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Mit Kräutern und Engeln

Von LUTZ BERGMANN 21.02.2010, 17:34

WITTENBERG/MZ. - "Richtig atmen - energievoll leben", steht auf einem kleinen Schild daneben. Der Geräuschpegel sinkt etwas. Aus dem Gegrummel dringt eine leise, angestrengte Stimme: "Schwarzen Sesam muss man gut kauen, damit die Nährstoffe über die Mundschleimhaut aufgenommen werden." Antje Praetorius räuspert sich. Sie ist heiser, weil sie heute so viel geredet hat. Dann fährt sie fort: "Braunhirse ist trendy und beugt Haarausfall vor."

Die Wittenbergerin hat einen der 33 Stände auf dem dritten Naturheilkundetag, der am Sonntag im Luther-Hotel stattfand. Gegenüber von Praetorius stellt Gerold Grüttner aus. Er bietet "Hand auflegen" an. Dabei übertrage er positive Energie aus dem Universum über seinen Engel auf Patienten und bekämpfe damit psychische Störungen - behauptet er zumindest. Elke Schneider kommt ohne Hilfe von Engeln aus. Sie vertreibt Kaudrops und ein Pulver, das die glatte Muskulatur, die sich oft zurückbilde, wieder aufbaue. "Bei täglicher Einnahme, verbessert sich das Darmmilieu", verspricht sie. Davon profitiere auch das Herz.

Martina Barth hingegen trägt eine Tracht und hält eine Flasche mit honigfarbigem Inhalt in der Hand. Sie ist Gästeführerin in der Dübener Heide. "Ich möchte altes Wissen über Kräuter weitergeben. In ihrem Garten in Ogkeln bringt sie Gruppen bei, wie man aus Löwenzahn, Brennnesseln und Wasser Getränke zum Entschlacken macht. Ihr mitgebrachter Kräuterwein ist der absolute Renner. Die Flasche ist schon fast leer und ständig kommen neue Besucher, um zu kosten. So auch Birgit Christoph: "Ich finde es toll, dass man hier überall ohne Termin und Geld mal reinriechen kann". Uta Schildhauer ist ebenfalls begeistert. "Es ist wichtig, erklärt zu bekommen, wie man den Körper gesund hält." Sie sei froh, ergänzt sie, dass hier nicht so ein Geschiebe sei. Das sehen einige Aussteller anders. "Es könnte mehr los sein", bemängelt Darmexpertin Schneider. Heilpraktikerin Vichy Schimani stimmt ihr zu. Sie habe aber trotzdem wichtige Kontakte geknüpft. Andere Verkäufer haben an der Veranstaltung nichts auszusetzen. "Das ist eine gute Lokalität", lobt Energieberater Sadowski. Auch Grüttner gefällt es: "Das Publikum ist sehr interessiert". Man merke, wie die Leute zielgerichtet nach dem suchen, was sie brauchen.

Organisator Frank Habdank resümiert: "Wir haben sieben Aussteller mehr als im vergangenen Jahr, der Raum ist größer und wir haben einen Zuwachs an Besuchern." Das große Interesse an der Naturheilkunde freue ihn sehr, da sie neben der Schulmedizin wichtig sei. Diese bekämpfe oft nicht die Ursache eines Schmerzes, befindet Habdank. Die Naturheilkunde behandle den Menschen ganzheitlich. Das heiße aber nicht, dass die Schulmedizin unwichtig sei, erläutert er und ergänzt: "Wenn ich was akutes habe, dann muss ich natürlich ins Krankenhaus".