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Lutherwanderung im Zeichen von Lucas Cranach den Jüngeren Lutherwanderung im Zeichen von Lucas Cranach den Jüngeren: Tour von Dessau nach Wittenberg

Von stefanie hommers 23.08.2015, 17:28
Mit müden Füßen, aber einem munteren Lied auf den Lippen erreichten die Lutherwanderer Wittenberg.
Mit müden Füßen, aber einem munteren Lied auf den Lippen erreichten die Lutherwanderer Wittenberg. Baumbach Lizenz

Wittenberg - Auf die erschöpften Wanderer wartete nicht allein ein begeistert applaudierendes Empfangskomitee, sondern auch eine historisch standesgemäße Erfrischung. „Meine Barbara hat ein Bier für euch gebraut“, lockte Lucas Cranach alias Rudi Kaufhold. Das ließen sich Luther (Bernhard Naumann), Staupitz (Oberbürgermeister Torsten Zugehör, parteilos), Hofmusikant Rainer Schulz und ihre wackeren Mitstreiter nicht zweimal sagen. Im Cranachhof streckten sie ihre müden Glieder, ölten die von Wärme und Gesang trockenen Kehlen und stärkten sich mit knusprig gebackenen Schlangen. Die waren geflügelt - und aus Teig. Das Wappentier der Cranach-Werkstatt erinnerte daran, dass die traditionelle Lutherwanderung in diesem Jahr ganz im Zeichen des Wittenberger Renaissancemalers Lucas Cranach des Jüngeren und seines 500. Geburtstages stand. Unter dem Motto „Cranach verbindet“ hatten sich 21 Wandersleut und ein Hund von Dessau aus nach Wittenberg aufgemacht.

Zu den jüngsten Teilnehmern gehörten Friederike und Carl Meinhof aus Seyda. Die 16-Jährige und ihr drei Jahre jüngerer Bruder aus Seyda hatten die gesamte Strecke bewältigt und gestanden am Schluss freimütig: „Die letzten Kilometer waren schon heftig“. Das galt indes nicht nur für den Wandernachwuchs. Der Endspurt machte auch erfahrenen Weggefährten zu schaffen. Bis Apollensdorf sei alles bestens gewesen, „dann kam der Einbruch“, bekannte Torsten Zugehör. Zwar hatte der auch schon die 70 Kilometer Distanz zwischen Leipzig und Wittenberg bewältigt, aber die Erfahrung sei immer wieder anders und immer wieder neu. „Ich bin jedes Mal neugierig, was der Weg mit uns macht.“ Nun, in jedem Fall Blasen, aber das, ergab sich Zugehör in sein Schicksal, gehöre wohl nun einmal dazu.

Lutherdarsteller mit zumindest kraftvoller Stimme

Darüber hinaus gehörten zum schweißtreibenden Erlebnis aber auch Erkenntnisse an den einzelnen Stationen Cranachschen Wirkens, Ermutigungen durch Zaungäste am Wegesrand, Blumengrüße von Coswigs Bürgermeisterin Doris Berlin und Ortsbürgermeister Norbert Biermann aus Griebo, wo den Wanderern im Café Abseits zusätzlich Lutherrosen in Gebäckform überreicht wurden. Mit kräftigem und kräftigendem Saitenspiel sorgte Rainer Schulz ebenfalls für Unterstützung.

Am Ende hatte Lutherdarsteller Bernhard Naumann noch genügend Energie, mit zumindest kraftvoller Stimme und einem fröhlichen „Hier gehen wir, wir wollen auch nicht anders“ ein positives Resümee zu ziehen. „Wir haben versucht, das Cranach-Jubiläum wirklich zu begehen“, unterstrich Naumann, wobei er die Betonung auf gehen legte. Nur einen Wermutstropfen ließ Luther doch in seine Lobrede tropfen. „Es ist ein wenig enttäuschend, dass wir hier in Wittenberg nicht vom Oberbürgermeister begrüßt worden sind“, gab er augenzwinkernd zu Protokoll. Statt dessen empfing der Kulturausschussvorsitzende Horst Dübner (Linke) die matte Schar mit warmen Worten und einer schlagfertigen Replik auf Naumann. Ein Oberbürgermeister, der bei der Begrüßung fehle, dafür aber gut zu Fuß beim Volke sei, sei nicht mit Gold aufzuwiegen. Im übrigen erinnerte Dübner daran, dass die bewältigte Strecke fast exakt der Marathon-Distanz entspricht. „Auch damals ging es darum, eine Botschaft zu überbringen“, hielt er den Wanderern auf der Route der Reformation entgegen. Dass sie dies weiterhin tun wollen, steht für die meisten außer Zweifel. „Ich bin nächstes Jahr wieder dabei“ unterstrich Zugehör. Man habe immer wieder ein paar Kilometer Zeit für ein intensives Gespräch, lerne Neues kennen und sich selbst. „Das ist eine ehrliche Sache, da kann man sich nichts vormachen.“ (mz)

Cranach und Staupitz am Ziel
Cranach und Staupitz am Ziel
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Besuch der Cranach-Ausstellung in Dessau.
Besuch der Cranach-Ausstellung in Dessau.
Sebastian Lizenz
Zum Resümee am Abend (li.) gehörte der Besuch der Cranach-Ausstellung in Dessau am Morgen.
Zum Resümee am Abend (li.) gehörte der Besuch der Cranach-Ausstellung in Dessau am Morgen.
Baumbach/Sebastian Lizenz