Prägend für Generationen: Prägend für Generationen: Bauarbeiten starten am Haus Melanchthon in Wittenberg

Wittenberg - Fast ein Jahr ist es her, dass Finanzminister André Schröder und Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) die lang erwarteten Fördermittelbescheide für die Bauarbeiten am Luther-Melanchthon-Gymnasium in Wittenberg überbrachten.

Jetzt wird das Vorhaben konkret. Saniert werden soll nicht der Hundertwasser-Bau, der in diesen Tagen seinen 20. Geburtstag feiert, sondern das als Königliches Gymnasium 1888 eingeweihte und vom damaligen Stararchitekten - dem Königlichen Baurat Franz Schwechten - entworfene Gebäude an der Neustraße.

„Endlich wird das Haus Melanchthon wieder mit Schülern erfüllt“, sagte Landrat Jürgen Dannenberg (Die Linke) am Donnerstag bei der feierlichen Enthüllung der Baustellenschilder. Man habe nach dem Fördermittelbescheid schnell loslegen müssen, um die Fristen zu wahren. Ende 2020 solle das Gebäude bezugsfertig sein.

In der Vergangenheit hatte es längere Irrungen und Wirrungen gegeben, weil das Geld fehlte und Fördermittel nicht bereitgestellt werden konnten. Schließlich markiert das Haus Melanchthon einen der teuersten Posten des Landkreises. Insgesamt 8,6 Millionen Euro fließen in die Komplettsanierung des Hauses und der anliegenden Turnhalle. Teile davon kommen aus Fördermitteln, größtenteils von der EU, ein kleinerer Teil vom Land Sachsen-Anhalt.

Insgesamt erhält das Projekt rund 3,7 Millionen Euro Förderung. Der Kreis hatte eigens einen Kredit aufgenommen, um den Eigenanteil stemmen zu können.

Mit dieser hohen Summe soll das historische Haus auf den neusten Stand gebracht werden, dabei aber seinen prachtvollen Charme behalten: Die Fassade des dreigeschossigen Klinkerbaus wird zwar aufgebessert, optisch aber nicht verändert. Statt der alten Fenster gibt es nun energieeffizientere Dreifachverglasung. Die historischen Fenster, in der Aula zum Beispiel, werden restauriert und bleiben erhalten. Das Dach soll wieder mit Schiefer gedeckt werden.

Im Inneren wird deutlich modernisiert: 14 Unterrichtsräume für 300 Schüler der 11. und 12. Klassen entstehen, die Flure sollen ihren Grundriss behalten, Glastrennwände für den nötigen Brandschutz sorgen. Außerdem erhält das Haus eine neue Heizungs- und Lüftungsanlage und komplett neue Leitungen.

Die historische Aula, der prächtigste Raum des Hauses, mit seinem an ein Kirchenschiff erinnernden Schnitt, wird an einigen Stellen ausgebessert, gerade da, wo die Holzvertäfelung gelitten hat. Im August, so die Planung, sollen die Gerüste stehen, im September die Arbeiten am Dach und im Inneren beginnen.

Der Sitz des altehrwürdigen Melanchthon-Gymnasiums in Zentrumsnähe war kurz nach der Zusammenlegung mit dem Martin-Luther-Gymnasium, aus Brandschutzgründen geschlossen worden. Genutzt wurde der Bau nur zwischenzeitlich, etwa als der Verein Reformationsjubiläum 2017 nach einer provisorischen Brandschutzertüchtigung dort vorübergehend sein Hauptquartier aufschlug.

Diese Zwischennutzung, so Wittenbergs Bürgermeister Jochen Kirchner (parteilos) habe das Gebäude zurück in das öffentliche Bewusstsein geführt und so dabei geholfen, dass nun mit dem Bau begonnen werden könne.

Die Schulleiterin des Luther-Melanchthon-Gymnasiums, Anja Aichinger, hatte Schüler der Musiker- und Theatergruppe mitgebracht. Die seien Beispiel für die Pädagogik, für die ihre Schule stehe. „Moderne Bildung braucht eben Platz. Das heißt nicht Frontalunterricht mit einer Tafel und einigen Stühlen“, sagte sie.

Seit der Schließung des Hauses Melanchthon sind die rund 1000 Schüler ausschließlich in der Hundertwasser-Schule untergebracht. Das führte häufig zu Beschwerden wegen der beengten Verhältnisse. Deswegen freue sich die gesamte Schule auf den Einzugstermin, der im Jahresanfang 2021 liegen soll, sagte Aichinger. (mz)