Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Durch eine Geburt wird ein Stadtteil wesentlich jünger
PURZIEN/MZ. - Und er hatte einen triftigen Grund. Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hat die Ehrenpatenschaft über die Drillinge Lina, Laura und Philipp Benedix übernommen. Die entsprechenden Urkunden, für jedes Kind gab es eine, übergab Norbert Bischoff im Bürgerzentrum an die jungen Eltern Stefanie und Jörg Benedix. Dazu gab es einen Blumenstrauß und einige kleine Geschenke. Die finanzielle Zuwendung war bereits vorher überwiesen worden.
Der Minister bekannte gleich zu Beginn des Treffens, aus einer kinderreichen Familie zu kommen. Er hat nicht nur fünf Geschwister, sondern ist auch ein Zwilling. Wer am lautesten oder meisten schreit, der bekommt das meiste zu essen, habe ihm seine Mutter mal erklärt. Wer denn bei den Dreien der größte "Schreihals" sei, wollte Bischoff daher wissen. Natürlich der Junge, kam prompt die Antwort. Dies wurde kurze Zeit später auch bewiesen, denn Philipp ließ sein zartes Stimmchen erklingen und gab erst Ruhe, als er das Fläschchen bekam. Bei der Gelegenheit zeigte Jörg Benedix, dass er mit Kind und Flasche sehr gut umzugehen weiß.
In das Bürgerzentrum ebenfalls gekommen waren Annaburgs Bürgermeister Erich Schmidt (SPD) und Ortsbürgermeisterin Jutta Göttert (parteilos). Letztere erklärte stolz, dass schon durch den Zuzug vom Ehepaar Benedix (er kommt aus Wittenberg und sie aus Jessen) der Altersdurchschnitt gesenkt wurde und nun durch die Drillinge, die übrigens am 6. Oktober vergangenen Jahres das Licht der Welt erblickten, ein weiterer Rückgang auf nunmehr 48 Jahre zu verzeichnen ist. Die 134-Seelen-Gemeinde zählt übrigens derzeit 15 Kinder im Alter bis 14 Jahre (Mitte des 19. Jahrhunderts sollen es einmal 72 gewesen sein, bei damals über 300 Einwohnern).
Nach dem offiziellen Akt nahmen dann alle an der Kaffeetafel Platz (ins Bürgerzentrum war ausgewichen worden, weil am Haus der Familie noch umgebaut wird). Annaburgs Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, um dem Minister über den Umbau der Kindertagesstätte in der Schlossstadt zu berichten. Natürlich kam dabei das Gespräch auf die immer knapper werdenden Finanzen der Gemeinden. Er habe gehofft, in seiner Amtszeit nie einen unausgeglichenen Haushalt vorlegen zu müssen, nun sei es doch geschehen, so Erich Schmidt.
Jutta Göttert brachte zudem ihr Unverständnis darüber zum Ausdruck, dass es über ein Vierteljahr dauerte, ehe der Antrag des Ehepaars Benedix auf Haushaltshilfe vom Landkreis abgelehnt wurde (die MZ berichtete). Norbert Bischoff erklärte, dass er die nach wie vor große Bürokratie bedauere. Aber wenn es Vorschläge gebe, so fuhr er fort, etwas dagegen zu unternehmen, werden gleich Bedenken laut, damit dem Missbrauch Tür und Tor zu öffnen.
Ministerpräsident Wolfgang Böhmer hat übrigens damit zum 24. Mal die Ehrenpatenschaft über Drillinge übernommen. Beantragen könne eine solche die Eltern oder das allein erziehende Elternteil, wenn sie ihren Wohnsitz in Sachsen-Anhalt haben.