Neues in der Altstadt Neues in der Altstadt: Quengeln ist im Eltern-Kind-Café ausdrücklich erlaubt

Wittenberg - Es ist gerade mal ein halbes Jahr her, da hat er das damals vom Aus bedrohte Kultlokal „Independent“ übernommen. Läuft. Jetzt ist er immer noch nicht 30 und eröffnet in Kürze seinen nächsten Laden. „Ich bin ein Halbvoll-Typ“, kommentiert Sven Meffert das landläufige Bild vom Glas, das die Menschheit hälftig teilt in Optimisten und Pessimisten.
Die arbeiten sich in Wittenberg besonders gern an der östlichen Collegienstraße ab. Touristenmeile, einerseits. Allerlei Leerstand, andererseits. Meffert und seine Partner machen dort jetzt das „whatelse“ auf. Sonst noch was? Kein Fragezeichen dahinter.
Bisschen Großstadtflair
Es wird ein Eltern-Kind-Café. „Das fehlt hier in Wittenberg“, sagt der Gastronom, selbst Vater eines Sohnes, der als Teenager so einem Lokal freilich schon entwachsen ist. Aber Meffert weiß, wie das ist: Kind quengelt, Umgebung ist genervt, Eltern fühlen sich unwohl. Es geht also nicht nur darum - darum auch - „ein bisschen Großstadtflair“ in die Wittenberger Fußgängerzone zu pflanzen. „Muttis“, also Eltern, verbessert er sich rasch, sollen mit ihren Kindern unter Ihresgleichen entspannt Kaffee trinken gehen können.
Wobei das Lokal natürlich auch Leuten ohne Kindern offen steht und mehr ist als das. What else? An dieser Stelle kommt Anna Ulrich ins Spiel. Die 23-Jährige, so Meffert, wird das „Gesicht“ des Cafés sein. Außerdem zieht sie mit ihrem Online-Modelabel - es heißt wie das Lokal und gab diesem auch den Namen - dort ein. Üblicherweise nehmen Waren heutzutage ja eher den umgekehrten Weg. Die Kleidung für Vater, Mutter, Kind, gern im Partnerlook, gibt es dort bald zum Anfassen.
„Touris willkommen“, sagt Anna Ulrich keck und überlegt dann kurz, ob das jetzt die richtige Ansage war. Doch, doch, wir sind hier ja nicht in der Großstadt. „whatelse“-Geschäftsführer und damit Dritter im Bund neben dem Inhaber Meffert und Ulrich ist deren Lebenspartner Lukas Geffarth (27), zuständig fürs Marketing.
Es sei, trotz Leerstands, gar nicht so einfach gewesen, geeignete Räume zu finden, berichtet Sven Meffert. Mehr als zwei Treppenstufen wären schlecht gewesen für die Kinderwagen, außerdem verlangen Spielecke sowie Still- und Wickelraum Extra-Platz. Das frühere „Lichthaus Wenger“, die letzte Inhaberin verabschiedete sich vor schon geraumer Zeit in den Ruhestand, war da gerade recht. Noch wird gewerkelt in den Räumen; am Dienstag beim MZ-Besuch war gerade der Vater eines Freundes dabei, das Laminat zu verlegen.
Grau, passend zu den Grau- und Rosa-Tönen der Wende (und zu den Hauptfarben des Mode-Labels). Wenn alles gut geht - und warum sollte es das nicht - werden schon am Samstag die Lichter angehen im alten Lichthaus.
Kommen und Gehen
Unterdessen geht die Fluktuation in der Collegienstraße drumherum freilich munter weiter. Die „Enoteca“ hat aufgegeben. Lechelt ist, wie es heißt, mit seinen Rahmen und Bildern ins Internet verschwunden. Und in der Nummer 36 schwingt neuerdings ein Barbier das Messer. Es ist bereits der zweite auf nur wenigen Metern Nachbarschaft. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, findet Meffert. Junge Bärte, Hipster-Bärte, gibt es heutzutage selbst in der kleinen Lutherstadt genug.
A_„whatelse“, Eltern-Kind-Café mit Klamottenladen, Collegienstraße 28, geöffnet (voraussichtlich!!!) ab 14. Juli, dann täglich - außer montags - 9 bis 17 Uhr
(mz)