MZ-Ferientag im Biosphärenreservat "Mittelelbe" MZ-Ferientag im Biosphärenreservat "Mittelelbe": In den Wipfeln

ORanienbaum - Oskar will hoch hinaus. Doch auf der Hälfte der Strecke hakt es. „Jetzt geht es irgendwie nicht mehr weiter“, ruft der Achtjährige und hängt in den Seilen, ein paar Meter über den Köpfen seiner Eltern. „Ruh dich aus“, sagt die Mutter. Und nun macht sich auch noch der Vater im Klettergeschirr auf den Weg in den Wipfel einer Eiche. „Das sieht einfacher aus, als es ist“, stöhnt Florian Diete aus Bitterfeld nach ein paar mühsamen Zügen. „Für mich ist es der Arbeitsweg und oben geht es erst richtig mit der Arbeit los“, lacht Jörg Hinze.
Was am Rand des Geländes am Auenhaus zwischen Dessau und Oranienbaum Vater und Sohn ins Schwitzen bringt, ist für den Forstwirtschaftsmeister Alltag, und von dem erzählt er beim MZ-Ferientag, der am Montag in das Biosphärenreservat „Mittelelbe“ führte.
Das Freibad kann warten
Es ist ein heißer Wochenstart, ein hochsommerlicher Tag. Doch für 171 Besucher kann das Freibad warten, dafür ist auch noch am Nachmittag Zeit. Vorher jedoch bieten die Mitarbeiter des Reservates, der Förderverein und etliche Helfer gemeinsam mit der Lokalredaktion Wittenberg der MZ Unterhaltung und Information gleichermaßen im und rund um das Auenhaus.
Baumkletterer Jörg Hinze ist vom Betreuungsforstamt gekommen und brauchte nur drei Versuche, um seine Seilkonstruktion am Morgen hoch oben in der Eiche zu verankern. Wurfgeschoss oder großes Katapult sind seine Mittel, um das erste Hilfsseil über einen Ast zu bringen. Als alles installiert ist, stehen kleine und große Besucher nahezu Schlange, um sich das Veranstaltungsgelände aus der Luft zu besehen, auch wenn der achtjährige Oskar – inzwischen wieder weich gelandet – meint, „da oben sieht man nur Bäume“.
Darunter aber passiert eine Menge, und die vielen Bäume im Garten des Informationszentrums sind schließlich hervorragende Schattenspender. So lässt es sich bei den Frauen des Fördervereins ganz entspannt unterm Apfelbaum basteln. Das ist vor allem die Mädchenecke auf dem Gelände. Ella und Lilo haben einen Schmetterling gefaltet, nun ließe sich noch ein Trinkhalm mit Falter verzieren oder etwas mit Perlen basteln. Einen Schmetterlingskeks gibt es von den Förderverein-Helferinnen ohnehin für die Bastelmühen.
Interaktive Ausstellung
„Das sind unsere Ferienkinder aus Dresden und Berlin“, erzählt Edith Lohmann aus Cobbelsdorf. Vom Ferientag der MZ las sie zufällig und konnte die Enkelinnen begeistern. Auch Margit Marder aus Halle brauchte Enkeltochter Annemarie mit der Aussicht auf einen spannenden Ferientag im Biosphärenreservat nicht lange überreden. Nun errät die Achtjährige Tierstimmen in der interaktiven Ausstellung und freut sich schon auf den Ferientag der MZ am 10. August, denn dann will auch der große Bruder mitkommen. „Die Ferientage sind eine schöne Idee. Da muss man sich nicht immer selbst ein Programm ausdenken“, sagt die Oma. „Auch für uns ist das außerdem interessant.“ Gestern lernte die Frau aus Halle erstmals das Informationszentrum kennen.
Renate und Harald Größer aus dem Saalekreis sehen das ähnlich. Sie verbringen den Sommer in Möhlau und betreuen tagsüber die Enkel Joey und Piet. „Oranienbaum liegt ja nicht weit weg und am Nachmittag wird bei uns am See gebadet“, sagt Renate Größer. Bis dahin verausgaben sich die Jungs aber in den Klettergelegenheiten im Seilgarten. Als allerdings wieder die Motorsäge knattert, wird die Seilspinne schnell verlassen und der Weg zu Axel Glanz eingeschlagen. Hinterm Ausstellungspavillon befreit er eine Eule aus einem Eichenstamm oder schnitzt sie vielmehr aus ihm heraus.
Glanz ist auch in diesem Jahr wieder Publikumsliebling beim Tornauer Skulpturenwettbewerb mit Motorsägen geworden und zeigt nur ein paar Tage nach seinem Erfolg sein Können beim MZ- Ferientag. Mehrere Sägen hat er mitgebracht. „Fürs Grobe und Feine“, sagt er, anderes Werkzeug ist nicht erlaubt. Zwei, drei Stunden gibt er sich bis zur Fertigstellung der Skulptur, die im Biosphärenreservat bleiben wird. „Danach kommt vielleicht noch ein Adler dran“, meint er. Genug Eichenstämme haben ihm die Mitarbeiter des Biosphärenreservates bereit gelegt.
Kräuter gegen Wehwehchen
Während Glanz sägt, muss sich Kräuterfrau Martina Barth stimmlich durchsetzen. Im Garten hat sie ein Besuchergrüppchen um sich versammelt. Sie pflückt und zupft in der Wiese und hält Schafgarbe in den Fingern. „Jetzt bräuchte ich mal jemanden, der sich einen Mückenstich aufkratzt“, sagt sie in die Runde. Zwar findet sich niemand dafür, aber auch so berichtet sie von der blutstillenden Wirkung des Krautes. Die Kinder knabbern dran, die Großen interessiert eher, welche Wehwehchen von Kräutern gelindert werden können. So kommen Alt und Jung beim Ferientag auf ihre Kosten und lassen sich schließlich an der Gulaschkanone von René Raven Nudeln mit Tomatensoße schmecken, denn das Freibad konnte gestern auch mal bis zum Nachmittag warten. (mz)