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Neuer Bilderband Neuer Bilderband: Fünfzig Gartendenkmäler

Von Ilka Hillger 13.01.2020, 14:32
Janos Stekovics im Oktober 2018 bei der Vernissage zu seiner Ausstellung in der ZeitKunstGalerie in Halle.
Janos Stekovics im Oktober 2018 bei der Vernissage zu seiner Ausstellung in der ZeitKunstGalerie in Halle. Klitzsch

Wörlitz - Viele Gärten hat dieses Land: Man spricht von rund 1 000 Gartendenkmalen in Sachsen-Anhalt. Sollte man darunter die schönsten Gärten benennen, würde die Wahl tatsächlich zur Qual. Jede Anlage ist einzigartig, hat ihre eigenen Reize. Wo fängt man also an? Eben dieser Aufgabe stellten sich vor 20 Jahren einige Enthusiasten und gründeten das Tourismusprojekt und Netzwerk „Gartenträume“. In diesem Jahr blickt die Initiative des Landes auf zwei Jahrzehnte Arbeit zurück. Das ist Anlass genug für Sonderausstellungen, Sonderveranstaltungen und natürlich Sonderpublikationen. Letztere sind weit davon entfernt, staubtrocken die Geschichte der Gärten zu erzählen. Denn wie, wenn nicht in einem prächtigen Bildband, ließe sich am besten abbilden, was in Sachsen-Anhalt eine Reise wert ist.

Spazieren in Bildern

Erschienen ist solch ein Prachtband jetzt im Verlag Janos Stekovics in Zusammenarbeit mit dem Schloss Wernigerode, denn dort wurde Mitte Dezember die Jubiläumsausstellung der „Gartenträume“ eröffnet (zu sehen bis 3. Mai). Der großformatige Bildband „Leidenschaft für Schönheit - Gartenträume in Sachsen-Anhalt“ begleitet diese Schau und stellt in fünf Kapiteln mit knapp fünfhundert stimmungsvollen Farbfotografien vom Fotografen János Stekovics und erläuternden Texten die 50 beteiligten Gärten vor.

So bringt der opulente Band die Schätze der Gartenträume Sachsen-Anhalts erstmals in eine faszinierende Schau, die kulturhistorische Zusammenhänge verdeutlicht und die Vielfalt nicht nur dokumentiert, sondern ihre Faszination durch alle Jahreszeiten zum Klingen bringt. „Die Bilder sprechen von der Schönheit der Pflanzen, widmen sich besonderen Menschen und ihren Gärten, folgen dem Traum des Grünen in der Stadt, dokumentieren Gärten des Adels und das Gartenreich Dessau-Wörlitz“, kündigt der Verlag aus dem Saalekreis seine jüngste Neuerscheinung an.

Die setzt konsequent fort, was der Verleger und Fotograf Stekovics schon vor Jahren mit seinen Bildbänden zum Dessau-Wörlitzer Gartenreich begann. Es dürfte wohl kaum einen anderen Fotografen im Land geben, der die Parks und Landschaften der Region derart umfangreich festgehalten hat. Dieser Schatz an Aufnahmen ist nun auch in den neuen Bildband eingeflossen. „Es sind vor allem Bilder der vergangenen vier bis fünf Jahre und neue Aufnahmen“, erzählt Stekovics. Dass er auf sein Archiv zurückgreifen konnte, war für den Verleger und Fotograf ein Glücksfall, denn der Auftrag fürs Buch kam kurzfristig. „Ich hatte zwei Monate Zeit“, sagt er. Als er im Sommer mit der Arbeit begann, hätten die Parks und Gärten in Sachsen-Anhalt nach zwei trockenen Sommern indes wenig vorzeigbar ausgesehen.

Noch immer Überraschungen

Rund 20 Anlagen besuchte Janos Stekovics dann aber doch für neue Motive und konnte selbst nach 20 Jahren Fotoarbeit in den Gärten und Parks noch Überraschendes entdecken. So liegt auf einer Insel im Wallwitzsee des Dessauer Georgiums die Skulptur eines Hermaphroditen. Er schmückt das Titelbild des Buches und ziert eine Doppelseite. „Kaum jemand kennt ihn“, weiß Stekovics. Für Besuche auf der Insel schwamm er mit Ausrüstung dorthin und nutzte den Niedrigwasserstand im Herbst für einen Inselgang mit Wathose. „Da wird es noch ein Extrabuch dazu geben“, kündigt der Fotograf und Verleger schon einmal an. Der Wallwitzsee als Anlage des Dessau-Wörlitzer Gartenreiches ist ein Kleinod, wie es Janos Stekovics liebt. Überhaupt ist das Gartenreich sein Favorit im Land. Da nimmt es nicht Wunder, dass der Welt des Fürsten Franz ein ganzes Kapitel „Ferne Welten ganz nah“ im Band gewidmet ist.

Aber auch der Kurpark Bad Schmiedeberg hat seinen Platz unter dem Titel „Alles zu Nutzen. Von der Faszination der Pflanzen“ gefunden. 1874 als Garnisonspark angelegt, bietet er mit Magnolienhain, Moor- und Kräuterachse, Rosengarten und Staudenband reizvolle Gartendetails, die sich in herbstlichen Fotografien widerspiegeln.

Pretzsch mit Lustgarten

Im Schlosspark von Pretzsch, eingeordnet unter „Mit Kutsche und Krone. Gärten des Adels“, ahnt man nur noch, dass dieser Park einst als barocker Lustgarten angelegt wurde. Hier sowie auf sehr wenigen anderen Aufnahmen bildet die Kamera auch mal jene ab, die sich heute an den Gärten und Parks erfreuen: Besucher. Wo es geht, vermeidet der Fotograf freilich deren Abbildung. „Menschen stören nur in der Natur“, findet Stekovics, denn „sie sind nur Zufall, aber die Parks sind immer da“.

Wo diese liegen erklärt die Übersichtskarte der Gartenträume-Orte. Vom Schlosspark Krumke im Norden bis nach Zeitz im Süden und Klostergarten Drübeck im Harz bis eben nach Pretzsch im äußersten Osten lässt sich so eine Reiseroute durch die Gartenkunst planen. Die Einführung schrieb Herausgeber Christian Juranek, der als Chef des Wernigeröder Schlosses auch die Ausstellung in sein Haus brachte. Die Fülle an Gartenzielen in Sachsen-Anhalt liegt an der einst territorialen Zersplitterung der Region, die für eine Reihe von kulturellen Zentralorten sorgte. Diese präsentieren sich nicht nur mit markanten Gebäuden, sondern auch mit prächtigen Gärten, deren Entstehung bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht und Beziehungen zu anderen Königshöfen, Residenzen oder Kulturkreisen offenbart.

››„Leidenschaft für Schönheit. Gartenträume in Sachsen-Anhalt“, herausgegeben von Christian Juranek, Fotografien von Janos Stekovics, Verlag Janos Stekovics, 272 Seiten, 471 Farbfotografien, 35 Euro, ISBN 978-3-89923-424-4

(mz)

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