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Ausbau von Windenergie Mehr Windräder in Straach? Darum sind viele Anwohner dagegen

Der Ortschaftsrat und Einwohner von Straach sprechen sich gegen eine Erweiterung des Windparks aus. Zahlreiche Fragen seien bis heute nicht beantwortet, heißt es bei einem Treffen.

Von Jana Dürr Aktualisiert: 05.03.2024, 10:00

Straach/MZ. - Wieder geht es um den Ausbau des Windparkes in Straach: Zur Sitzung des Ortschaftsrats am Freitagabend fand eine öffentliche Einwohnerfragestunde statt. Neben dem Ortschaftsrat unter der Regie von Ortsbürgermeister Klaus Eckert kamen engagierte Anwohner zusammen, um sich über den aktuellen Stand der Entwicklungen zum Windpark Straach zu informieren.

Einst positiv gestimmt

Während der Ortsrat vor gut 17 Jahren noch positiv gestimmt war, mit einem Windpark etwas Fortschrittliches zu bauen, weht der Wind nun aus entgegengesetzter Richtung. Dem Repowering der Anlagen steht der Straacher Ortschaftsrat noch zustimmend gegenüber, eine Erweiterung jedoch lehnt er ab. Dabei kann der Rat zwar seine Meinung äußern, das letzte Wort allerdings hat die Verwaltung im Rathaus Wittenberg. Und die halte das neu zu erschließende Gebiet bei Straach offenbar für geeignet. „Die Situation hat uns ziemlich überrollt“, verkündet Eckert und erklärt, dass keine Gegenwehr durch den Ortschaftsrat möglich ist.

Gut ist einzelnen Bürgern aus Straach und den Ortsteilen Berkau und Grabo noch der Ton in Erinnerung, mit welchem die Vertreter der Stadtverwaltung bei der Informationsveranstaltung im Oktober in der Straacher Turnhalle zu den Anwesenden sprachen. Dabei gab es Gelegenheit, schriftlich Fragen an die Stadtverwaltung zu richten. Bis heute seien etliche Anfragen nicht oder nur unzureichend beantwortet, heißt es. Vielfach sei in den auf der Homepage der Stadt veröffentlichten Fragen und Antworten zu lesen: „Konkrete Aussagen … können nicht gemacht werden“ oder „… kann keine verbindliche Aussage getroffen werden“.

40 von 60 Fragen zum Ausbau des Windparks noch nicht beantwortet

Von knapp 60 gestellten Fragen seien fast 40 bis heute nicht beantwortet. Dazu gehört zum Beispiel die Frage nach dem Sinn des Ausbaus, wenn nicht einmal die vorhandenen Anlagen ausgelastet seien oder abgeschaltet werden, weil der erzeugte Strom nicht gespeichert werden kann. Auch die Frage, warum nicht in anderen Ortsteilen von Wittenberg nach geeigneten Gebieten gesucht wird oder wieso überhaupt noch ausgebaut wird, obwohl der zu leistende Anteil bereits erbracht ist, habe bis dato keine Antwort erhalten.

Diese Informationen sowie eine anschauliche Karte und weitere Unterlagen hat Werner Karius für die aktuelle Fragestunde aufbereitet und vorgetragen. Der ausgebildete Verwaltungsfachwirt, der im Ruhestand ist, bringt sich aktiv ein, wenn es um die Belange seines Wohnortes geht. Dabei präsentiert er eine Karte, auf welcher die Konzentration der geplanten neuen Windkraftanlagen in direkter Ortsnähe deutlich ersichtlich ist. Es folgen Berichte von Anwohnern, nach denen Investoren bereits im Ort unterwegs sind und Eigentümern die Grundstücke abkaufen wollen mit dem Angebot der zusätzlichen Zahlung eines vierstelligen Betrages bei sofortigem Vertragsabschluss. „Das geht hier zu wie auf dem türkischen Basar“, so ein betroffener Familienvater.

Wald abholzen im Naturpark Fläming?

Besondere Sorgen bereitet den Straachern die Menge an Wald, die abgeholzt werden soll, um die Windräder zu errichten. Dabei gehört das Areal zum Naturpark Fläming. Anfangs wiegten sich die Bewohner der Flämingdörfer aufgrund des Waldgesetzes noch in Sicherheit, führt Karius aus. Danach ist Windkraft im Wald tabu.

Nun jedoch gibt es Bestrebungen, das Gesetz anzupassen, entsprechende Entwürfe liegen vor. „Ist Straach noch zu leise“, fragt sich eine Anwohnerin und meint, die Initiative „Gegenwind“ im Coswiger Bereich sei viel weiter. In der Diskussion, alle Anwesenden sprechen sich gegen die Erweiterung des Windparks aus, werden verschiedenste Argumente zusammengetragen, die den Entscheidern zur Kenntnis gebracht werden sollen. Das Angebot der Zusammenarbeit mit der bereits bestehenden Initiative „Gegenwind“ wollen die Straacher annehmen und auch Eckert sichert allen Bemühungen gegen den Ausbau des Windparks seine persönliche Unterstützung zu.

Kostenloser Strom?

Dass es bei der Diskussion um den Windpark auch um finanzielle Aspekte geht, steht außer Frage. Der Stadt würde solch ein Zubrot guttun, vermutet Eckert, überlegt aber auch, was die Straacher davon hätten? Eine kostenlose Stromversorgung könnte er sich im Gegenzug vorstellen, sollte das Projekt nicht zu verhindern sein. Auch der zügige Ausbau des Radweges nach Wittenberg sowie die Umsetzung weiterer Projekte zur Verbesserung des Wohngebietes in Straach würde er fordern.

Bereits für April ist die nächste Zusammenkunft der Planungskommission, der unter anderem Oberbürgermeister Torsten Zugehör angehört, vorgesehen. Bis dahin soll eine nochmalige Stellungnahme des Ortschaftsrates an die Kommission gesendet werden.