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Leserärger in Wittenberg Leserärger in Wittenberg: Die Stadt und der Müll

Von Corinna Nitz 02.07.2019, 09:20
Der Müll stammt von Menschen, auf das Grundstück getragen haben ihn nach Angaben der Besitzerin Vögel. Entfernen muss sie den Unrat selbst.
Der Müll stammt von Menschen, auf das Grundstück getragen haben ihn nach Angaben der Besitzerin Vögel. Entfernen muss sie den Unrat selbst. Privat/Leserfoto

Wittenberg - Einen Containerstellplatz sprichwörtlich vor der Nase zu haben, ist für sich genommen schon unangenehm. Dies gilt umso mehr, wenn Menschen zur Unzeit, also beispielsweise in den sehr frühen Morgenstunden, Flaschen in die Glastonnen werfen, was bekanntlich mit Geräuschen verbunden ist.

Eine Wittenbergerin, die hier nicht namentlich genannt werden möchte, erlebt das regelmäßig. Auch sei Glas schon auf ihr Grundstück, das sich im Norden der Stadt befindet, geworfen worden. Anzeigen seien bisher allerdings ins Leere gelaufen.

Doch damit nicht genug: Neben einem ebenfalls in direkter Nähe befindlichen Altkleidercontainer werden immer wieder auch Restmülltüten abgestellt. Umweltsünder entledigen sich eben nicht nur abgetragener Textilien oder Schuhe.

Nach Prüfung: abgelehnt

Bisweilen befinden sich in den Tüten auch Nahrungsmittel und manchmal komme es vor, dass der Unrat auf das Grundstück getragen werde. Die Betroffene geht davon aus, dass es Vögel sind, welche „kleine Mülltüten“ über den Zaun bringen und auf dem Privatgelände zerpflücken.

In einem Fall habe es sich um verdorbenes Hundefutter gehandelt und das sei „nach Prüfung“ sogar den Vögeln zu eklig gewesen. Von den zuständigen Stellen fühlt sich die Betroffene, die die Hinterlassenschaften der Müllsünder auch fotografisch dokumentiert, so ziemlich allein gelassen.

Besonders schlimm sei es um Pfingsten herum gewesen. Sie habe bei verschiedenen Stellen angerufen mit der Bitte, sich zu kümmern. Die „Abfallwirtschaft sagt, die Stadt ist zuständig, und die Stadt sagt Abfallwirtschaft oder der Betreiber vom Altkleiderdienst“.

Von letzterem sei ihr versprochen worden, den Container zu leeren, doch habe der Müll auch am 13. des Monats noch dort gelegen, was die Betroffene zu der Schlussfolgerung brachte: „Es interessiert anscheinend niemanden, wie es dort aussieht.“

Eigentümer des Containers ist die Firma Alttextilrecycling Hänel Oranienbaum, vor etwa einem Jahr hat Daniela Wilhelm das Unternehmen übernommen, man führe es als GmbH mit Sitz in Gohrau weiter. Auf Nachfrage der MZ teilt sie mit, dass „grundsätzlich alle Behälter in Wittenberg alle 7-10 Tage geleert werden“, das Umfeld werde „von Müll gereinigt“.

Allerdings sei am fraglichen Standort eine Entleerung entfallen, „da wir zu diesem Zeitpunkt sowohl einen Unfall des Entleerungsfahrzeugs als auch den krankheitsbedingten Ausfall von 2 Mitarbeitern hatten“. Die Leerung wurde später nachgeholt. Wie auch Wilhelm ausführt, handelt es sich weniger um Altkleider, „sondern alle Arten von Hausmüll, die von Bürgern abgelegt werden.

Auch in dem angesprochenen Fall war der Behälter nicht überfüllt, sondern Restmüll um den Behälter abgelegt, den unsere Mitarbeiter bei der nächsten Abfuhr entsorgt haben“. Generell sei übrigens der Anfall von Restmüll in oder um die Container in Wittenberg „sehr hoch“, so Wilhelm, und: „Wir haben als Reaktion darauf den Tourenplan verändert und fahren jetzt wöchentlich die Behälter an.“

Zudem sei „sichergestellt“, dass bei Meldungen über die Hotline, welche auf den Containern stehe, „nach spätestens 24 Stunden eine Sonderentleerung stattfindet“. Ansonsten werde derzeit daran gearbeitet, alle Behälter mit einer neuen Hotline zu versehen.

Auf frischer Tat

Nun hat nicht nur Wilhelm den Eindruck, dass es in Wittenberg an bestimmten Stellen ein erhöhtes Müllaufkommen gibt. „Insbesondere an den Ein- und Ausfahrtstraßen der Lutherstadt, an schlecht einsehbaren Plätzen und Wegen sowie den hier in Rede stehenden Sammelplätzen ist ein erhöhtes Aufkommen an illegal entsorgten Abfällen zu verzeichnen“, so Marvin Just vom Büro des Oberbürgermeisters.

Just zufolge bestreift der Stadtordnungsdienst das fragliche Gebiet. Die Schwierigkeit bestehe darin, „dass die Müllsünder auf frischer Tat gestellt werden müssen“. Mit der Betroffenen stehe man in Kontakt, Just stellt gegenüber der MZ ein Schreiben der Stadt an die Frau in Aussicht.

Auf die Frage, inwieweit ihr geholfen werden kann, wenn wieder einmal fremder Leute Unrat auf ihrem Grundstück landet, antwortet er, dass weder Stadt noch Kreis die Müllentsorgung auf dem Privatgrundstück übernehmen können, da „es sich um eine privatrechtliche Angelegenheit handelt“. Für die Betroffene dürfte das nicht zufriedenstellend sein. In einer E-Mail an die MZ am Wochenende teilte sie mit, dass sie weiterkämpfen wird.

„Sei kein Saubär“

Für die Vermietung der Containerstellplätze auf öffentlichen Flächen ist die Lutherstadt zuständig. Auf Grundlage der Sondernutzungssatzung erfolge die Vergabe an die Betreiber auf vorherigen Antrag.

Um die Reinigung der Glascontainer kümmert sich nach Auskunft des dortigen Fachdienstes Abfallwirtschaft der Landkreis. Wie Kreissprecher Ronald Gauert zur MZ sagt, ist die Alba Sachsen GmbH für die Leerung zuständig, diese erfolge wöchentlich bzw. nach Bedarf. Der Altkleidercontainer an dem hier verhandelten Standort befindet sich im Besitz der Alttextilrecycling Hänel Oranienbaum GmbH.

In Wittenberg kommt es immer wieder zu illegalen Müllentsorgungen. Mit ihrer Aktion „Sei kein Saubär - mach mit sauber!“ fordert die Stadt ihre Bürger regelmäßig auf, den Müll anderer Leute zu beseitigen. Allein am letzten Einsatz im März dieses Jahres hatten sich wie berichtet rund 300 „Gutwillige“ beteiligt.

(mz)