Pleiten und Pannen Pleiten und Pannen: Hotline für Beschwerden über Busverkehr

Wittenberg - „Wir brauchen - am besten sofort - in der Kreisverwaltung ein Beschwerdemanagement mit einer Hotline, an die sich alle Bürger, die Probleme mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) haben, wenden können. Das hat damals in Sachen Abfallwirtschaft auch gut geklappt“, forderte Sepp Müller (CDU) am Montagabend in der Sitzung des Kreistagsausschusses für Bau, Wirtschaft und Verkehr.
In der ungewöhnlich gut besuchte Sitzung ging es um den ÖPNV und das neue Fahrplankonzept, das seit Inkrafttreten zum Jahresbeginn massiv in der Kritik steht. Es gab reichlich Schuldzuweisungen aber auch Schuldeingeständnisse, die das Chaos jedoch nicht auf die Schnelle lösen werden.
„Ein Hauptproblem ist die Abschaffung des von den Gerichten beanstandeten flexiblen Anrufbussystems. Der Rechtsprechung mussten wir gerecht werden, obwohl es ein Rückschritt ist“, sprach Holger Zubke, Fachdienstleiter in der Kreisverwaltung, von einem politischen Problem, das nur auf Bundesebene gelöst werden könne. Auch die Kernfahrzeiten, die Bus-Taktung und der Schülerverkehr stehen in der Kritik, so der Mann aus der Verwaltung.
Hunderte Beschwerden
„Wir sind dabei, die Probleme zu beheben“, erklärte Wolfdietrich Vetter. Angesichts des komplizierten Systems und der massiven Umstellungsschwierigkeiten werde dies aber wohl einige Wochen, vielleicht sogar ein Vierteljahr dauern, so der Geschäftsführer des Busunternehmens, der für die Pannen im Schülerverkehr die volle Verantwortung übernahm.
Es gibt im Straßenverkehrsamt der Kreisverwaltung mit der 03491/47 99 00 eine feste Rufnummer für Hinweise und Beschwerden zum Busverkehr. Besetzt ist die Hotline Montag, Dienstag und Mittwoch von 8.30 Uhr bis 17 Uhr, Donnerstag von 8.30 Uhr bis 18 Uhr, Freitag von 8.30 Uhr bis 14 Uhr.
Für E-Mail gibt es einen Account: [email protected]. Auf konkrete Anfragen und Beschwerden werden Hinweisgeber laut Pressesprecher Ronald Gauert Antwort erhalten. Wer sich schon bei Vetter, Landkreis oder Fahrgastbeirat beschwert hat, könne davon ausgehen, dass sein Anliegen bereits bearbeitet wird.
„Wir haben gut die Hälfte aller Schulen im Vorfeld besucht und auch Flyer verteilt. Das hat offensichtlich nicht genügt“, bedauert Vetter und versprach Abhilfe bis zum Schulstart nach den Winterferien. „Unser Management, an dessen Kompetenz und Freundlichkeit wir arbeiten, hat bis 22. Januar 89 Beschwerden aufgenommen. Erste Probleme konnten bereits gelöst werden. So wurde die von Berufspendlern genutzte Umsteigeschnittstelle in Schwemsal wieder installiert. 27 von 28 Berufstätigen und Azubis, die sich bei uns beschwert hatten, kommen nun wieder pünktlich zur Arbeit bzw. nach Hause“, so Vetter. Ihm wurden am Montag von Maik Müller, Sprecher des Fahrgastbeirates, weitere 268 Beschwerden und eine Problem-Liste des Luther-Melanchthon-Gymnasiums übergeben.
Klares Wort vom Landrat vermisst
„Der Anrufbus hat sich bewährt. Er war auch eine politische Antwort auf die demografische Entwicklung. Nun trifft es wieder die Alten, die sozial Schwachen, die Behinderten und auch unsere Kinder“, monierte Horst Dübner (Linke) wie mehrere Räte, dass der zuständige Fachausschuss weder an der Ausschreibung, der Vergabe noch der Bewertung des Busverkehrs beteiligt wurde. „Jetzt stehen wir vor den Problemen und müssen vielleicht auch durch zivilen Ungehorsam die Gesetze ändern und jeden auch noch so kleinen gesetzlichen Spielraum ausnutzen.“
„Es ist für mich unbegreiflich, warum ein bisher gut funktionierender Schülerverkehr plötzlich nicht mehr funktioniert“, sagte Stefan Kretschmar (Freie Wähler). Für ihn sei der Anrufbus ein Linienbus, den man anrufen muss, damit er kommt. „Ich bezweifle, dass es aus Sicht des Datenschutzes rechtens ist, für solch einen Bus die persönlichen Daten samt Telefonnummer von auch minderjährigen Fahrgästen aufzunehmen.“
Sepp Müller, der monierte, dass weder Landrat noch Stellvertreter sich im Ausschuss dem Thema stellten, forderte die Kreisverwaltung auf, zu prüfen, inwieweit Schadenersatzansprüche im Schülerverkehr gegenüber Vetter geltend gemacht werden können. „Nicht nur die anderen sind schuld, auch wir, und deshalb sollten wir die Verantwortung tragen“, sagte er. (mz)