Neubau im Tierpark Wittenberg Neubau im Tierpark Wittenberg: Äffchen bekommen ein neues Zuhause

Wittenberg/MZ - Im kleinen Wittenberger Tierpark hat der Abriss der alten Affengehege begonnen. Binnen Jahresfrist will der Tierparkverein dort eine neue Anlage unter anderem für seine Totenkopf- und Lisztäffchen sowie die Spring-, Rotbauch- und andere Tamarine bauen. Möglich macht das Großvorhaben erneut eine großzügige finanzielle Unterstützung seitens eines Spenders, der den Zoo der Lutherstadt seit vielen Jahren und regelmäßig unterstützt. Die Kosten für den Neubau der Anlage beziffert Tierparkchef Mario Lindenmann auf etwa eine halbe Million Euro.
Um des Kaisers Bart
Vorgesehen sind sechs neue Innen- und Außengehege für ebenso viele Klein- bzw. Krallenaffenarten, wobei ein Bewohner bisher noch gar nicht in Wittenberg ansässig ist: der so genannte Kaiserschnurrbarttamarin, der genauso aussieht wie er heißt und bis dato nur auf Lindemanns Wunschliste steht.
Nachwuchs gibt es wie berichtet bei den Brazzameerkatzen. Das Tier, wie üblich ein Einzelkind, kam am 20. Juni zur Welt. Junge gibt es auch bei Totenkopf-, Lisztäffchen und Springtamarinen. Die Erdmännchen sind seit dem fünfköpfigen Wurf vom Mai auf 15 Familienmitglieder angewachsen und damit laut Lindemann komplett.
Wegen der Bauarbeiten ist der Tierpark von der Rückseite, von den Wallanlagen her zugänglich. Der Eintritt ist kostenlos, Spenden sind gern gesehen. Geöffnet ist täglich, 9.30 bis 19 Uhr. Die Anlage versteht sich als der kleinste von einem Verein betriebene Zoo Deutschlands. Zu sehen sind 140 Tiere in 33 Arten (plus Fische etc.).
Welche gesetzliche Vorschriften erfüllt werden müssen, erfahren Sie auf Seite 2.
Mit der Neukonzeption seiner Affenanlagen kommt der Wittenberger Tierpark laut Lindemann verschärften gesetzlichen Vorschriften nach, die aber würden von ihm nun sogar noch um „40 bis 50 Prozent“ übererfüllt. So seien sowohl Innen- als auch Außengehege deutlich größer als die jeweils vorgeschriebenen mindestens zehn Quadratmeter, und auch nach oben hätten die Äffchen künftig deutlich mehr Luft, als sie vorschriftsgemäß haben müssten. Auch die Besucher sollen es besser haben: Breite Glasfronten - teils auch Bullaugen - und großzügigere Gänge sind vorgesehen. Überhaupt will man die Erlebnisqualität verbessern: Glatt und rechtwinklig außen, soll der Besucher quasi in einen Dschungel blicken, mit „Bäumen“, die die Trennwände zwischen den einzelnen Domizilen weitgehend vergessen machen. Was sich hiervon verwirklichen lassen wird, sei letztlich eine Frage des Geldes. An Ideen, sagt Lindemann, mangele es ihm und seinen Mitarbeitern nicht, sie bräuchten hierzu dann aber künstlerische Profis.
In der Anlage gleich rechts neben dem - derzeit wegen der Bauarbeiten geschlossenen - Haupteingang des Tierparks wird sich in Zukunft auch die Futterküche befinden und ein Raum ist für die Technik reserviert. Krallenaffen, so Lindemann, stellten nämlich hohe Ansprüche an Klima, Heizung, Be- und Entlüftung. Dort wird sich auch eine Art zentraler „Kärcher“ befinden mit Anschlüssen in den einzelnen Gehegen, was dem Personal fortan Schlauchsalat erspare. Bis zum Einbruch des Winters, also spätestens im November soll der geschlossene Rohbau stehen, dann kann der Ausbau beginnen. Die Äffchen müssen während der Bauphase etwas zusammenrücken, sie sind zum Teil bei den Brazzameerkatzen untergekommen.
Große Sprünge
Nicht alle Baumaßnahmen, die im Tierpark ablaufen, sind unterdessen geplant und freiwillig: Das nagelneue Klippschliefer-Gehege, erst Anfang Mai eröffnet, musste bereits verändert werden: Ein Metallnetz schließt den bisher offenen Teil oberhalb der zwei Meter hohen Glaswand. Grund ist der Ausbruch der beiden Klippschliefer vor bereits mehreren Wochen. Von ihren Sitzfelsen aus waren die extrem plump anmutenden - aber für große Sprünge bekannten - Tiere auf die so genannten Abweiser oberhalb der Glasfront gelangt und von dort ins Freie. Eines der Tiere ist bis heute abgängig, es wurde zuletzt am Berufsschulzentrum in der Dresdener Straße gesichtet, berichtet Lindemann. Zu fressen finde der Geselle namens Tom in den Gärten zwar derzeit reichlich. Aber die Einsamkeit! Eine „psychische Belastung“ auch für jenen (Jerry), den man unmittelbar nach dem Ausbruch wieder hatte einfangen können. Der Tierparkchef hat deshalb erneut die Fühler Richtung Stuttgart ausgestreckt: In der Wilhelma gibt es Klippschliefer-Nachwuchs, Lindemann hat sich auf die Reservierungsliste setzen lassen.