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Landwirt Schmidt setzt auf Heidelbeeren

Von KARINA BLÜTHGEN 06.07.2009, 18:50

ÖSTERITZ/MZ. - "Ansonsten hält sich der Arbeitsaufwand in der Pflege in Grenzen. Aber Pflücken muss man eben noch." Was da auf den etwa zwei Hektar Fläche unweit des Ortes wächst, gibt es in der seltenen Kombination gesund und lecker. Die Rede ist von Heidelbeeren, genauer gesagt Kultur-Heidelbeeren.

Wie kommt ein traditioneller Landwirt zu Heidelbeeren? "Ich habe das mal im brandenburgischen Fernsehen gesehen", erzählt Schmidt. "Dann habe ich mich darüber informiert und mit der Familie gesprochen. 2004 haben wir die ersten Sträucher gepflanzt." In der Landwirtschaft, weiß er, ist es nie gut, sich nur auf traditionelle Bereiche zu verlassen. "Wie das ausgeht, sieht man immer wieder, wenn die Getreidepreise mal fallen oder wie jetzt der Milchpreis ganz unten ist. Beides unterliegt zu großen Schwankungen."

Schon früher haben Landwirte ein zusätzliches Standbein gesucht. In Wittenberg war es die Maiblumenzucht, mancher hat auf einem kleinen Areal Tabak angebaut. Bei Schmidt liegt das Spargelfeld gleich neben den Heidelbeeren. Und das passt auch. Wenn die Spargelernte am 24. Juni offiziell vorbei ist, geht es in den Heidelbeeren los. Von Ende Juni bis in die erste Augustwoche ist Erntezeit. Lothar Schmidt beschäftigt Saisonkräfte, aber auch Selbstpflücker sind bei ihm gern gesehen.

"Die Leute können, wenn sie sich angemeldet haben, werktags von 7 bis 14 Uhr pflücken", sagt er. An Sonnabenden geht es auch nur mit Voranmeldung. Man kann einen Korb mitbringen, aber Körbe sind auch vor Ort. Wer Heidelbeeren selbst pflückt, bezahlt für das Kilo vier Euro, wer nur kauft sechs Euro. Aber so schlimm wie mancher denkt, ist es nicht. "Man kann in der Stunde zwischen sechs und zehn Kilo schaffen", sagt Schmidt und zeigt große Beeren, bei denen es Spaß macht. Hat man noch einen Hocker dabei, muss man sich nicht mal zu sehr bücken.

Drei bis fünf Mal werden die Sträucher pro Saison geerntet. Was Lothar Schmidt nicht direkt vor Ort verkauft, geht zum Großmarkt oder an regionale Gemüsehändler. Einige Selbstpflücker sind bereits vor Ort. "Da spare ich Geld", sagt eine Frau aus Trebitz, die Heidelbeeren ausgesprochen lecker findet. Sogar einige Heilpraktiker pflücken bei ihm die Beeren für ihre Praxistätigkeit, verrät der Österitzer. Schon das dritte Jahr tragen die Sträucher auf dem gegen Wildschäden eingezäunten Areal nun Beeren. "Ein richtiger Ertrag ist ab dem sechsten Jahr zu erwarten, und dann können sie zwanzig Jahre stehen", hat sich Lothar Schmidt informiert. Einige neuere Reihen hat er schon daneben gesetzt, die brauchen noch ein paar Jahre. Denn ganz einfach ist die Heidelbeerkultur nicht. Es braucht unter anderem einen Pilz im Erdreich, mit dem der Strauch eine Symbiose eingeht. Und der Pilz braucht bestimmte Bedingungen. Sonst wird es nichts mit den blauen Beeren. Und die sind unschlagbar gut auf Kuchenteig oder zu Hefeklößen.

Wer seine Heidelbeeren auf dem Areal bei Österitz selbst pflücken möchte, muss sich vorher anmelden; Tel. 034927 / 2 10 94 oder 0175 / 2 05 79 33.