Pink Floyd im Stadthaus Pink Floyd im Stadthaus: Friedrichstädter Schüler singen mit

Wittenberg - „Das darf nicht zu brav klingen“, ruft Charles Condy seinen jungen Sängern zu. „Eher aufgeregt, zornig, laut. Es geht um Kinder, die sich unterdrückt fühlen.“ Condy ist Musiklehrer an der Gemeinschaftsschule Friedrichstadt und bereitet mehrere Schüler aus 5. und 6. Klassen auf einen außergewöhnlichen Auftritt vor, der am Samstagabend im Stadthaus ansteht.
Die Kinder aus Wittenberg werden Teil eines Konzerts sein, bei dem das legendäre „Another brick in the wall“ von Pink Floyd erklingt - ein Welthit aus dem Album „The wall“, Ende der 1970er Jahre erschienen. Zu hören ist in dem Stück ein Kinderchor - stammend aus einer Schule nahe dem Londoner Studio, wo die Aufnahmen damals eingespielt wurden.
Den Text unter anderem mit der berühmten Zeile „Hey, Teacher, leave us kids alone. All in all you’re just another brick in the wall („Hey, Lehrer, lass uns Kinder in Ruhe! Alles in allem bist du nur ein weiterer Stein in der Mauer.“) werden heute Abend auf der Bühne die Wittenberger Kids beisteuern.
Auftreten wird im Stadthaus „Shine - The Pink Floyd Experience“, eine deutsche Tribute-Band. Der Veranstalter verspricht ein dreistündiges Konzert mit zahlreichen Pink-Floyd-Hits. Es wird also ein langer Abend.
Die Kinder schreckt das nicht, sie sind neugierig und aufgeregt: „Ich möchte wissen, wie das ist, auf einer Bühne zu stehen“, sagt Tino, der auch erklärt, gerne Gitarre lernen zu wollen.
Pink Floyd gehört nicht eben zu ihrer Lieblingsmusik, sie kennen die britische Band aber immerhin - von Eltern und Großeltern. Die Kinder müssen heute ein bisschen früher ins Stadthaus kommen - die letzte Probe soll gemeinsam mit der Band erfolgen.
Mit ihrem Lehrer haben sie das kurze Chor-Stück längst einstudiert - sie haben gemeinsam das Video geschaut, über den Text gesprochen und nicht zuletzt am Dialekt gefeilt. Charles Condy kennt den gut, er ist Brite und stammt aus dem weiteren Londoner Umland.
Pink Floyd hat der Lehrer und Musiker schon mit sechs Jahren gehört, sein Vater arbeitete dort, wo einst all die großen Bands der 1970er Jahre auftraten. Condy freut sich für seine Schüler, weil sie etwas erleben können, was nicht alle Tage zu haben ist: auf einer Bühne zu stehen, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, sehen, wie so eine Show zustande kommt.
Er hat, als ihn die Anfrage nach dem Kinder-Chor erreichte, sofort zugestimmt und Ausschau gehalten nach Schülern, die Spaß haben am Singen.
Musik ist Condys Leidenschaft - dass er die seinen Schülern vermitteln möchte, ist sofort zu spüren. Bevor der Brite ins Lehrerfach wechselte, war er - unter anderem - Musiker: Jazzpianist, Komponist, Mitglied einer Swing- und Dixieland-Kapelle. Letztere hat öfter an Schulen Workshops angeboten. Das bereitete ihm Freude - und führte schließlich in Richtung Lehrerausbildung.
Dass Charles Condy in Wittenberg an der Friedrichstadt-Schule gelandet ist, hat mit seiner deutschen Frau zu tun und mit einem längeren Aufenthalt in Berlin in den 1990er Jahren: eine nicht zuletzt für Musiker aufregende Stadt, wie er findet.
Allzu weit weg von Berlin will die Familie nicht - Wittenberg sei da genau richtig. An seiner Schule probiert Condy viel aus: Musical, Musik AG - Projekte wie der Auftritt beim Pink-Floyd-Abend kommen ihm da gerade recht. (mz)