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Lurche und Kriechtiere rund um Wittenberg Lurche und Kriechtiere rund um Wittenberg: Tiere mit Igitt-Status

Von Karina Blüthgen 16.05.2019, 15:03
Uwe Zuppke mit seinem nunmehr sechsten Buch
Uwe Zuppke mit seinem nunmehr sechsten Buch Thomas Klitzsch

Wittenberg - Es ist eine dieser Begebenheiten, an die sich Uwe Zuppke im Zusammenhang mit Schlangen erinnert. „Vor zwei Jahren rief mich die Naturschutzbehörde an, ich solle alles stehen und liegen lassen und in ein Unternehmen in der Möllensdorfer Straße kommen. Dort sei ein Mitarbeiter von einer Schlange gebissen worden“, erzählt er. Dort angekommen, erwartete ihn der kreidebleiche Gebissene, der Rettungsdienst - und eine lebende Schlange in einem Pappkarton. „Es war eine Schlingnatter, völlig harmlos“, so seine Diagnose.

Was Schlangen betrifft, ist das Vorkommen im Landkreis mit zwei Arten (Schling- und Ringelnatter) sehr übersichtlich. Nicht einmal für die giftige Kreuzotter gibt es einen aktuellen Nachweis.

„Es ist ein überschaubares Gebiet“, sagt Uwe Zuppke über die Lurche und Kriechtiere, die zumeist einen „Igitt-Status“ haben. „Deutschlandweit gibt es nur 22 Lurch- und 14 Kriechtierarten.“ Insgesamt 30 dieser Tierarten hat der passionierte Naturfreund in seinem neuesten Buch, das er gemeinsam mit Jürgen Berg verfasst hat, aufgeführt.

„Die Lurche und Kriechtiere der Region Wittenberg“ ist jetzt erschienen. Berg, Vorsitzender des Naturschutzbundes Wittenberg, war zu DDR-Zeiten Leiter der Kulturbundgruppe Feldherpetologie, in der auch Zuppke Mitglied war. Der erinnert sich: „Wir waren eine ganz schöne Truppe, manchmal bis zu 25 Leute. Unter anderem war Wolfram Jakobs dabei, der sich in seiner Freizeit viel mit den Kröten, Fröschen, Eidechsen und Schlangen beschäftigt hat. Doch wir werden immer weniger.“

Leider würden beim Anblick von Kröten und Eidechsen die Emotionen überwiegen, weiß er. „Gerade bei der Anlage von Krötenzäunen müssen wir uns oft anhören: Für so einen Quatsch habt ihr Geld“, berichtet der passionierte Naturfreund. „In der heutigen Welt hilft aber nur Wissen und Kenntnis, um über Vorurteile hinwegzukommen.“

Genau deshalb sei das Buch erschienen, das inzwischen sechste Buch von Uwe Zuppke über die Landschaften und Tierwelt der hiesigen Region. Die Arbeit von zwei Wintern steckt diesmal darin. Geholfen hat nicht nur die Auswertung von Sichtungen vieler ehrenamtlicher Helfer über Jahrzehnte, sondern auch Zuppkes Mitwirkung an dicken Wälzern über die Herpotofauna Sachsen-Anhalts. Das steckt, allgemein verständlich sowie gut gegliedert und bebildert, in den 238 Seiten des neuen Buches.

Dass es in Sachen Schutz der Vielfalt in der Natur auch positive Beispiele gibt, verhehlt der 81-Jährige nicht. So würden regelmäßig Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes anrufen, wenn es um Baumaßnahmen geht, etwa den neuen Parkplatz östlich des Hauptbahnhofes, wo Zauneidechsen leben, oder in Apollensdorf vor dem Bau der Gewächshäuser.

„Das zeigt mir, dass es nur selten unüberbrückbare Konfrontationen gibt. Und es hat mich in meinem Glauben bestärkt, dass die Menschheit noch zu retten ist“, meint er lachend.

Was die Schlangen betrifft, hat er noch einen Tipp parat. „Schlangen muss man in die Augen sehen“, rät er. Die giftigen Ottern hätten schmale, senkrecht geschlitzte Pupillen. „Bei den Nattern sind diese rund.“

Uwe Zuppke/Jürgen Berg: Die Lurche und Kriechtiere der Region Wittenberg; 238 Seiten mit farb. Abb.; Books on Demand 2019; ISBN 978-3-7494-3037-6; 19,90 Euro, im Buchhandel bestellbar (mz)