Plantagen für Rohstoffe statt Lebensmittel vom Acker
Wittenberg/MZ/sho. - Schon jetzt verzeichnet die Branche Umsatzsteigerungen von bis zu 20 Prozent. Gleichwohl mochten sich weder Göpfert noch sein Mitorganisator Jürgen Hartmann von der Gäa Sachsen-Anhalt mit dem ersten Augenschein einer Erfolgsgeschichte zufrieden geben.
Zwei Tage lang versuchten sie, tiefer zu blicken und diskutierten mit Fachleuten aus Landwirtschaft und Politik sowie etwa 40 Tagungsteilnehmern über den Entwicklungsprozess mit weit reichender Wirkung. Was bedeutet es, wenn künftig mehr Getreide und Ölsaaten nicht mehr als Nahrungs- oder Futtermittel dienen, sondern für Biokraftstoffe angebaut werden, der Landwirt letztlich Sprit statt Speisen produziert und Stroh nicht mehr im Stall zur Verfügung steht, sondern verfeuert wird?
Für Jürgen Debruck, lange Jahre an der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Bernburg bei der Koordinierungsstelle Ökologischer Landbau tätig, wird "eine ethische Grenze überschritten" wenn die Industrieländer dazu übergehen, Nahrungsmittel zu verbrennen, während in Entwicklungsländern Hungersnöte herrschen. Er zeigte auf, dass die bisherigen Anteile einzelner Rohstoffe an der Herstellung von Biodiesel, Bioethanol oder Biogas noch steigerbar sind. Damit entstehe aber eine verstärkte Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Der Energiepflanzenanbau mit seiner fast vollständigen Nutzung der Biomasse verringere zudem die Humusneubildung. Debruck nannte ein weiteres Problem: Jeder rechne für sich hoch. "Wenn man all diese Zukunftsvisionen addiert, reicht die Fläche der Bundesrepublik nicht aus." Mittelfristig sehe er durchaus Chancen für die Landwirtschaft, auf lange Sicht sei die Entwicklung aber sehr beunruhigend. Geschäftsführer des Bauernverbandes Anhalt, Heinz Vierenklee, sprach die Wasserproblematik im Südfläming an, die ein bezeichnendes Licht auf den Umgang mit knappen Ressourcen und fehlende Kommunikation warf. Die Absenkung des Grundwassers ist ein seit Jahren bekanntes Problem; aber erst jetzt suche ein Arbeitskreis mit Bauernverband, Politik und Wasserwirtschaft nach Lösungen. "Miteinander reden ist das Wichtigste", lautete sein Credo.
Für den Bereich nachwachsende Rohstoffe gelte das umso mehr. Auch hier ließe die Vernetzung noch zu wünschen, so Göpfert.