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Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Eltern müssen bei Schulessen drauflegen

Von Marcel Duclaud 03.11.2014, 09:48
Ein abgegessener Teller
Ein abgegessener Teller dpa Lizenz

Wittenberg - Eltern können sich auf steigende Preise gefasst machen. Der ab Januar geltende Mindestlohn sorgt offenbar für einen Preisschub in verschiedenen Branchen. Bei Taxen zum Beispiel - aber eben auch bei Essenanbietern. Es deutet sich an, dass Mütter und Väter um einiges tiefer für ihren Nachwuchs, der in Schulen und Kindergärten mit Essen versorgt wird, in die Tasche werden greifen müssen.

Es wird kalkuliert

Das bestätigt zum Beispiel Heidrun Hahn, Chefin des Cobbelsdorfer Kartoffelhauses, das Essen an Schulen, Kindergärten oder Betriebe liefert - zum Beispiel an die Wittenberger Grundschulen Diesterweg und Käthe Kollwitz. Ihre Kalkulation vor dem Hintergrund des kommenden Mindestlohnes ist längst fertig. Sie weist darauf hin, dass Preise bereits erhöht wurden: „Wir sind fast durch, ohne Hektik und Eile. Wir wollen das nicht erst im Dezember tun, wenn alle sich auf Weihnachten freuen.“ Im Schnitt steigen die Preise nach ihren Worten um zehn bis 15 Prozent. Das Unternehmen aus Cobbelsdorf hat freilich nicht einfach ein Schreiben verschickt, sondern das Gespräch gesucht mit den Kunden, zum Teil auch mit Elternvertretern. „Man muss sich in die Augen sehen“, betont Heidrun Hahn. Ihre Erfahrung: „Wir sind überall auf Verständnis gestoßen. Die Leute lesen ja Zeitung und können rechnen.“

Dass Preiserhöhungen anstehen, kündigt auch Thomas Junghans von dem gleichnamigen Coswiger Essenservice an, der rund 40 Schulen und Kindergärten versorgt, darunter die Grundschule Friedrich Engels in Piesteritz oder die Heinrich-Heine-Schule in Reinsdorf. „Da kommen wir nicht drum herum. Wir sind ein Dienstleister mit einem hohen Anteil an Lohnkosten.“ Junghans rechnet mit rund 50 Cent, möchte sich aber noch nicht genau festlegen: „Wir sind dabei zu kalkulieren und müssen das mit den Einrichtungen abstimmen.“ Ganz eilig hat das Coswiger Unternehmen es damit allerdings nicht. „Wir sind nicht hysterisch“, sagt der Chef und geht davon aus, dass die Preiserhöhungen erst im Februar wirksam werden.

Der Großanbieter Sodexo wird ebenfalls an der Preisschraube drehen. Zwar wollte sich das Unternehmen auf MZ-Anfrage nicht festlegen, schreibt aber in einer E-Mail: „Leider wird es nicht möglich sein, in allen Bereichen den Abgabepreis auf dem bisherigen Niveau zu halten.“ Derzeit werde die Kalkulation „mit großer Sorgfalt“ geprüft. Anderenorts ist die Firma damit offenbar schon fertig. In Halle soll laut einem MZ-Bericht der Preis in der Salzmann-Förderschule von 1,96 auf 2,84 Euro pro Mittagessen ab dem 1. Januar steigen. Das ist eine satte Erhöhung und würde Eltern Mehrkosten von rund 200 Euro pro Jahr bescheren.

Beträchtliche Unwägbarkeiten

In Wittenberg beliefert Sodexo nach eigenen Angaben sechs Einrichtungen: vier Kindertagesstätten (in Nudersdorf und Wiesigk beispielsweise) sowie die Grundschule Rosa-Luxemburg und das Luther-Melanchthon-Gymnasium. Dass zumindest für letzteres bereits eine Ankündigung, den Preis zu erhöhen, vorliegt, verlautete aus der Kreisverwaltung.

Verständnis für den gesetzlichen Mindestlohn haben die Unternehmer. Heidrun Hahn: „Ich gönne das meinen Leuten von Herzen.“ Allerdings müsse die Firma existenzfähig bleiben. Dass nicht unterschieden wird zwischen gelernten und ungelernten Mitarbeitern mache die Sache schwierig. Sie spricht auch von einem „bürokratischen Monster“, weil zusätzliche Arbeitspläne und schriftliche Verträge mit jeder Aushilfe nötig seien. „Ob wir mit dem Mindestlohn klarkommen, wird sich zeigen.“ Die Unwägbarkeiten seien beträchtlich. Die liegen etwa in der Akzeptanz der höheren Preise und in der Frage begründet, in welchem Maße Zulieferer ihre Preise erhöhen. (mz)