicht der persönlichen Bereicherung

Entschieden aber hat letztlich nur einer, das bestätigt später auch Benjamin Michaelis, der Chef der „Königlichen Reichsbank“. Und der sitzt deswegen auch auf der Anklagebank. Das System Fitzek, das in der Verhandlung langsam deutlich wird, ist womöglich tatsächlich keines der persönlichen Bereicherung gewesen. Wie Martin Schulz bestätigt später auch seine Tochter Kim Fitzek, dass der „oberste Souverän“ (Fitzek über Fitzek) „nicht mit dem Porsche herumgefahren“ sei und sich auch sonst „immer als Letzten“ behandelt habe. Untreue aber setzt nicht voraus, dass der Täter sich bereichert, sondern nur, dass er den Vermögensinteressen anderer schadet. Etwa, indem er, wie es die Vorsitzende Richterin Ursula Mertens Fitzek vorhält, „eine Buchhaltung betreibt, die vielleicht bei einer Kaffeekasse funktioniert“.

Nicht aber, wenn von Fitzek faszinierte Menschen teilweise sechsstellige Summen im guten Glauben abtreten, sie bei Bedarf zurückverlangen zu dürfen. 1,3 Millionen rannen dem König so ohne Verwendungsnachweis durch die Finger. „Krisensicher angelegt in Sachwerten“, wie er versichert. „Derzeit nicht rückzahlbar, weil kein Geld da ist“, wie Martin Schulz sagt. Die Suche danach, wohin es verschwunden ist, wird in Halle noch bis März des kommenden Jahres fortgesetzt. (mz)