Kunsthandwerk Kunsthandwerk: Notenständer und andere Holzobjekte für Liebhaber
Wittenberg/MZ. - Wenn ein Tischler und ein Musikinstrumentenbauer gemeinsam etwas aushecken, kommt Holz ins Spiel. Die Wahl des Werkstoffes ist bei diesen Metiers an und für sich nicht wirklich überraschend. Was Jörg Dahms und Marc Palma daraus machen, allerdings schon. Wie Skulpturen wirken die in warmen Farben gebeizten Holzobjekte, raumgreifend und filigran zugleich, schön und dazu noch brauchbar, denn man kann sie nicht nur betrachten, sondern auch benutzen: Es handelt sich um Notenständer, stumme Diener oder auch Garderobenständer. Nussbaum, Birne und Eibe haben die beiden Wittenberger verarbeitet, die Hölzer stammen überwiegend aus der Region, dunkle Mooreichenstücke sind den Tiefen der Elbe entrissen. "Es gibt so viele schöne Hölzer und es macht Spaß, mit ihnen zu arbeiten", sagt Palma.
Eigentlich, bekennen beide, handele es sich um eine Art Resteverwertung. Krumme Äste und knorrige Zweige, die sich weder für die Möbel- noch die Musikinstrumentenproduktion eignen, fristeten lange ein tristes Dasein im Restekorb der gemeinsamen Werkstatt in der Pfaffengasse. Zu hübsch, um sie wegzuwerfen, aber eben auch nicht wirklich nutzbar. Doch dann kam Marc Palma vor rund fünf Jahren die zündende Idee, die das Holz vor dem Feuer bewahrte und in einzigartige Liebhaberobjekte verwandelte: Jedes Stück ein Unikat, organisch in der Form, behutsam behandelt und je nach Eigenschaft und Aussehen anders verwertet. "Die entstehenden Formen folgen der Maserung des Holzes", unterstreicht Jörg Dahms, dadurch erreiche man trotz filigraner Form ein hohes Maß an Stabilität. Wenn die Form feststeht, folgt die Farbe. Zunächst werden die Hölzer mit Hartöl gewachst, dann werden Farbpigmente aufgetragen, Töne, die allesamt von Mutter Natur stammen. Mal sind sie mineralischen Ursprungs, wie das gelb leuchtende Goldocker, mal pflanzlich, wie die intensivrote Krappwurzel. Die Rezepte stammen aus der Wittenberger Farbenküche im Cranachhof. Bis so ein Notenständer fertig ist, vergehen alles in allem 20 bis 30 Arbeitsstunden. Kein Wunder, dass die mit viel Aufwand und Liebe zum Detail gefertigten Stücke einen stolzen Preis haben. Mindestens 450 Euro bezahlt man für einen Notenständer. Da schaut mancher lieber, als dass er kauft. Manchem Musiker aber ist es das wert, nicht nur zum Noten halten. Ein Kunde bestellte sich einen Gitarrenständer für sein liebstes Instrument, eine Cellistin aus Süddeutschland gönnte sich einen Notenständer, Hoteliers wünschen sich ein Objekt für ihre Herberge. Seit in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift "Landlust" über die Werkstatt berichtet wurde, trudeln auch Anfragen aus Österreich und der Schweiz ein.
An den ersten verkauften Notenständer erinnert sich Jörg Dahms noch gut. Der ging an zwei Touristen aus dem Rheinland, die mit dem Reisebus in Wittenberg waren. Bevor sie das Objekt ihrer Begierde mitnehmen konnten, eilten sie durch die halbe Stadt, um den Fahrer zu fragen, ob der Ständer mit in den Bus passe. Inzwischen basteln die Holzliebhaber auch an zusammensetzbaren Objekten. Das erleichtere den Versand. Im Übrigen fertigen sie in ihrer Werkstatt auch kleinere Objekte wie Kerzenständer, Garderobenhaken oder Füllfederhalter - ganz abgesehen vom Restaurieren und Bauen von Möbeln und Instrumenten.