Möhlau Möhlau: Hoffnung auf großen Fisch am Haken
MÖHLAU/MZ. - Kreativität und das Gespür für den Moment sind gefragt in Möhlau. "Wir sind schließlich auch nur ein Verein von vielen", sagt Jörg Rapprich, Vorsitzender des Anglervereins. Und deshalb könne man die Fürsorge der Gemeinde nicht über Gebühr beanspruchen. Zumal deren finanzielle Mittel auch nicht grenzenlos wären.
Die Petrijünger setzen deshalb seit geraumer Zeit ein wenig Hoffnung auf den großen Fisch am Haken und gehen dabei gehörig fremd. Sie laden zum Flohmarkt ein, der Abwechslung, vor allen Dingen aber auch etwas Geld in die Kasse bringen soll. "Nein, wir nehmen hier keine Standgebühren", bekräftigt Rapprich. Denn jeder Trödler wolle doch auch leben. Das Rezept für den Erfolg auf fremdem Terrain liege vielmehr in der Vielfalt des Angebots.
"Sachen, die der eine nicht mehr braucht, die dem anderen vielleicht aber noch nützlich sein können", beschreiben die Petrijünger um Sabine Näbe die Auslagen an ihren Trödeltischen. Vereinsmitglieder, Freunde und Bekannte haben Pilze aus Lärchenholz mitgebracht, zu finden sind Angeln, Körbe, Pfeifen.
Der Clou: Alles haben die Angler kostenfrei übereignet bekommen. Mit dem Erlös können sie frei agieren. "Das hilft ein Stück weiter", wissen sie.
Denn das Anglerheim ist längst noch nicht das Schmuckstück, von dem sie träumen in Möhlau. Zwar strahlt ein großer Teil bereits im neuen Glanz. Ein ganzes Stück muss aber noch erledigt werden. Die Messlatte haben die Petrijünger selbst sehr hoch gelegt. Im letzten Winterhalbjahr haben sie das Dach gedämmt, die Toilettenanlage auf Vordermann gebracht und sich beim großen Saal selbst übertroffen.
"Damit hatten wir nicht von Anfang an gerechnet", macht Jörg Rapprich keinen Hehl aus dem Meisterstück. Abgehangene und strahlend weiße Decken, Ton in Ton, vor allen Dingen aber hell gehaltene Wände, Fische als Dekoration, moderne Lampen, frischer Bodenbelag. Das zu wiederholen sei schwer, wissen die Angler. Aber sie wollen sich nicht lumpen lassen, rühren die Werbetrommel für die Renovierung des kleinen Saals und sparen nicht mit Aktionen wie dem Flohmarkt.
"Ein bisschen Geld in der Kasse schadet nie", geben die Petrijünger kund, für die beim Markt allerdings auch die Gemeinschaft mit den Nachbarn zählt.
Das Kinderzimmer genauer unter die Lupe genommen hatten Nils und Tom Rungius. Von Pokemon-Karten bis zum Modell des Formel 1-Boliden hatten sie alles an Bord, was das Herz begehrt - oder eben auch nicht. "Wenn wir nichts verkaufen, kommt alles wieder zurück", gaben sich die Brüder aus Gröbern locker. "Eine Abwechslung war es aber auf jeden Fall."
Nicht weniger praktisch denkt die Dessauerin Renate Blaß. In ihrem Möhlauer Freizeitparadies bastelt sie mit Vorliebe Glückwunschkarten. Sie schneidet, stanzt, klebt und hat dabei jede Menge Spaß. "Aber irgendwann muss mal Platz gemacht werden. Sonst kann ich nicht weiter." Die Hoffnung auf den Erfolg ist nicht weniger groß wie bei den Anglern.
Gut 100 gibt es davon zurzeit in Möhlau. Doch groß sind allein nur die Hoffnungen.
Groß ist auch die Sorge um den Nachwuchs. "Zu wenig Kinder und Jugendliche", sagt Jörg Rapprich und will weiter die Werbetrommel rühren. Schnupper-Angelstunden mit Grundschülern und Kita-Kindern gehören deshalb zum Standardprogramm.