Turnen Pro und Kontra zur Hilfe für Grün-Weiß in Wittenberg
Wittenbergs Kultur- und Sportausschuss stimmt im dritten Anlauf mehrheitlich für den Personalkostenzuschuss für den SV Grün-Weiß.

Wittenberg - „Niemand hier im Raum stellt die Arbeit des Vereins in Frage. Aber Vereinsarbeit ist Arbeit im Ehrenamt, also in der Regel unentgeltlich. 750 Euro im Monat sind nicht mehr unentgeltlich, das ist eine halbe Stelle.“ Dirk Hoffmann (Fraktion AdB/Hoffmann) bleibt bei seiner ablehnenden Haltung zum bei der Stadt beantragten Personalkostenzuschuss für den SV Grün Weiß Wittenberg-Piesteritz. Als jüngst das Thema zum nun dritten Mal im Wittenberger Kultur- und Sportausschuss behandelt wird, sind offenbar keine neuen Argumente dazu gekommen - weder pro noch kontra.
Fabian seit Jahren vertröstet
Mit Uwe Fabian ist diesmal auch der Antragsteller anwesend. Er legt dar, dass die bisher bewilligten 3.000 Euro Personalkostenzuschuss durch die Stadt jährlich nicht reichen. „Ich habe seit vielen Jahren darauf hingewiesen, und ich wurde immer wieder vertröstet“, erklärt er.
Insgesamt würden für Bewirtschaftung (regelmäßige Reinigung innen und der Außenanlagen sowie Kosten für den Sportstättenwart) knapp 16.000 Euro anfallen. Denn in der vom Verein genutzten „Turnhalle am Elbhafen“ werde mit dem Turnen nicht nur Vereins-, sondern auch Schulsport betrieben.
Im wesentlichen führt Fabian aus, was auch im Antrag und im vorgelegten Bewirtschaftungsplan steht. Das jedoch reicht einigen Ausschussmitgliedern nicht. Richard Thomas (Freie Wähler) stellt vorsichtig die Frage, ob dies nicht eine versteckte Zuwendung für die Funktion des Geschäftsführers sei, die Uwe Fabian ebenfalls inne hat. Und Dirk Hoffmann zählt auf, was die Stadt alles nicht finanzieren müsste, würde sie die Halle einfach zuschließen - was er jedoch nicht wolle.
Letzteres ist offenbar auf die Aussage von Tim Gräbitz von der Verwaltung gemünzt, dass die Stadt 22.000 Euro als Personalkosten ansetzt, würde sie die Halle selbst betreiben. Denn zumindest der Schulsport müsste abgesichert bleiben.
Doch es gibt weitere Stimmen. Florian Thomas (Linke) etwa wirbt für die Zustimmung zum Antrag. „Auch Stadtratsarbeit ist Ehrenamt. Und doch bekommen wir eine Aufwandsentschädigung“, lässt er Hoffmanns Argument des „unentgeltlichen Handelns“ nicht gelten. Auch benötigten Vereine gerade jetzt in der Corona-Pandemie Unterstützung. Bernhard Naumann (SPD) fragt nach der Unterstützung bei anderen Sporthallen nach. Tim Gräbitz vom Fachbereich Bürger und Service dazu: „Wir arbeiten an den Fördervereinbarungen mit den Vereinen.“ Doch schon jetzt zeichne sich ab, dass andere Vereine je nach Aufwendung und Haushaltslage wohl höhere Beträge erhalten, etwa im Fußball.
Volker Scheurell (AfD) fragt nach Mitgliederzahlen und Beiträgen, um sich ein Bild machen zu können. „Wir haben in der Turnerabteilung des Vereins 250 Mitglieder, davon 170 Kinder und Jugendliche“, führt Uwe Fabian aus. Diese kommen zwei- bis fünfmal pro Woche zum Training. Anfangs hätten die Einnahmen rund ein Viertel der Ausgaben gedeckt, inzwischen liege man bei unter 20 Prozent. Die letzte Beitragserhöhung habe es vor zwei Jahren gegeben, Kinder zahlen nun 120 Euro im Jahr, Erwachsene 180 Euro. Eine Vervierfachung des Beitrags wolle jedoch niemand.
Über eine Pflichtaufgabe
Bettina Lange (CDU) sieht im Schulsport eine Pflichtaufgabe, die der SV Grün-Weiß mit absichere. „Wenn ich lese, dass die Kosten seit Jahren nicht gedeckelt sind, steht dem Verein meiner Meinung nach Unterstützung zu.“ Sie würdige die Arbeit und Kraft, die der Verein einsetze, und es „gehört sich für uns, ein Maß an Unterstützung zu geben“.
Hoffmann ist damit nicht überzeugt. Jeder solle für sich entscheiden, findet er und sagt, dass Gabriele Haseloff aus der CDU-Fraktion jüngst zum Thema eine kritischere Einstellung gezeigt habe.
Hoffmanns Antrag, die Förderung wieder auf 3.000 Euro zu reduzieren, wird mit großer Mehrheit abgelehnt. Der Beschlussvorlage der Verwaltung für einen Zuschuss von 10.000 Euro stimmen die Ausschussmitglieder dann mehrheitlich zu. Fortsetzung folgt, spätestens im Stadtrat. (mz)