Konzert Paul-Gerhardt-Orchester Wittenberg gibt Konzert zum 15. Geburtstag
Das Wittenberger Paul-Gerhardt-Orchester macht sich und rund 320 Gästen ein klangvolles, bestens unterhaltendes Geschenk zum 15-jährigen Bestehen.

Wittenberg - Es war ein Glücksfall für alle, Veranstalter, Mitwirkende und die 300 Konzertbesucher, dass dank rückläufiger Corona-Infektionen dieses Jubiläumskonzert stattfinden konnte: 15 Jahre Paul-Gerhardt-Orchester Wittenberg.
Im Jahr 2006 in kleiner Besetzung um den Geiger Michael Marinov gegründet und zunächst als „Musizierkreis“ der Paul-Gerhardt-Stiftung angegliedert, entwickelte sich das Ensemble bald zu einem regelrechten Kammerorchester und ist seit 2010 der Kreismusikschule angeschlossen, die beste Bedingungen bietet: Probenräume, Notenpulte, Instrumente.
Der unermüdlichen orchesterpädagogischen Arbeit von Michael Marinov – besonders als Fachmann für die Streicher und als Arrangeur – ist es zu verdanken, dass der Klangkörper zunehmend an Homogenität und Qualität gewann und längst über den Stand eines „Amateur“-Orchesters hinaus von sich hören lassen kann. Nicht zuletzt werden hier verschiedene Altersgruppen und mehrere Nationalitäten zum gemeinsamen Musizieren zusammengeführt.
Ein neuer Ort
Für das Jubiläumskonzert wurde der Hof des Bildungszentrums Lindenfeld ausgewählt – eine gute Entscheidung, die dem zahlreich erschienenen Publikum genügend Platz und dem Orchester beste akustische Bedingungen bot. Es war sogar die Rede davon, aus diesem Veranstaltungsort eine neue Tradition von sommerlichen Open-Air-Konzerten zu begründen.
Klug und sensibel war das im besten Sinne unterhaltsame Programm zusammengestellt, von Kristina Ackermann freundlich und sachkundig moderiert. Mit einem ernsten Präludium von Dmitri Schostakowitsch gedachten Marin Marinov (Viola) und Michel Kautzsch (Kontrabass) der Flutopfer im Westen Deutschlands. Das Violinsolo aus dem Film „Schindlers Liste“ (espressivo gespielt von Hanna Kristof) und die temperamentvolle Volksweise „Hava Nagila“ waren Beiträge zum Jubiläum „1700 jüdisches Leben in Deutschland“.
Wohlklingende Stimmen zeugten vom hohen Stand der Gesangsausbildung der Wittenberger Musikschule: Claudia Biedermann mit „Jo ti penso amore“ von Paganini, Kristina Ackermann mit Operettenschlagern von Robert Stolz und Fred Raymond („Ja, das Temperament“) sowie Isabel Sowa mit „Historia de un amor“. Letztere als Violin-Solistin gemeinsam mit Chiara Kießling in Pablo Sarasates „Romanza Andaluza“.
Schade, dass diese beiden begabten Abiturientinnen nun Wittenberg und damit die Kreismusikschule verlassen. Überhaupt gibt es hier immer wieder Multi-Talente, so wenn Michel Kautzsch, der seit zwei Jahren Student in Dresden ist, mühelos vom Kontrabass zum Klavier wechselt und Justin Lohrmann vom Klavier zur Violine. Der Rock-Titel „The Best of Times“, vorgetragen von Vincenta Lerche und der Band „Dona“, kündete vom breiten stilistischen Spektrum der Ausbildung an der Musikschule.
Gemeinsam musizierend
Schön zu sehen und zu hören, dass der langjährige Marketing-Chef Johannes Winkelmann am Cello und der ortsansässige Geigenbauer Stephen Painter am Kontrabass sich als Orchestermusiker beteiligten, ebenso wie der Orchestervorstand Michael Hobrack an der Bratsche, der in bewegenden Worten auf die humanistische Funktion des gemeinsamen Musizierens hinwies.
Ausnahmslos alle solistischen Beiträge wurden vom Paul-Gerhardt-Orchester aufmerksam und dynamisch differenziert begleitet – eine hohe Schule des musikalischen Reaktionsvermögens. All dies – musikalische Leitung, Arrangements, Violinsoli und Probenarbeit – lag in den bewährten Händen von Michael Marinov, dessen Verdienste um die Orchesterarbeit nicht hoch genug einzuschätzen sind.
Dies betonte auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör in seinem Dank an den Cranach-Preisträger Marinov. Für Landrat Christian Tylsch war es gewiss ein angenehmes kulturelles Finale seiner ersten Arbeitswoche im neuen Amt. (mz)


